Der Antares-Krieg
weit übers Meer getragen wurden. Aus dem Raum gesehen bot die landwirtschaftliche Welt der Ryall einen lieblichen Anblick, doch galt dies auch für die meisten Welten der Menschen.
Poledoris' Problem war, dass der Anblick aus dem Weltraum nicht mehr lange lieblich sein würde. Die bedauernswerte Welt Carratyl I würde infolge der bevorstehenden Flottenaktion in den nächsten paar Stunden wahrscheinlich beträchtliche Kollateralschäden erleiden. Der große, dem Erdmond ähnliche Trabant des Planeten würde Mittelpunkt der Aktion sein, doch mussten natürlich auch alle planetarischen Abwehreinrichtungen neutralisiert werden. Schon jetzt konnte er auf seinen taktischen Bildschirmen sehen, wie die Abwehr der Ryall einsatzbereit gemacht wurde. Viele Megawatt Energie strömten vom Planeten und vom Mond himmelwärts, um die nahenden menschlichen Schiffe zu erfassen und ihre Zusammensetzung zu bestimmen. Zweifellos wurden auch große, lichtverstärkte Teleskope auf die Flotte gerichtet und verfolgten ihren Weg, der scheinbar direkt aus dem Zentralgestirn Carratyl zu kommen schien. Trotz dieser Erschwernis würden die Ryall durch Beobachtung des Spektrums der Photonenantriebe versuchen, die Antriebskräfte und danach die Größe der Schiffe zu analysieren.
Poledoris' Leute taten genau das Gleiche, um die Verteidigungsstellungen und ihre Stärken zu ermitteln. Starke Teleskope untersucht den Mond und versuchten die Geheimnisse der dort stationierten Marinebasis zu ergründen. Die Erkenntnisse geheimdienstlicher Aufklärung hatten die Basis als relativ schwach eingestuft, aber mit hinreichenden Mitteln, um Angriffe gegen Versorgungskonvois auf dem Weg nach Spica zu führen. Das bedeutete, dass die Basis in der verhüllenden Sprache der Militärs »neutralisiert« werden musste. Ob auch der Planet Carratyl I würde besetzt werden müssen, war eine der Entscheidungen, für die Poledoris verantwortlich war.
Um ihn waren die Zwölf der Terrestrischen Marine, die seinem Kommando unterstanden. Zusätzlich zum Schlachtschiff Achernar befehligte er die Kreuzer Saratoga und Brindisi, die Zerstörer Achmed Khan , Irving Kirschner , General Murphy und Tagaki, sowie vier Tanker. Das zwölfte Schiff in seiner Flotte war ein umgebauter Frachter, die Max Planck, zugleich das gefährlichste Schiff der Formation, denn an Bord der Max Planck war eine Ladung von mehr als fünfzigtausend Langstreckenraketen und anderen Waffen.
Die Max Planck war ein Mehrzweckschiff. Hauptfunktion war der Nachschub an Waffen und Munition für Kriegsschiffe, die sich verschossen hatten, aber sie besaß auch eigene Abschussanlagen für Raketen und konnte als Angriffsträger fungieren. Ein Angriffsträger war das einzige Schiff, das selbst die stärkste planetarische Abwehr überwinden konnte. Es bewerkstelligte dies, indem es den Luftraum des Feindes mit genug Geschossen füllte, um jede Abwehr unter dem Hagel der Explosionen zu begraben.
Die Ryall hatten eine ähnliche Taktik in der Schlacht um Sandar angewandt, wo eine gemischte Streitmacht der sandarischen und altanischen Marine den Angriff mit knapper Not abgewehrt hatte. Poledoris hatte das Geschehen dieser Schlacht studiert und wusste, wie viel Glück die Verteidiger damals gehabt hatten. Es war ihnen gelungen, die Angriffsträger der Ryall auszuschalten, bevor diese ihre Raketen hatten abschießen können. Hätten diese Schiffe den Raum mit ihren Todesschwärmen angefüllt, wären die Sandarer heute wahrscheinlich nicht Teil der Invasionsflotte. Zur Abwehr von Angriffsträgern waren die beiden Faltpunkte im Sonnensystem auf diese Weise stark verteidigt. Gelänge es einem dieser Ungeheuer, zur Erde durchzustoßen, könnte das Ergebnis schrecklicher sein als alles, was die Fantasie sich auszumalen vermochte.
»Admiral, Achmed Khan meldet, dass der Mond weitere Abfangjäger startet. Diese scheinen einsitzige Orbitaljäger zu sein.«
»Wie viele?«
»Zwei Dutzend, Sir.«
»Gibt es Aktion vom Planeten?«
»Nein, Sir. Dort herrscht Ruhe. Sie haben uns geortet und verfolgen unseren Kurs, sind aber nicht offensiv geworden.«
»Sie werden, nur keine Sorge. Diese Sensorabstrahlungen deuten auf eine aktive planetarische Abwehr hin. Sagen Sie allen Kapitänen, sie sollen nach schweren Lasern und anderen Nahverteidigungsmitteln Ausschau halten. Volle Gegenmaßnahmen, sobald sie eröffnen. Unser Feuer bleibt auf Abwehrstellungen und Stützpunkte beschränkt. Wir wollen keine Ländereien in Staub verwandeln, die
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