Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
zufächeln.
Kaum war er außer Sichtweite, brach Viola das Schweigen, indem sie sich laut fragte, ob es später wohl spanische Würstchen gäbe. Woraufhin die Meute auf dem Absatz kehrtmachte und ins Haus, unter die Dusche und vor den Schminkspiegel stürzte.
– 23 –
Eine Stunde und, was Viola, Flora und sogar Tante Susan betraf, diverse Klamottenwechsel später, spazierten sie alle wohlriechend und erwartungsvoll zu Pops Cottage.
Während die anderen die Hälse reckten, um einen Blick auf ihren Gastgeber zu erhaschen, sah Pip sich im Cottagegarten um und stellte erfreut fest, dass es hier so gut aussah wie schon lange nicht mehr. Hatten sie das ihrem neuen Mieter zu verdanken? So gepflegt war der Garten nicht gewesen, als er eingezogen war.
Oder vielleicht lag es auch nur daran, dass der Garten und das Haus jetzt bewohnt waren.
Vier Aromafackeln in den Beeten verbreiteten einen leichten Zitrusduft und mit fortschreitender Dämmerung zunehmend behagliches Licht. Die Fenster des Cottage standen offen, und im Inneren war spanische Gitarrenmusik zu hören.
Was für ein himmelweiter Unterschied zu dem desolaten Zustand noch vor kurzer Zeit. Man könnte meinen, ein bewohntes Haus absorbiere die Wärme des Menschen, den er beherbergt, und strahle sie doppelt und dreifach wieder aus.
Balthazar erschien am Küchenfenster.
»Herzlich willkommen! Bitte setzt euch! Das Essen ist fast fertig.«
»Können wir etwas helfen?«
»Danke, aber wie sagt man hier doch so schön? Alles unter Kontrolle! Setzt und entspannt euch.«
Am Gartentisch war nicht genügend Platz für sie alle. Susan, Flora und Viola kaperten schnell ein paar Stühle in der Hoffnung, dann neben Balthazar zu sitzen. Pip, Judy und Gypsy machten es sich auf Decken und Kissen auf dem Rasen bequem.
Er lehnte jedes weitere Hilfsangebot ab und versorgte sie zunächst mal mit Getränken. Ausgesucht höflich probierte er Susans Holunderblütenwein, während alle anderen, die bereits alt genug waren, von dem süßen Gesöff Abstand nahmen und den von ihm angebotenen vollmundigen Rotwein vorzogen.
Und dann kam das Essen.
Den Damen, die schon Balthazar für extrem appetitlich befunden hatten, lief nun das Wasser in Strömen im Mund zusammen. Er hatte nicht übertrieben, als er sagte, er koche gerne. Binnen einer Stunde hatte er ein veritables Festmahl gezaubert, das aus einigen großen Tellern selbstgemachter Tapas bestand.
Oliven, Käse, Sardinen in pikanter Tomatensoße, kleine grüne gesalzene Paprikaschoten, würzige Hackbällchen, riesengroße Knoblauchgarnelen, Chorizo, Kartoffel-Tortilla.
Sogar an die Hunde hatte er gedacht. Die labten sich heftigst schwanzwedelnd an etwas, das wie Huhn mit Pasta aussah.
Ein himmelweiter Unterschied zu Judys Hamburgern.
Selbst die ihrem Alter entsprechend neuen Gerichten nicht sonderlich aufgeschlossene Gypsy hatte das Stirnrunzeln aufgegeben und verschlang als Erste ein großes Stück Tortilla.
»Der Mann sieht nicht nur göttlich aus, er kocht auch göttlich«, seufzte Susan, als sie sich pappsatt neben Pip und Judy auf die Wolldecke fläzte. Vergeblich versuchte sie, den zufriedenen Rülpser zu unterdrücken. »Ups. Tschuldigung. Also, dieser Typ ist ja wohl echt ’ne Wucht, der hat heute schon die Turmuhr repariert, die Uhr, die ich seit über zehn Jahren zu reparieren versuche, und er hat nur einmal seine männliche Hand angelegt, und schwupps! Läuft die Uhr den ganzen Tag lang richtig. Was sagt ihr dazu?«
»Koch und Uhrmacher«, sagte Pip trocken, lächelte aber. »Beeindruckend.«
»Höre ich da etwa eine Spur von Sarkasmus heraus, mein Fräulein?« Susan zog die einen Tick zu dünn gezupften Augenbrauen hoch.
Flora und Gypsy hatten Pops altes Cricketspiel gefunden und alles für ein spontanes Match aufgebaut. Da Balthazar mitmachte, raffte selbst Viola sich auf.
»Also, ihr seid doch echt unmöglich. Ja, er hat heute ein paar gute Taten vollbracht, aber nur weil er euch einmal nett angelächelt hat, haltet ihr ihn gleich für Wonder Boy? Ich hätte eigentlich gedacht, dass ihr nach der letzten Erfahrung ein klein wenig vorsichtiger geworden wäret ...«
»Ach, komm schon, Pip. Du hast doch selbst gesagt, dass er einen anständigen Eindruck macht.«
»Ja, sicher, auf den ersten Blick tut er das auch, aber wir wissen ja wohl alle, dass man sich nicht immer auf den ersten Eindruck verlassen kann, oder? Vielleicht sollten wir ihn einfach ein bisschen besser kennenlernen, bevor wir uns alle in ihn
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