Der Antares-Krieg
Geben wir ihm was zum Zähneausbeißen.«
Sechsmal ging ein kurzer Ruck durch die Diablo, als Langstreckenraketen aus ihren Magazinen jagten und die im Verhältnis zur Größe des Schiffes Achtung gebietende Bewaffnung demonstrierten, die Standard für die schnellen bewaffneten Aufklärer der Gruppe Merkur war. Die Echozeichen auf dem Radarschirm zeigten die zwei Trauben der zwischen den Schiffen rasenden Raketengeschosse. Bei der gegenwärtigen Entfernung würden sie etwa eine Minute benötigen, um die Distanz zwischen den Gegnern zu überwinden. Als die Hälfte dieser Zeit verstrichen war, ließ Elisa den Feuerleitrechner eine weitere Salve abfeuern und war keineswegs überrascht, als der Ryall das Feuer erwiderte. Die zweite Traube von Raketengeschossen würde die Arbeit der Abwehrrechner beträchtlich erschweren. Sie würden aus der Zerstörung der ersten Salve lernen und die Verteidigungsmittel entsprechend anpassen. Diablo begann unregelmäßig zu beschleunigen, als der Abwehrrechner die Verteidigung des Schiffes übernahm.
»Dritte Salve Feuer frei«, befahl sie dem Feuerleitrechner, als die Raketen beider Seiten verschwanden, bevor sie ihre Ziele erreichen konnten. Die Distanz zwischen beiden Schiffen hatte sich nun auf 45 Sekunden Flugzeit verringert.
»Elisa! Im Faltpunkt erscheint ein Schiff!«
»Korrektur! Dritte Salve auf neu erfasstes Ziel. Feuer frei.«
Wieder gingen leichte Stöße durch den Schiffsrumpf, als die Raketen auf den neu erkannten Feind gefeuert wurden. Als die dritte Salve draußen war, befahl Elisa: »Dauerfeuer auf Bogey Sieben Delta. Wir müssen ihn überschwemmen, bevor er uns überschwemmt.«
Diesmal wurde aus den kurzen Serien leichter Stöße eine anhaltende Erschütterung, als die Diablo ihre Magazine entleerte. Auch das Ryall-Schiff begann mit Dauerfeuer. Bald wurde offensichtlich, dass die Magazine des Zerstörers größer waren als Diablos.
»Ausweichmanöver. Wie lange bis zum anderen Ziel?«
»Sie sollten jede Sekunde dort an ...« Auf dem Bildschirm explodierte das neu im Faltpunkt eingetroffene Schiff. Da es blind in ein Gefecht durchgestoßen war, hatte niemand an Bord wissen können, was sie traf.
Elisa wandte sich wieder dem Hauptproblem zu. Der Raum zwischen ihnen und Bogey Sieben Delta war voll von Geschossen, und der Abwehrcomputer der Diablo feuerte mit den Lasern, so rasch sie sich wieder aufluden. Auch das Ziel feuerte Laser und schlug Haken. Die gute Nachricht war, dass ihr Abwehrrechner langsamer als Diablos war. Die schlechte Nachricht war, dass sie mehr Laser zur Verfugung hatten. Plötzlich blitzten hundert Sonnen grell im Raum zwischen den beiden Schiffen und blendeten sie. »Vorzeitige Explosion, wahrscheinlich beabsichtigt«, meldete Lubo Casimir. »Sie versuchen uns zu blenden.«
»Gelingt ihnen gut«, meinte Elisa. »Wie viel Strahlungseinfall?«
»Wir werden es überleben«, meldete Bill Arnes, der Bordingenieur, »wenn wir schnell genug Hilfe bekommen.«
»Zehn Sekunden, bis Sensoren wieder einsatzbereit. Gut, ich kann durch den Feuerball sehen. Feindschiff ist zerstört. Ich wiederhole, Feind ist zerstört!«
»Was ist passiert?«
»Anscheinend ist eine unserer Raketen durchgekommen. Ich kann nur eine expandierende Plasmawolke ausmachen.«
»Dann nichts wie weg von hier! Triebwerke volle ...«
Elisa Esperanzas Befehl wurde mitten im Satz abgeschnitten, als der nuklear bestückte Gefechtskopf der Ryall-Rakete, die von der Explosion im freien Raum abgeschirmt war, Diablo traf. In einem Dutzend Nanosekunden, viel zu schnell, um von menschlichen Sinnesorganen wahrgenommen zu werden, hörten Diablo und vier Menschen auf zu existieren. Die Ryall hatten ihren ersten Treffer gelandet.
Doch gemessen an den Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Invasion musste das Gefecht als ein entscheidender menschlicher Sieg beurteilt werden.
62
Konteradmiral Achille Poledoris von der Terranischen Marine betrachtete die Bildschirmwiedergabe des Planeten und verspürte einen Anflug von Heimweh. Weiße Wolkenstreifen gürteten eine blaue, von grünbraunen Landmassen gefleckte Kugel. Die Ozeane von Carratyl I waren seichter als jene der Erde und von einem schönen Aquamarin um den größeren Kontinent, das am Schelfrand plötzlich in Azurblau überging. Die Ozeane sahen gesprenkelt aus wegen einer großen Anzahl von Inselketten, die vulkanischen Ursprung verrieten, und von mehreren aktiven Inselvulkanen gingen feine gerade Rauchfahnen aus, die vom Wind
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