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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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vor Sarkasmus.
    Pip wusste nie, ob sie in solchen Situationen auf ihre Schwester eingehen oder sie würgen sollte.
    »Und gegebenenfalls auch eine Flasche Wein?«, schlug sie vor, um einzulenken.
    »Solange es nicht der italienische Essig ist, den Tante Susan immer besorgt«, brummte Viola. »Um wen handelt es sich?«
    »Bitte?«
    »Welcher hirnamputierte Schwachmat hat uns so viel Geld gegeben, um in dem runtergekommenen Schuppen wohnen zu dürfen?«
    »Er fand den ›heruntergekommenen Schuppen‹ ausgesprochen reizvoll.« Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Pip Viola an.
    »Dann muss er einen an der Waffel haben.«
    »Auf mich wirkte der junge Mann sehr sympathisch ...«
    Sobald sie die Worte »jung« und »Mann« ausgesprochen hatte, waren DVD und Süßes vergessen. Alle erhoben sich gleichzeitig von ihren Stühlen und schnatterten aufgeregt.
    »Ihr werdet ihn jetzt nicht stören ...« Pip schlug einen warnenden Ton an, doch der ging im Geklapper der Schuhe auf dem Steinboden unter.
    Hilfesuchend sah Pip sich nach Susan und ihrer Mutter um und musste feststellen, dass die beiden die Horde anführten.
    »Flora!«, wandte sie sich dann an die vernünftigste ihrer Schwestern, doch auch diese hatte nicht mehr als ein entschuldigendes, verschwörerisches Lächeln für sie übrig.
    »Wir müssen ihn uns angucken, Pip!«
    Da gab es nur noch einen Ausweg.
    Sie musste ihren allerstrengsten Ton anschlagen.
    Den hob Pip sich normalerweise für absolute Notfälle auf.
    Gypsy hatte mal gesagt, Pips allerstrengster Ton erinnerte sie an eine zahme Ausgabe von Dr. Bruce Banner, wenn er sich gerade in den rasenden Hulk verwandelte.
    »Ihr werdet jetzt NICHT zu Pops Cottage rübergehen!«, donnerte Pip und stemmte dabei die Hände in die Hüften.
    Alle blieben stehen.
    »Ich habe keine Lust, dass er morgen hier auf der Matte steht und sein Geld zurückhaben will, weil ihr ihm keine Privatsphäre lasst. Ihr versprecht mir jetzt hoch und heilig, dass ihr ihn in Ruhe lassen werdet ...«
    Stille.
    »Versprecht es mir!«, donnerte sie bedrohlich.
    Knie zitterten.
    »Ja, gut, wir versprechen es ...«, murmelten alle kleinlaut vor sich hin.
    Es war Pip schon immer schwergefallen, die strenge Miene beizubehalten, und dass die eben noch strahlenden Gesichter nun alle traurige Enttäuschung spiegelten, machte es ihr nicht gerade leichter.
    »Das heißt, ihr werdet ihn von einem der Schlafzimmerfenster im ersten Stock beobachten müssen ...«, kam sie ihnen entgegen.
    Da grinsten sie wieder und stürmten die Treppe hinauf. Susan holte noch schnell das Fernglas aus ihrem Zimmer, dann versammelten sich alle in Pips Zimmer, weil man von da die beste Aussicht auf Pops Cottage hatte.
    Pip verdrehte die Augen, pfiff die Hunde herbei und lief mit ihnen bis zu dem winzigen Gemischtwarenladen, um wie versprochen Wein und Schokolade zu besorgen. In der DVD-Abteilung entschied sie sich für einen Film mit Brad Pitt, Matt Damon und George Clooney, weil sie hoffte, die Rasselbande zu Hause mit einem Aufgebot von hochkarätigen Hollywood-Sahneschnitten von dem schönen, dunklen Fremden in ihrem echten Leben ablenken zu können. Sie kaufte auch einen großen Schokoladenkuchen, Eiscreme und – weil die Köter ihre nassen Schnauzen gegen die Fensterscheibe drückten – eine Schachtel Hunde-Leckerlis. Zuerst entschied sie sich für Huhn, aber dann ging ihr durch den Kopf, dass es vielleicht keine so gute Idee war, die Hunde auf den Geschmack von Geflügel kommen zu lassen, und sie tauschte die Schachtel gegen eine mit Rindfleisch-Geschmack.
    Insgesamt war sie eine halbe Stunde unterwegs, aber als sie wieder zu Hause ankam, war die Küche immer noch verlassen. Sie hörte die anderen oben kichern und kreischen. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie sich um den besten Platz zur Beobachtung des neuen Nachbarn kloppten.
    Susan war die Erste, die wieder zur Vernunft und in die Küche kam.
    »Mann, Mann, Mann!«, strahlte sie und nahm dankbar das Glas Wein an, das Pip ihr reichte. Dann fläzte sie sich auf den Stuhl Pip gegenüber. »Appetitlich ist ja gar kein Ausdruck!«
    »Ja, ich fand ihn auch einfach unwiderstehlich.« Pip schnitt ihr ein Stück von dem Schokoladenkuchen ab, der verführerisch in der Mitte des Tisches Platz gefunden hatte. »Möchtest du Eis dazu?«
    »Natürlich. Aber ich meinte gar nicht den Kuchen.« Susan zwinkerte. »Ich meinte unseren neuen Mieter. Zum Anbeißen.«
    »Ach ja?«
    »Ist dir das denn gar nicht

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