Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
ich beschlossen, dass ich eine Männerpause einlege ...«
    Sie ließen das Fernglas auf der Fensterbank liegen und taperten zurück in die Küche, wo Pip sie mit einem breiten Lächeln und einem sündhaft köstlich aussehenden Schokoladenkuchen empfing.
    Alle ließen sich ein großzügiges Stück auftun, doch als die Reihe an Gyps kam, winkte diese ab, als handele es sich schon wieder um das Fernglas.
    »Keinen Schokoladenkuchen?«, fragte Pip verwundert. Ihre kleinste Schwester konnte doch sonst ohne Probleme einen ganzen Kuchen allein verdrücken!
    Gypsy dachte kurz nach, dann verkündete sie strahlend:
    »Nein, danke. Ich habe euch in letzter Zeit wirklich mehr als genug Ärger bereitet, und darum habe ich beschlossen, jetzt mal eine Weile zuckerbatär zu leben ...«

– 21 –
    Als Pip am nächsten Morgen aufstand, blinkte der Anrufbeantworter. Nancy hatte mitten in der Nacht deutlich alkoholisiert eine Nachricht hinterlassen, die Pip nicht länger ignorieren konnte.
    »Verdammt noch mal, Pip, wenn du dich weiter weigerst, an das bekackte Telefon zu gehen, dann muss ich scheiße noch mal eben höchstpersönlich bei dir aufschlagen, und du weißt ganz genau, wie sehr ich Cornwall hasse!«
    Susan hatte im Prinzip recht, was Nancy anging, und doch wieder nicht ganz. Es war nicht so, dass Nancy nur nahm und nie gab. Aber es war richtig, dass Nancy mehr nahm, als sie gab. Dennoch hatte Pip nicht das Gefühl, ein Fußabtreter zu sein, schließlich war sie es bei drei Schwestern gewöhnt, Kompromisse einzugehen.
    Nancy war Einzelkind und als solches ziemlich verwöhnt. Sie war nicht mutwillig bösartig. Sie dachte nur einfach nicht nach, bevor sie handelte. Sie wog nicht Vor- und Nachteile gegeneinander ab, sie machte einfach.
    Nancy wollte etwas. Nancy nahm es sich. Wenn Nancy sich etwas nahm und Pip damit verärgerte, entschuldigte sie sich. Pip verzieh ihr.
    So lief ihre Freundschaft, die trotz gelegentlicher verletzender Gedankenlosigkeiten von Nancy eine gute Freundschaft war. Pip wusste, dass sie Nancy um drei Uhr nachts aus sechshundert Kilometern Entfernung anrufen konnte, wenn sie vollkommen abgebrannt war, und Nancy würde ihr irgendwie aus der Patsche helfen. Wieso also sollte sie die ganze Angelegenheit jetzt mit ihr durchdiskutieren, wenn Pip doch genau wusste, dass sie, wenn erst mal Gras über die Sache gewachsen war, alles viel lockerer sehen und es keinen Diskussionsbedarf mehr geben würde?
    Und so sehr der Gedanke an Dan Pip immer noch in Verzückung versetzen konnte, seine Makellosigkeit hatte in ihren Augen nun doch etwas gelitten.
    Wenn sie über die Zeit seit seinem Dienstantritt nachdachte – und sie hatte viel darüber nachgedacht –, war sie sicher, sich nicht nur eingebildet zu haben, dass er sie immer wieder liebevoll angelächelt und ihre Nähe gesucht hatte. Er hatte sie gemocht. Er war an ihr interessiert gewesen. Und hatte sie komplett vergessen, als Nancy Sashimi vor ihm auf dem Küchentisch lag.
    Ein Mann, dem so etwas passieren konnte, ganz gleich, wie weich ihre Knie bei einem einzigen Lächeln von ihm wurden, war nicht der richtige Mann für sie.
    »Lass mir noch etwas Zeit, Nance«, murmelte sie. »So gut müsstest du mich doch auch inzwischen kennen, dass du weißt, dass ich einfach nur etwas Zeit brauche.«
    Heute stand Gypsys Aufnahmeprüfung bei Manor Grange an, und Pip wollte sie hinbringen.
    Ihr nervtötendes Energiebündel von einer Schwester hatte einen harten Tag vor sich, und das erforderte ein fürstliches Frühstück.
    Doch als Pip ihre jüngste Schwester mit einem Teller voller Schinken-Sandwiches zum Verzehr im Bett wecken und überraschen wollte, musste sie feststellen, dass Gypsy ihr Versprechen, ab sofort ganz brav zu sein, bereits nach wenigen Tagen gebrochen hatte.
    Gypsy hatte sich unerlaubt von der Truppe entfernt.
    Ihr Bett war leer.
    Keine Gypsy. Keine Hunde.
    »Gypsy!«, rief Pip so laut, dass alle anderen davon aufwachten.
    Nach einer Weile stimmten alle ein, sodass der Ruf »Gypsy!« schon bald das gesamte Anwesen erfüllte.
    Auch Balthazar Rivera, der bereits früh auf war und gerade einen unangenehmen Anruf erledigen wollte, hörte die Rufe und sah aus dem Fenster, wo er Persi entdeckte, die sich gerade an einem großen Schmetterlingsstrauch zu schaffen machte, dicht gefolgt von den Terriern Eddie und Emerald.
    Da Balthazar ein aufmerksamer Beobachter war, wusste er sofort, wer sich derzeit mit ihm auf dem gemieteten Grund befand.
    Er wusste, dass

Weitere Kostenlose Bücher