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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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9
    Unter Raumfahrern gibt es ein altes Sprichwort: »Kein Schiff verlässt jemals eine Welt, bevor die Masse der Anträge, Formulare und Genehmigungen das Körpergewicht des schwersten Mannes an Bord übersteigt.«
    In dem Monat, der auf die Rückkehr der Discovery nach Alta folgte, kam dieses Stück Volksweisheit Richard Drake immer häufiger in den Sinn. Schließlich begann er sich zu fragen, ob es die Wirklichkeit nicht unzulässig beschönige.
    Die Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Regierung Altas und Clarence Whitlow fand sechs Tage nach dem Gespräch im Büro des Admirals im Plenarsaal des Parlaments statt, Ministerpräsident Reynolds, Jonathan Carstairs und Admiral Dardan repräsentierten Regierung, politische Parteien und Streitkräfte in der vom Live-TV übertragenen Zeremonie. Clarence Whitlow, in der vollen Pracht seiner Diplomatenuniform mit Schärpe, vertrat die Erde. Beide Seiten unterzeichneten den Vertrag mit der gebotenen Feierlichkeit. Als das Protokoll sicher in den alten Botschaftscomputern im Keller der Admiralität gespeichert und geschützt war, griff Whitlow in die Tasche, zog einen Aufzeichnungskristall heraus und überreichte ihn dem Ministerpräsidenten unter dem Applaus der zweihundert geladenen Gäste.
    Die erfolgreiche Wendung war zum Anlass ganztägiger Feierlichkeiten gemacht worden, die in einem abendlichen Ball gipfelten. Richard Drake nahm widerwillig daran teil, fand aber zu seiner eigenen Überraschung Gefallen daran. Sein Vergnügen rührte zu einem guten Teil von den mehreren günstigen Gelegenheiten her, mit Bethany Lindquist zu tanzen. Beide vermieden es, ihre Meinungsverschiedenheit über Bethanys Teilnahme an der Expedition zu erwähnen, und im Laufe des Abends merkten sie, dass sie eine Anzahl gemeinsamer Interessen hatten. Drake hätte ihre Gesellschaft gern bis in die frühen Morgenstunden für sich in Anspruch genommen, sah sich aber mit zunehmend unfreundlicher werdenden Blicken von Carl Aster konfrontiert. Um Mitternacht entschuldigte er sich und verließ den Ball. Früh am nächsten Morgen ging er an Bord der Moliere, und zwei Stunden später händigte er dem Chefingenieur an Bord der Discovery die Programme für die Springertriebwerke aus. Den zugehörigen Computer online zu bringen war schwieriger als erwartet. Hundertfünfundzwanzig Jahre lang hatte der Kreuzer im Beschuss kosmischer Strahlung gelegen. Hin und wieder prallte eines dieser mikroskopischen Korpuskel auf einen wichtigen Teil der Schaltkreise, welche die Springertriebwerke steuerten. Manchmal war die so entstandene Veränderung groß genug, um in den periodischen, aber relativ primitiven Wartungsüberprüfungen aufzufallen (es waren die einzigen Überprüfungen, die ohne die Operationscodes des Computers möglich waren). In anderen Fällen aber war der Schaden zu subtil, um ohne weiteres entdeckt zu werden. Das Ergebnis war eine allmähliche Ansammlung einsetzender Fehler im Computer und seinen peripheren Geräten. Volle zehn Prozent der Computerschaltungen versagten in den selbsttätigen Prüfungsläufen, nachdem der Computer ans Netz angeschlossen worden war, und die ständigen Wartungsüberprüfungen in den folgenden zwei Wochen ergaben einen ähnlich hohen Prozentsatz.
    Drake war gezwungen, mehr qualifizierte Techniker für den Computer einzusetzen, als er ursprünglich veranschlagt hatte. Das führte zu einer Personalknappheit bei der Überprüfung der übrigen Bordsysteme. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, improvisierte er, wo es möglich war. Nachrichtentechniker wurden mit der Überprüfung der lebenserhaltenden Systeme beauftragt, Waffentechniker befassten sich mit Radaranlagen und Infrarot-Suchgeräten. Triebwerkspezialisten halfen beim Ausgleich der elektromagnetischen Kraftfelder zur Fixierung des Masseumwandlers. Trotz der Personalknappheit bestand Drake darauf, dass jeder Teil des Schiffes mit peinlicher Gründlichkeit geprüft und erprobt werde. Jedes Teil, das auch nur den leisesten Verdacht erregte, wurde ersetzt, bis hinunter zur Kaffeemaschine in der Mannschaftsmesse.
    Bei alledem war die Discovery nicht Drakes einzige Sorge. Als Expeditionsleiter war er auch verantwortlich für die Beaufsichtigung der Vorbereitungen zur Aufnahme des wissenschaftlichen Personals sowie seiner Geräte und Instrumente an Bord des Passagierschiffes, das den Kreuzer begleiten sollte.
    Im Jahr 2512 war die City of Alexandria ein überaltertes Passagierschiff gewesen, das den

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