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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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fielen sofort zu Boden, während das billige Ketchup blieb, wo es war, und ihn aussehen ließ, als habe er eine blutige Verletzung erlitten.
    Nach kurzer Schreckstarre sprangen alle von ihren Stühlen auf, scharten sich um ihn, entschuldigten sich wortreich und tupften ihm mit Servietten und sonstigen Tüchern im Gesicht herum. Viola war kurz davor, ihm das Ketchup von den Wangen zu lecken. Susan wischte ihm mit einem Geschirrtuch über den Allerwertesten und faselte etwas davon, wie weit Ketchup doch fliegen konnte. Selbst Flora umsorgte ihn mit einem Stück extra saugstarker Küchenrolle. Es fehlte nicht mehr viel, und sie würden ihm anbieten, ihm die Kleider auszuziehen und zu duschen.
    »Äh ... Hört mal ...«, hob Pip an, doch zum ersten Mal in ihrem Leben war es jetzt Judy, die die Meute zur Ordnung rief.
    »Pfui! Aus!«, rief sie.
    Einen Moment lang waren sie unschlüssig, ob sie damit die Mädchen meinte oder Eddie, der gerade einen geplatzten Ballon verspeisen wollte.
    Letztlich gehorchten sie aber alle und ließen von ihrem Objekt der Begierde ab.
    Balthazar lachte. Gott sei Dank.
    »Was ist das denn?« Er strich sich mit dem Finger über die Wange und konnte sich gerade noch beherrschen, ihn abzulecken. »Ultra Fast Food?«
    »Tut mir wirklich leid.« Judy zuckte die Achseln. »Das sollte eigentlich meine gesunde, schmackhafte Version von ungesundem Pappessen werden ... Aber irgendwas muss da schiefgelaufen sein ... Sind die wirklich so schlimm?«, fragte sie ihre Töchter mit leicht flehendem Unterton.
    Keine Antwort.
    Die Hunde beäugten den gefallenen Hamburger und dann einander, um abzuschätzen, wer wohl der schnellste sein würde.
    Persi machte das Rennen. Doch ausgerechnet sie, die sonst alles auch nur annähernd Essbare, das auf dem Boden landete, in sich hineinschlabberte, spuckte den ersten Bissen sofort wieder aus.
    Aller Augen richteten sich auf Judy, die einen Moment lang aussah, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    Stattdessen brach sie in Gelächter aus.
    »Na, das war mehr als deutlich.« Grinsend warf sie die Grillzange über die Schulter nach hinten, wo sie mit den Zacken im Erdreich des nächstgelegenen Blumenbeetes stecken blieb. »Ich kehre freiwillig an den Herd zurück. Wer will Bohnen auf Toast?«
    Das kollektive Aufstöhnen war laut genug, um die restlichen Ballons zum Platzen zu bringen.
    Balthazar sah ihnen die Enttäuschung an.
    »Kommt, ich lade euch zum Essen ein.«
    »Wie bitte?«
    »Kommt mit zu mir. Ich koche euch etwas.«
    »Uns allen?«, hakte Judy nach.
    »Ja, klar. Euch allen.«
    »Aber wir sind doch so viele.« Pip runzelte die Stirn.
    »Ach was.« Er zuckte die Achseln. »Meine Familie ist noch viel größer. Ich bin es gewöhnt, für ein ganzes Dutzend zu kochen.«
    »Aber wir hatten dich doch zu uns zum Abendessen eingeladen ... Und jetzt sollst du plötzlich für uns kochen ... Nein, nein, das geht auf gar keinen Fall. Wir können dich doch nicht so überfallen.«
    »Wer redet denn von Überfall? Ich lade euch ein. Bitte, es ist mir ein Vergnügen! Ich koche gerne, und noch lieber, wenn ich hinterher auch in guter Gesellschaft esse ...«
    Pip warf einen Blick über die Schulter auf ihre Schwestern.
    Sie hatte das Gefühl, wenn sie jetzt noch einmal mehr Einspruch erhob, würden mindestens zwei von ihnen und womöglich auch Susan mit ihren unbenutzten Messern auf sie einstechen.
    »Na ja, wenn du das so siehst ...«
    Viola unterdrückte einen Jubelschrei.
    »Selbstverständlich.« Er sah zur Turmuhr hinauf. Kurz nach sechs. »Gebt mir eine Stunde. Dann kommt alle einfach rüber. Ich erwarte euch.«
    Er nickte höflich und entfernte sich dann langsam.
    »Wir kommen«, hauchte Viola und klimperte mit den Augen. Sie hoffte, wenn er sich noch einmal umdrehte, würde ihm auffallen, wie lange, dichte und seidige Wimpern sie hatte.
    »Bis in einer Stunde«, fügte Flora noch hinzu, dann schlug sie sich die Hand vor den Mund, als habe sie sich verplappert.
    »Ich bring eine Flasche von meinem Holunderblütenwein mit«, zwitscherte Susan aufgeregt.
    Dann schwiegen sie alle und rührten sich nicht vom Fleck. In Reih und Glied standen sie da und sahen ihm nach. Sogar auf dem Rücken hatte sein T-Shirt Ketchup abbekommen. Nicht ahnend, dass er Publikum hatte, zog Balthazar es sich aus ... Diverse Unterkiefer fielen zu Boden, als sein breiter, braungebrannter Rücken zum Vorschein kam. Susan musste sich setzen und sich mit einer Zeitung Luft

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