Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
riskiert. Was sie sah, ließ sie hochentzückt loskichern. Schnell war sie in ihr eigenes Zimmer zurückgehuscht, um ihren vierbeinigen Vertrauten eine weitere wichtige Neuigkeit mitzuteilen.
Obwohl Gypsy fremde Geheimnisse sonst gut für sich behalten konnte, plauderte sie am Morgen beim Frühstück alles aus.
»Pip geht nicht zurück nach Bristol ...«, verkündete sie mit vollem Mund.
Schlagartig wurde es still in der Küche.
»Wie meinst du das?«, fragte Viola.
»Wie ich’s gesagt habe. Sie geht nicht wieder weg. Sie will hierbleiben. Hier wohnen.« Die Stille am Tisch verstörte sie. »Jedenfalls hat sie das gesagt, zu Nancy und zu diesem Mann, der ... also, ich hab gehört, wie Pip Viola erzählt hat, dass Nancy Sushi aus seinem Bauchnabel gefuttert hat ... Aber Viola, warum hat Nancy das denn bloß gemacht? Ist doch eklig, oder?«
Viola verschluckte sich an ihrem heißen Tee, errötete und schaute gequält zu ihrer Mutter.
»Äh ... vielleicht hatten sie ja keine sauberen Teller mehr ...«, improvisierte Judy. »Aber ich würde das nicht empfehlen, mein Schatz, dann hat man hinterher doch überall ... aber was wolltest du sagen, bist du sicher, dass deine Schwester das wirklich so gemeint hat?«
Gypsy verteilte den restlichen Kuchen, von dem sie gerade gegessen hatte, an Eddie und Emerald, die in der Hoffnung am Herd saßen, es könne doch noch etwas Interessanteres für sie abfallen als Hundefutter. Dann nickte sie überzeugt.
»Das hat sie wörtlich gesagt: Ich bleibe hier. In Cornwall. Bei meiner Familie.«
Die Familie schwieg.
Als Erste rührte Viola sich wieder. Sie sprang vom Tisch auf, boxte in die Luft und rief.
»JA!!! Sie bleibt zu Hause!«
»Aber sie muss das auch wirklich wollen, Viola ...« Nervös bemühte Judy sich, die Erregung ihrer Tochter zu dämpfen und nicht selbst vor Freude auf dem Tisch zu tanzen.
»Ganz genau.« Susan, die unter dem Tisch beide Daumen drückte, nickte heftig. »Sie muss es wirklich selbst wollen. Wir können nicht von ihr erwarten, dass sie hierbleibt, wenn sie das nicht wirklich will ...«
»Aber sie hat’s doch gesagt ...«, beharrte Gypsy ungerührt.
»Ja, aber vielleicht hat sie das auch nur im Eifer des Gefechts zu Nancy und Dan gesagt und es eigentlich gar nicht so gemeint.«
»Doch.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
Feierlich blickte Gypsy sich in der Runde um.
»Weil Pip nie was sagt, was sie nicht so meint.«
Das war die Wahrheit, und alle nickten bestätigend.
»Und außerdem ...«, fügte Gypsy hinzu, »weil sie doch jetzt mit Balthazar zusammen ist ... und der wohnt die nächsten fünf Monate in Pops Cottage, also bleibt Pip nicht nur wegen uns, sondern auch wegen ihm ...«
»Ach, Gyps!« Judy schenkte ihrer Tochter ein mildes Lächeln. »Weißt du, er und Pip haben gestern Abend doch nur so getan, wir wollten Nancy einen Streich spielen ...«
»Aha.« Gypsy runzelte die Stirn und zog einen Schmollmund, »und warum haben Pip und Balthazar sich dann gestern Nacht in seinem Schlafzimmer geküsst?«
Vier Münder standen immer noch sperrangelweit offen, als Pip die Küche betrat. Sie trug die gleichen Klamotten wie am Vortag, und ihr allgemeines Aussehen ließ erahnen, dass Schlafen nicht die einzige Aktivität der vergangenen Nacht gewesen war.
Am liebsten hätten sie alle spontan Beifall geklatscht, aber sie hielten sich zurück.
Das allgemeine Grinsen war allerdings etwas verräterisch.
Pip errötete nicht nur, sie lief knallrot an.
Wenn man bedachte, dass sie über eine Stunde auf Beaus Rückkehr gewartet und sich zunehmend Sorgen gemacht hatte, nur um dann festzustellen, dass nicht nur sein Wagen weg war, sondern er auch eine Tasche gepackt haben musste, war es schon erstaunlich, dass keine Rauchwölkchen von ihrem Kopf aufstiegen.
»Hat jemand von euch Balthazar gesehen?«
Diese Frage hätte sie ihrer Familie in diesem Moment besser nicht stellen sollen. Alle Blicke richteten sich auf Gypsy.
»Ja, könnte man so sagen ...«
»Vielleicht ist er kurz los, um was für euer Frühstück im Bett zu besorgen ...«
»Oder um einen Verlobungsring zu kaufen ...«
»Oder er ist schnell beim Pfarrer, um die Kirche zu buchen ...«
Während die anderen sie foppten, ließ Pip sich wortlos und mit versteinerter Miene auf den Stuhl am Kopfende des Tisches sinken.
»Was ist denn los, Pip?«, fragte Judy mit sorgenvoller Miene.
Pip erwiderte ihren Blick, und für einen Moment war es Judy, als sehe sie ihr
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