Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
Salsa um die Erbsen. Wenn sie gewusst hätte, dass er sie noch beobachtete, hätte sie sich den Moonwalk auf dem Gartenpfad gespart, denn der endete mit ihrem Sturz in einen Rosenstock. Dornenfrei und immer noch lächelnd rappelte sie sich wieder auf.
»Mag ja sein, dass wir mächtig in der Scheiße sitzen«, strahlte sie die etwas besorgt guckende Emerald an, die vorausgelaufen war. »Aber so, wie es aussieht, werden wir nach Rosenwasser duftend wieder da herauskommen.«
– 20 –
Als Pip zum Haupthaus kam, saßen ihre Schwestern und Tante Susan bereits um den Küchentisch und aßen wieder mal Bohnen auf Toast.
»Warum habt ihr denn keine Fish & Chips geholt?«
Pips Überschwang erfuhr beim Anblick einer weiteren Portion des bevorzugten Grundnahrungsmittels der Charteris-Damen einen Dämpfer.
»Wir waren kurz im Pub und haben da dein Geld für Wodka ausgegeben«, lallte Viola und stocherte lustlos auf ihrem Teller herum. »Ach, nein, Quatsch, das hatte ich mir bloß gewünscht ...«
Violas Gelalle verwandelte sich in ein Quietschen, als Gypsy sie unter dem Tisch trat.
»Wir wollten das Geld lieber in etwas weniger Vergängliches als Essen investieren ...« Strahlend legte Susan ihr Besteck ab. »Komm, guck’s dir an.«
Während Pip Balthazar Rivera beim Einzug in Pops Cottage geholfen hatte, hatten die anderen dafür gesorgt, dass auch in die alten, unbenutzten Ställe hinter der großen Weide neues Leben einkehrte.
Und zwar in Form von gefiederten Freunden.
»Hühner?«, fragte Pip mit skeptisch hochgezogener Augenbraue.
»Ja, Hühner.« Susan strahlte stolz. »Überleg doch mal, Pip: Für den Preis von einer einzigen Runde Fish & Chips bekommen wir jetzt jeden Morgen frische Eier! Wie sagt man doch so schön? Gib einem Hungernden einen Fisch, und er wird einen Tag satt. Gib ihm eine Angel ...«
»... und er wird ein Leben lang in Watstiefeln in irgendwelchen Gewässern stehen, während du schlecht gelaunt zu Hause auf ihn wartest und sein Abendessen schließlich an den Hund verfütterst.«
Sie fuhren erschrocken zusammen, als Judys aufgekratzte Stimme hinter ihnen erklang.
»Oh, was haben wir denn da?« Sie beäugte die scharrenden, gluckenden Hühner. »Gibt es davon eins zum Abendessen?«
Susan sah ihre Schwester an, als habe die soeben vorgeschlagen, einen Säugling zu schmoren.
»Die sind nicht zum Verzehr gedacht, meine Liebe.«
»Mach das mal denen da klar.« Judy zeigte auf die Hunde, die außerhalb des Zaunes aufgereiht saßen und denen der Speichel in dicken Bindfäden aus dem Maul lief. »Wie gut, dass ich wieder etwas vom Pub mitnehmen konnte!« Sie hielt einen dampfenden Topf hoch. »Wer hat Lust auf Rindergulasch?«
Judy hatte nicht nur Gulasch dabei, sondern auch einen Umschlag mit ihrem ersten Gehalt. Diesen leerte sie mit dramatischer Geste auf dem Küchentisch aus.
Der Betrag reichte nicht einmal ansatzweise aus, um die mit lautem Getöse auf sie zurollende Dampfwalze namens Armut zu bremsen, aber die klirrenden Münzen und flatternden Scheine reichten aus, um Pips Schwestern ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern und in Begeisterungsstürme ausbrechen zu lassen, als hätte ihre Mutter im Lotto gewonnen.
Und das war auch völlig in Ordnung so, dachte Pip. Das war die erste Lohntüte, die ihre Mutter je erhalten hatte, sie hatte hart dafür gearbeitet, und sie hatte es für ihre Familie getan.
Pip wollte ihrer Mutter nicht die Show stehlen und verkündete ihre guten Nachrichten darum erst nach dem Abendessen.
»Wir können Mum und Pop dankbar sein, dass es uns heute schon viel besser geht als gestern«, sagte sie, als alle fertig waren.
Aus großen Augen sahen sie sie erwartungsvoll an. Pip spürte nicht zum ersten Mal die schwere Last ihrer Hoffnungen auf ihren Schultern.
»Wir haben einen Mieter für Pops Cottage gefunden.«
Pip holte das Bündel Geldscheine hervor und warf es auf den Tisch.
»Und er hat für ein halbes Jahr im Voraus gezahlt.«
Ein kollektives Japsen ertönte, als der Haufen Banknoten neben dem Gulaschtopf landete.
Violas Augen blitzten auf, und ihre Hand schnellte nach vorn. Doch Pip war schneller.
»Vergiss es, Viola Sororia. Davon werden Gemeinschaftsrechnungen bezahlt, keine Designertaschen.« Sie nahm das Geld wieder an sich. »Obwohl wir uns vielleicht durchaus darauf einigen könnten, davon für heute Abend eine DVD und was Süßes zu besorgen.«
»Waaahnsinn ...« Die anderen waren alle begeistert, aber Violas Kommentar triefte
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