Der Antares-Krieg
Helm.
»Was nun, Sir?«
»Wir gehen ganz langsam näher, für den Fall, dass die Abwehr noch intakt sein sollte. Die Leute dort müssen einen ziemlichen Schrecken bekommen haben, und wir wissen nicht, wie sie eingestellt sind.«
»Richtig.«
Delson verschwand nach vorn und ließ Phillip im Passagierabteil. Er wäre dem Piloten gern gefolgt, aber dies war ein Zeitpunkt, wo die Bestimmungen beachtet werden mussten. Die Pilotenkanzel war zu klein für drei Personen in Schutzanzügen, und es wäre nicht hilfreich, wenn er seine Chauffeure während der Annäherung behinderte.
Vor allem wollte er zu seinem Schiff, vorausgesetzt, dass er noch eins hatte. Kaum eine Stunde hatte er sein eigenes Kommando, und schon war es abgeschossen. »Kein gutes Omen«, würde seine Mutter sagen.
Masons Stimme drang aus seinen Kopfhörern. »Keine Anzeichen, dass die Verteidigung aktiv ist, Hoheit.«
»Dann bringen Sie uns längsseits. Wie sieht das Schiff aus?«, fragte er. Das Passagierabteil war fensterlos, und der ins vordere Schott eingelassene Bildschirm brachte das Schiff nicht ins Bild, als er ihn aktivierte.
»Schlecht, Sir. Der Bug ist eingedrückt. Wir können große Risse in der Außenverkleidung sehen. Einige Tote treiben frei im Raum.«
»In Schutzanzügen?«
»Nein, Sir.«
Er nickte. Da niemand wusste, wie lange sie auf das Erscheinen der Ryall würden warten müssen, hatte die Kampfgruppe bald nach der Einschließung des Faltpunktes die Alarmstufe auf Gelb zurückgestuft. Das bedeutete, dass die Leute nicht in den unbequemen, unförmigen Schutzanzügen stecken mussten. Es bedeutete allerdings auch, dass es höhere Verluste geben würde, wenn der Angriff überraschend erfolgte. Diese Besatzungsmitglieder der Queen Julia, die nun tot im Vakuum trieben, würden wahrscheinlich die Unbequemlichkeit vorgezogen haben.
Das einzig Gute an dieser Situation war, dass gegenwärtig kaum noch jemand in der Kampfgruppe es sich in Hemdsärmeln gemütlich machen würde.
Irgendwo über seinem Kopf gab es eine Serie von Rülpsern der Korrekturtriebwerke, ein leichtes Ziehen künstlicher Schwerkraft, dann verkündete Delson: »Wir sind längsseits, Sir.«
»Wo längsseits?«
»Ladeluke Sechs. Sie sah am wenigsten beschädigt aus.«
»Sehr gut, machen Sie das Boot an der Queen Julia fest, und dann kommen Sie beide zurück hierher, um mich zu unterstützen. Wo sind die Ausrüstungen für Erste Hilfe?«
»Im zweiten Wandschrank achtern von der Luftschleuse, Sir.«
»Gut. Dann also los.«
Die enge Luftschleuse des Kurierbootes öffnete sich lautlos, sobald sie die Luft hineingelassen hatten. Zu dritt hatten sie kaum genug Platz, und noch weniger, wenn ihre Anzüge sich mit dem Absinken des Luftdrucks aufblähten. Sobald die Tür sich öffnete, wurde Phillips Visierscheibe automatisch dunkel. Das Sonnenlicht im Doppelsternsystem Spica hatte eine auffallende Ähnlichkeit mit dem eines Lichtbogenschweißgeräts. Es schmerzte in den Augen, obwohl sie durch Lichtfilter geschützt waren. Einen Meter vor ihm war die Ladeluke, umgeben von den gelben und schwarzen Streifen, die ihre Funktion verdeutlichten. Mit einem flauen Gefühl im Magen und dem Geschmack von Galle im Mund streckte Phillip seinen geschützten Arm aus und drückte das Schalterfeld rechts von der Tür. Zu seiner Überraschung wechselte die Farbe von Grün auf Bernsteingelb und zeigte an, dass das Schloss funktionierte.
»Ein gutes Zeichen. Es ist in Ordnung.«
Eine Minute später schwang die äußere Tür der Ladeluke auf und gab den Blick auf das Innere der großen Luftschleuse frei. Auch hier sah alles normal aus.
»Kommen Sie, gehen wir hinein«, sagte Phillip. Er und seine zwei Begleiter schwebten aus der Schleuse des Kurierbootes in die größere des Kreuzers. Lieutenant Delson drückte die Innensteuerung, und die Tür schloss sich so leise, wie sie sich geöffnet hatte. Alles geschah in völliger Stille, bis ein plötzlicher Luftzug ihre Anzüge traf und das Anzeigelicht von Bernsteingelb wieder zu Grün wechselte. Die innere Luftschleusentür öffnete sich von selbst.
Im Schiff war Luft. Das war offensichtlich, als sie sich von dichtem rauchigen Dunst umgeben sahen. In Schwerelosigkeit erfüllt Rauch das gesamte ihm zugängliche Volumen. Der Rauch zeigte keine Tendenz, eine Schicht zu bilden. Innerhalb der Luftschleuse trieben zwei Gestalten, die offenbar tot waren. Ein Dritter wand sich in Schmerzen. Über dem blutigen Knie seines Bordanzugs hatte sich das
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