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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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aufgefallen?«
    »Ich war vollauf damit beschäftigt, mich wieder anzuziehen.« Pip zuckte die Achseln.
    »Du warst was ?!?« Susan fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Ich war gerade im See baden, als er kam«, grinste Pip.
    »Na, Gott sei Dank. Du hast ja schon das Cottage rasend schnell vermietet, aber das hätte sämtliche Rekorde gebrochen ... Obwohl ich mir schon vorstellen kann, dass bei seinem Anblick so einige Schlüpfer schneller ausgezogen sind als Äpfel im Herbst von den Bäumen fallen ...«
    »Susan!«
    »Und du hast im Ernst nicht bemerkt, wie gut der Mann aussieht?«
    Pip schüttelte den Kopf.
    Sonst war sie ja eigentlich nicht so materialistisch veranlagt, aber in diesem Fall hatte sie nur Augen für sein Geld gehabt. Und außerdem gab es trotz allem, was passiert war, immer noch diesen einen Mann, der ihr im Kopf herumspukte, sobald sie die Augen schloss ...
    »Ich glaube, ich interessiere mich grade nicht so für Männer.«
    »Ach? Erzähl mir mal was Neues.«
    »Also gut, ich interessiere mich grade noch weniger als sonst für Männer.«
    »Hat das möglicherweise damit zu tun, dass du seit deiner Ankunft keinen einzigen von Nancys schätzungsweise dreihundert Anrufen angenommen hast?«
    »Das hast du mitbekommen?«
    »Ja, wie denn nicht? Möchtest du drüber reden?«
    Pip schwieg. Sie senkte den Blick auf den Tisch. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Das heißt, wenn sie das nächste Mal anruft, soll ich nicht lügen und behaupten, du seist vollauf damit beschäftigt, einen Hund zu baden und könntest auf keinen Fall gestört werden?«
    Pip schüttelte etwas heftiger den Kopf.
    »Du möchtest also über nichts reden, aber mit Nancy willst du überhaupt gar nicht mehr reden?«
    »Nur im Moment nicht. Ich kann nicht ...«
    »Jetzt hör mal zu, Pip. Du weißt, dass ich Nancy noch nie besonders gemocht habe. Ich finde, sie nimmt immer sehr viel, ohne je zu geben. Aber normalerweise hast du die bessere Menschenkenntnis von uns beiden, und ihr beiden seid doch schon seit Ewigkeiten befreundet ...«
    »Und genau darum kann ich nicht mit ihr reden. Ich würde vermutlich Dinge sagen, die ich später bereuen würde. Wenn ich aber etwas Zeit verstreichen ließe ... na ja, dann will ich ihr all das vielleicht nicht mehr sagen. Verstehst du, was ich meine?«
    »Es würde mir leichter fallen, wenn ich wüsste, was sie dir angetan hat.«
    Einen Moment lang glaubte Susan, die stoische Pip würde nachgeben und reden, doch dann setzte sie wieder ihr »Ich schaff das schon«-Lächeln auf.
    »Nichts, wofür ich ihr allein die Schuld geben könnte.« Sie zuckte die Achseln im kläglichen Versuch, lässig zu wirken.
    Aber es stimmte.
    Sie machte Nancy keinen Vorwurf daraus, dass sie auf Dan stand, sie war nicht die Einzige. Quasi jede Frau, die sie kannte, hätte sich mehr als bereitwillig mit einem Kalamar auf dem Kopf und einem Lachs zwischen den Beinen auf den Küchentisch gelegt, auf dass Dan ihnen die Meeresfrüchte vom Körper knabberte.
    »Ist gut.« Susan beschloss, es dabei bewenden zu lassen. »Aber wenn du drüber reden möchtest ...«
    »Dann weiß ich, wo ich dich finde ...«, beendete Pip dankbar lächelnd den Satz.
    »Also. Was wissen wir über unseren neuen Mieter?«, fragte Susan und wechselte das Thema.
    »Ehrlich gesagt, nicht viel ...«
    »Sieht irgendwie ausländisch aus.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Pip unschuldig.
    »Na, der Teint, der Körperbau, die Haare, die Augen, der Mund ...«
    »So genau hast du ihn dir angesehen?«
    »Ich sage nur OrniChamp – der beste Feldstecher für passionierte Vogel- und Naturbeobachter ... Also?«
    »Also was?«
    »Ist er Ausländer?«
    Also wirklich, dachte Susan, heute Abend musste man Pip die Informationen wirklich wie Lindwürmer aus der Nase ziehen.
    »Hmhm.« Pip nickte, schnitt noch etwas Kuchen ab und sah ihre Tante an. »Noch ein Stück?«
    Ihr Ablenkungsmanöver scheiterte kläglich.
    »Persicoria Affinis Charteris ...« Susan verschränkte die Arme vor der Brust und setzte einen strengen Blick auf. »Was versuchst du, vor mir zu verbergen?«
    Pip atmete tief durch.
    »Er ist Spanier«, gestand sie.
    Susan verdrehte die Augen.
    »Willst du mich verarschen?«
    Pip schüttelte den Kopf.
    »Also, wirklich, Pip! Das ist alles? Und ich dachte schon, er sei ein auf Kaution freigelassener Straftäter oder so.«
    »Na ja, aber nach allem, was passiert ist, dachte ich, ein Spanier käme als Mieter für euch vielleicht nicht

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