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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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aber erst heute, nachdem die Juroren abgedampft waren, die Arbeit geschafft war und er nicht mehr gebraucht wurde, sei ihm klar geworden, dass er sich eine Zukunft ohne Pip schlicht nicht vorstellen könne. Sie sei seine große Liebe, sagte Balthazar, und so habe er ihr einen Heiratsantrag gemacht.
    Die anderen hatten an dieser »Verlobungsgeschichte« so bereitwillig mitgesponnen, dass Pip angst und bange wurde.
    Sogar einen »Verlobungskuchen« hatten sie irgendwo aufgetrieben. Das glückliche Paar musste ihn eigenhändig anschneiden, und Judy und Susan ließen es sich nicht nehmen, Reden zu schwingen – Judy über die »Macht der Liebe«, Susan über »die Kraft der Familie« – und bei beiden Frauen flossen reichlich Tränen.
    Balthazar hielt dabei die ganze Zeit sanft, aber sehr bestimmt Pips Hand. Er lächelte ihr ermutigend zu, wenn er fürchtete, sie würde einknicken.
    Und als Pip, zu ehrlich für diese Welt, schließlich mit der Wahrheit herausrücken wollte, hatte Nancy gerade schon ihren Abgang angekündigt.
    »Ich dachte schon, die würden wir überhaupt nicht mehr los«, wisperte Pip erleichtert, als Dan seinen Wagen aufschloss. »Tut mir wirklich leid, Beau ... Meine Familie hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Das war ja fast, als würden sie dieses Geflunker selbst glauben ... Mum war ja schon drauf und dran, den Pfarrer zu holen und das Aufgebot zu bestellen ...«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich hab doch damit angefangen ...«
    »Das stimmt allerdings ...« Pip musste wieder lachen. »Balthazar Rivera, du bringst mich zum Staunen. Ich hatte dich eigentlich für einen ehrlichen Mann gehalten.«
    »Bin ich auch, Ehrenwort ...«, sagte er mit gespieltem Stolz und lächelte sie dann verschwörerisch an: »Meistens jedenfalls ...«
    »Was soll ich Nancy bloß sagen?« Pip schaute ihrer Freundin nach. Nancy hatte sich, das musste man ihr zugute halten, ehrlich für sie gefreut, nachdem sie die Neuigkeit einmal verdaut hatte. »Die denkt doch jetzt, ich wäre im siebten Himmel ...«
    »Wir können ihnen eine hochdramatische Trennung servieren, wenn du möchtest.« Balthazar lachte unbekümmert. »Du sagst ihnen einfach, ich wäre so total in dich verknallt gewesen, dass du fast erstickt wärst, ich wäre besitzergreifend und eifersüchtig und hätte dich in deinen eigenen Weinkeller sperren wollen, um dich ganz und gar für mich zu haben, und da musstest du mir den Laufpass geben, sonst wärst du komplett ausgetickt ... aber du könntest mich jederzeit wiederhaben, brauchtest bloß mit dem Finger zu schnippen ...« Balthazar schaute sie an. »Und schon wäre ich wieder da.«
    Pip erwiderte seinen Blick.
    »Danke«, sagte sie nach einer kurzen Denkpause.
    »Sehr gern geschehen.« Und dann fasste er mit sanfter Hand ihr Kinn, hob ihr Gesicht und murmelte: »Sie gucken immer noch, vielleicht sollten wir ihnen noch ein kleines Andenken mit auf den Weg geben ...«
    »Was denn zum Beispiel?« Pips Stimme war plötzlich ungewohnt heiser. Sie ahnte, was er meinte.
    Als sie die Augen schloss, senkte er den Kopf und küsste sie lange und zärtlich.
    »Gucken sie immer noch?«, fragte sie atemlos, als Beau schließlich ihre Lippen freigab.
    »Nein ...«, erwiderte er leise und küsste sie noch einmal.
    Als die Uhr auf Arandore elf schlug, geschah noch mehr: Judy machte Gypsy versuchsweise den Vorschlag, ins Bett zu gehen und staunte nicht schlecht, als ihre Jüngste dieser getarnten Aufforderung ohne einen Mucks nachkam. Höflich verteilte sie Gute-Nacht-Küsse in der Runde und zog dann, wie ein Honigkuchenpferd grinsend, ins Haus ab. Dort kuschelte sich Gypsy mit Persicoria und Eddie ins Bett und wärmte sich an den Hunden und an ihren beiden wunderbaren Geheimnissen, als wären es Schmusedecken.
    Niemand hatte mitgekriegt, dass sie, während Pip mit Nancy und Dan gesprochen hatte, die ganze Zeit unter dem Tisch gehockt hatte. Sie hatte die gesamte Unterhaltung mit angehört, auch Pips Erklärung, dass sie auf Arandore bleiben würde.
    Und niemand wusste, dass der sonderbare und ziemlich ekelhafte Gestank, der sich später, auf halbem Wege nach Exeter, in Dans Auto auszubreiten begann, einer Portion Hühnerkacke zu verdanken war, die sie höchstselbst in die Luftschlitze von Dans Motorhaube geschmiert hatte ...
    Weiterhin beschloss, als die Uhr elf schlug, eine sturzbesoffene Schar von Freunden und Verwandten, dass es jetzt wirklich Zeit sei, ins Bett zu gehen. In der allgemeinen

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