Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
lief schwanzwedelnd auf ihn zu.
»Na, wo bleibst du denn, mein Mädchen?« Er nahm die kleine Hündin auf den Arm und ließ sich von ihr das Gesicht abschlecken. »Ich warte auf dich, die Party kann ohne dich nicht anfangen ...«
Pip stand auf. Und als wäre es die natürlichste Sache der Welt, setzte er Emerald ab, nahm Pip in den Arm, zog sie sanft an sich, küsst sie sachte auf die Stirn und fragte: »Willst du mich nicht deinen Freunden vorstellen?«
»Äh ...« Pip rang nach dieser intimen Geste um Fassung. »Nancy, Dan – das ist ... das ist ...« Wie sollte sie ihn denn bitte vorstellen? Als was? Als ihren Mieter? Freund? Den Retter der Familie?
Ehe sie es sich versah, nahm Balthazar ihr die Entscheidung ab. Er reichte den beiden die Hand und sagte:
»Ich bin Balthazar. Balthazar Rivera. Pips Verlobter.«
Schwer zu sagen, wer von ihnen am meisten überrascht war.
»Verlobter?«, stammelte Dan.
»Verlobter?«, wiederholte Nancy und vergaß dann, den Mund zu schließen.
»Verlobter ...«, wiederholte auch Pip und riss die Augen genauso weit auf wie Nancy, als sie Balthazar erstaunt ansah.
»Ja, Verlobter.« Balthazar ließ Pip los und blickte sie an. Aus seinen Augen blitzte der Schalk. Er lachte. »Ha, Pip, sieh sie dir an! Vollkommen baff, dass du verlobt bist. Hast du deinen Freunden denn gar nicht erzählt, dass die Party, von der sie dich gerade abhalten, unsere Verlobungsfeier ist?«
Er nahm Pip bei beiden Händen und zwinkerte ihr kaum merklich zu.
Pip befreite sich aus ihrer Erstarrung und strahlte ihn an.
»Ach, tut mir leid, Beau, mein Schatz!« Plötzlich war sie wieder allerbester Laune und musste sich beherrschen, nicht loszuprusten vor Lachen. »Selbstverständlich wollte ich es ihnen sagen, ich konnte es überhaupt nicht abwarten, es lag mir förmlich auf der Zunge, ich habe nur auf den richtigen Augenblick gewartet ...«
»Ihr seid verlobt? Richtig verlobt?« Nancy war völlig perplex.
Pip nickte und hoffte, Nancy würde ihr dümmliches Grinsen schierer Glückseligkeit zuschreiben und nicht dem Verlangen, laut loszuprusten.
»Ja, wir sind verlobt und wollen so schnell wie möglich heiraten«, erklärte Balthazar und strahlte sie selig an.
»Aber ... du hast ... kein Wort davon gesagt ...«, stammelte Nancy.
»Also, ich habe gesagt, dass ich nicht nach Bristol zurückkehren werde, und das ist einer der Gründe dafür ...«, improvisierte Pip, doch Balthazar schlang den Arm um ihre Taille.
»Aber wer ... Wer bist du überhaupt?« Nancys Frage klang ein bisschen rüpelhaft. Sie bildete sich immer noch ein, alles über Persicoria Charteris zu wissen. »Wie hast du ... Wann ...«
»Wie wir uns kennengelernt haben? Ach, das ist eine wahnsinnig romantische Geschichte! Kommt doch mit uns feiern, dann erzähle ich alles. Aber ja, es stimmt, wir kennen uns noch nicht sonderlich lange, aber ihr wisst ja, wie das ist, wenn die Liebe so unerwartet zuschlägt!« Entwaffnend lächelte Balthazar Dan und Nancy an. »Vor allem, wenn man einer so wunderbaren Frau wie Persicoria begegnet ... Ich wusste sofort, dass sie die Frau meines Lebens ist, und dass ich ganz schön blöd wäre, wenn ich sie wieder gehen lassen würde ...« Er bedachte Dan mit einem spitzen Blick und drückte Pip kurz feste an sich. »Die Frau hat mich einfach umgehauen ... Und wenn es passt, dann passt es eben. Warum soll man sich dann lange sträuben?«
– 32 –
Die Uhr auf Arandore schlug bereits elf, als Pip und Balthazar Arm in Arm am Tor zum Hofplatz standen und Nancy und Dan zum Abschied winkten. Die »Verlobungsparty« war beendet, und die Überraschungsgäste gingen zu ihrem Wagen. Pip grinste mit leichten Schuldgefühlen und entzücktem Staunen darüber, dass es ihnen tatsächlich gelungen war, in den vergangenen Stunden so mühelos ein derart himmelschreiendes Lügenspiel durchzuhalten.
Mit geradezu diebischem Vergnügen hatte Balthazar Dan und Nancy erzählt, wie er Pip kennengelernt hatte. Und dabei hatte er sich strikt an die Wahrheit gehalten: wie sie sich am See getroffen hatten, wie er das Cottage gemietet und der Familie dann bei der Herstellung des Ciders geholfen hatte. Weidlich ausgeschmückt hatte Balthazar seine Schilderung, als er bekannte, er habe den Blick nicht von Pip abwenden können, als sie aus dem Wasser gestiegen war. Aber sie sei eben nicht nur schön, sondern auch klug, witzig und liebenswürdig und überhaupt ein toller Mensch. Er habe sich spontan in sie verliebt,
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