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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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schützen, vor – vor diesem ganzen ...« Noch während Judy eine Handbewegung zum Fenster machte, wurden sie von einem Blitzlicht geblendet. Sie erkannten, dass der Mann, der vorher im Baum gehangen hatte, jetzt mit seiner Kamera direkt an der Scheibe klebte.
    »... vor diesem totalen Wahnsinn!«, fuhr Judy fort. Ihre Stimme war immer schriller geworden, und sie beendete ihren Satz mit einem erzürnten Schrei, denn der Reporter schoss ein weiteres Foto von ihrer tränenüberströmten Jüngsten. Judy sprang von ihrem Stuhl auf, schnappte sich einen Regenschirm aus dem Ständer an der Tür, riss den Riegel zurück und schoss nach draußen, mit den kläffenden Hunden auf den Fersen. »Raus aus meinem Garten, verdammtes Arschloch von Aasgeier!!!«
    Beim Anblick der mit einem regenbogenbunten Schirm auf ihn zustürzenden Judy tat der Mann das Schlimmste, was er überhaupt machen konnte.
    Er fing an zu lachen.
    Niemand durfte über ihre Mutter lachen, und schon gar nicht, wenn sie ihre Familie vor Eindringlingen beschützen wollte.
    Alle drängten sich hinter ihr aus der Tür.
    Als der Reporter sah, wie das ganze Aufgebot der Charteris zum Angriff überging, verwandelte sich seine Heiterkeit erst in Erstaunen und dann in nackte Angst, und als Judy ihren Regenschirm dann mit ganzer Kraft auf seine Kehrseite niedersausen ließ, hörte er auf zu lachen und schrie los wie ein kleines Mädchen.
    Sein Gezeter zerriss die Luft, und wie auf ein Kommando setzte sich die Meute am Tor in Bewegung: Einige sprangen über das Tor, dann schoben andere es auf, und auf einmal bewegte sich die tobende Presse mit gezückten Kameras, Notizblöcken und Mikrofonen den Zufahrtsweg hinauf.
    Die Hunde bellten jetzt noch lauter. Emerald vergaß, dass sie nur drei Handbreit hoch war und weniger wog als ein Dutzend Kartoffeln und mutierte zu einem Wachhund. Mit gesträubtem Nackenfell und gefletschten Zähnen stürzte sie sich auf die Fremdlinge, die ihr Zuhause bedrohten.
    Pip rief Flora zu, sie solle Gypsy und die zitternde Persicoria ins Haus bringen, und schnappte sich den tapferen kleinen Kampfhund gerade in dem Moment, als die Reporter den Hof stürmten, Fragen brüllten und mit ihren Blitzlichtern Silvester vorwegnahmen.
    Rettung brachte ein Mann, von dem niemand solche Heldentaten erwartet hätte.
    Major Jenson war in seinem Landrover auf dem Heimweg, und wie immer hing sein Hund Guinness aus dem Beifahrerfenster. Der Major hatte einen anstrengenden Morgen hinter sich, denn die letzten Flaschen Jenson Amber Brew waren so sauer gewesen, dass alle sich geschüttelt hatten.
    Schon heute früh hatte Jenson sich an den Presseleuten und ihren Autos vorbeigedrängelt, um zu seinem Brauschuppen zu gelangen, und beim Gedanken, sich jetzt wieder den Weg zu seiner Einfahrt erkämpfen zu müssen, verfinsterte sich sein Gesicht. Dann jedoch bemerkte er, dass die Paparazzi alle verschwunden waren, und gleichzeitig hörte er den Lärm auf Arandore.
    Diese verdammten Mädels, dachte der Major, doch zu seiner eigenen Überraschung schalt er sich plötzlich für diese reflexhafte Reaktion. Zum ersten Mal seit Langem dachte er mal wieder daran, dass er sich gar nicht erinnern konnte, warum er sich überhaupt mit den Charteris überworfen hatte.
    Er hatte keine Ahnung.
    Nicht den leisesten Schimmer.
    Das Einzige, was ihm einfiel, war die Tatsache, dass sie in letzter Zeit eigentlich alle ganz in Ordnung gewesen waren.
    Flora und Bridget waren dicke Freundinnen.
    Susan war zwar eine sonderbare, irgendwie männlich wirkende Frau, aber sie war immer so nett und brachte Felicity regelmäßig prächtiges Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten.
    Judy war bei all ihren Eigenarten doch schlicht und einfach eine Augenweide.
    Und Viola ... Mannmannmann.
    Und Pip, die Älteste, war ein absoluter Schatz. Als er diesen blöden Wettbewerb gewonnen hatte, war sie auf ihn zugekommen, hatte ihm die Hand geschüttelt und ihm gratuliert. Ihr war anzusehen gewesen, dass sie das ganz aufrichtig meinte, obwohl sie im Übrigen den Eindruck machte, als wäre gerade ihre ganze Welt zusammengestürzt.
    In seiner Zeit als Politiker war er selbst einmal von einem bekannten Boulevardblatt fertiggemacht worden, daher war Jenson kein großer Freund von Journalisten.
    Er hatte den Artikel am Morgen gelesen und dachte sich seinen Teil. Gypsy mochte ja manchmal ein kleiner Wildfang sein, aber keine Neunjährige verdiente eine so scheußliche Art von Aufmerksamkeit.
    Also trat der Major

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