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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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gewesen, und in Judys Augen ein schöner Mann – ein Urteil, das etwa siebzig Prozent der weiblichen Weltbevölkerung teilten.
    Auch jetzt, mit fast sechzig, hatte er von seinem weltberühmten Sexappeal noch nichts eingebüßt. Die schmalen Hüften steckten in den üblichen schwarzledernen Röhrenjeans, das nicht mehr pechschwarze, sondern mit Silber durchzogene Haar, das ihm gut stand, trug er nach wie vor zu lang, und seine damals so verstörend blauen Augen versteckte er hinter einer Sonnenbrille.
    »Judyschatz«, sagte er mit seiner berühmten kieseligen Stimme.
    Judy wartete darauf, dass ihre Knie, wie üblich, nachgaben.
    Und wartete. Und wartete.
    Aber nichts geschah, und allmählich entspannte sie sich. Ihre Knie blieben so stabil und tragfähig, wie sie es in den ganzen letzten Wochen gewesen waren.
    Endlich hatte sie ihn überwunden.
    Allerdings erinnerte sie das sofort daran, wer ihr Herz so völlig ausfüllte, dass selbst der Mann, der vor zwanzig Jahren zum »begehrenswertesten Mann der Welt« gekürt worden war, auch nicht die winzigste Nische mehr darin fand.
    Doch mit einem mentalen Kraftakt schob Judy alle Gedanken an spanische Augen beiseite. Sie konzentrierte sich auf die Gegenwart und auf die Liebe, die alle Stürme ihres Lebens überdauern würde, und das war die Liebe zu ihren vier Töchtern.
    »Du bist bestimmt wegen des Zeitungsartikels hier. Also, wenn du deshalb einen Aufstand proben willst, kannst du dich direkt wieder in deine Bonzenkarosse setzen und verschwinden.« Judy sagte das viel beherzter, als ihr zumute war, während sie abwehrend die Arme über ihrem wohlgeformten Busen verschränkte.
    Doch er hob in einer versöhnlichen Geste die Hände.
    »Ich bin nicht gekommen, um Unfrieden zu stiften, versprochen.«
    Nachdenklich sah Judy ihn an. Dann bedeutete sie ihm, sich ans andere Ende des Tisches im Hof zu setzen.
    »Ist das hier nicht ein bisschen öffentlich?«
    »Solange ich nicht weiß, was du vorhast, kommst du nicht näher an uns heran«, sagte Judy nachdrücklich und setzte sich ebenfalls.
    »Ich will meine Tochter sehen«, antwortete er schlicht.
    »Nach all den Jahren?« Mehr brauchte Judy nicht zu sagen.
    Erst nickte er, dann schüttelte er zerknirscht den Kopf.
    »Ich weiß ... ich habe allen wehgetan. Ich wollte sie immer sehen, bitte glaub mir das, ich hatte Sehnsucht nach ihr, aber ich habe mich nicht getraut. Alison hätte mir keinen einzigen weiteren Fehltritt erlaubt, sie hätte mir meine Jungs weggenommen und dafür gesorgt, dass ich sie nie wiedersehe. Aber als ich heute Morgen den Artikel in der Zeitung gesehen habe, weißt du, da ist mir klar geworden, dass ich ein Feigling war. Unser kleines Mädchen ist doch genauso mein Kind wie diese vier Jungen, und das soll ich leugnen? Ich habe es die ganzen letzten neun Jahre verschwiegen. Ich bin ein nichtsnutziges Arschloch. Also hab ich Alison gesagt, was ich ihr schon vor Jahren hätte sagen sollen, nämlich dass ich ein egoistischer Lügner und Betrüger bin und dass es mir leid tut. Und dann hab ich mich mit meinen Jungs hingesetzt und ihnen alles erzählt ...«
    »Und wie haben sie reagiert?«, fragte Judy vorsichtig.
    »Frag sie doch selbst, Judy.« Er deutete auf die vier jungen Männer, die sich hinter ihn gestellt hatten. Die drei Fahrer standen auf dem Weg, jeder bei seinem Fahrzeug, und Judy hatte gedacht, diese vier jungen Männer seien seine Entourage, womöglich seine Bodyguards.
    »Das mit der Zeitung ist mir egal, Judyschatz. Eigentlich ist es sogar ein Segen. Die Jungs wollen sie sehen. Sie wollen ihre kleine Schwester kennenlernen, und ich will meine Tochter kennenlernen. Wenn sie mich lässt. Ich habe so verdammt viel gutzumachen. Glaubst du, sie lässt mich, Judy? Und lässt du mich?«
    Unwillkürlich warf Judy einen Blick zum Fenster hinauf.
    Gypsys herzförmiges Gesicht schimmerte blass durch die Glasscheibe.
    »Mich musst du da nicht fragen«, erwiderte sie und lächelte zu ihrer Jüngsten hinauf.
    Er folgte ihrem Blick.
    »Ist sie das?«
    Judy nickte.
    Einen Moment lang schaute Gypsy ihn mit nahezu ausdruckslosem Gesicht an.
    Und dann lächelte sie.
    Schüchtern, zögernd, unsicher. Aber es war ein Lächeln für den Vater, den sie nicht kannte, und als Judy ihn wieder anschaute, konnte sie trotz seiner Sonnenbrille deutlich sehen, dass er weinte.
    Nachdem sie so gewaltsam von Arandore vertrieben worden waren, hatten die meisten Paparazzi sich zum Bottom End und in die Bar vom Fisherman’s Boots

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