Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
ihr über die Flanken. Persi rollte sich überglücklich auf den Rücken und streckte ihm ihren Bauch entgegen. »Du bist ja eine Schöne, Persicoria ... eine richtige Schönheit bist du. Sie ist noch ganz jung, oder?«
»Ungefähr acht Monate, wir wissen es nicht genau. Gypsy hat sie gefunden.«
»Und die Kleine hier?«
Emerald, die gerade noch auf Mäusejagd gewesen war und jetzt auch ein paar Streicheleinheiten wollte, quetschte sich neben Persi auf seinen Schoß.
»Das ist Emerald.«
»Und hat Gypsy die auch gefunden?«
»Nein.« Pip kraulte Emeralds dichter werdendes Fell im Nacken. »Emerald ist mein Baby.«
Ihm fiel auf, wie weich ihre Gesichtszüge wurden, als sie den kleinen, rotfelligen Hund streichelte, und schon bald hatte er – wie am Morgen schon bei Gypsy – völlig unaufdringlich ihr Vertrauen gewonnen. Pip, die selbst nicht recht wusste, wie ihr geschah, erzählte diesem relativ Fremden zunächst die Geschichte davon, wie sie Emerald gefunden hatte, dann von ihrer Arbeit in der Tierarztpraxis, und schließlich und erstaunlicherweise sogar von Dan und Nancy.
»Ich weiß ja, dass ich eigentlich dankbar sein sollte, weil ich jetzt weiß, dass er einfach nicht der Richtige für mich ist, und zwar Gott sei Dank bevor ich mich zu sehr auf ihn eingelassen habe, aber irgendwie muss ich eben doch ständig darüber nachdenken – und ich hasse mich selbst für diese Gedanken! –, wie es mit uns wohl weitergegangen wäre, wenn ich nicht hierhergekommen wäre.«
»Warum bist du denn hierhergekommen?«
»Weil ich gebraucht wurde.« Sie zuckte die Achseln.
»Und nur deswegen hast du alles stehen und liegen lassen?«
»Es gibt nun mal Dinge, die wichtiger sind als Privatangelegenheiten und persönliche Wünsche ...«
Er folgte ihrem Blick auf ihre Familie und nickte.
»Stimmt. Die Familie ist sehr wichtig.«
»Und was ist mit dir? Hast du Familie?«
Er nickte ernst.
»Eine Frau und vier Kinder. In Spanien.«
Pip riss erstaunt die Augen auf.
»Im Ernst?«
Er fing an zu grinsen.
»Nein. War ein Scherz.«
»Aber vielleicht sollten wir das gerüchteweise verbreiten.« Pip sah zu Viola, die mit einer gewissen Sehnsucht im Blick Balthazars Hände anstarrte, die über Persis und Emeralds Körper strichen. »Damit du vor meinen Schwestern in Sicherheit bist.«
»Du meinst, ich muss mich vor deinen Schwestern schützen?«
»Ich meine, wenn du nicht aufpasst, könnten sie sich mit demselben Heißhunger auf dich stürzen wie vorhin auf dein Essen.«
»Ach, ich glaube, ich komme schon mit ihnen zurecht. Ich habe auch drei Schwestern.«
»Wirklich?«
»Ja. Die Älteste heißt Catalina, ist verheiratet und hat zwei kleine Mädchen. Dann kommt Inés, sie ist ein bisschen wie Flora, habe ich den Eindruck, sehr fleißig und vernünftig. Die Jüngste heißt Abella ...« Er holte Luft und seufzte lächelnd. »Tja, was soll ich zu Bella sagen? Sie ist wie meine Mutter, klug, witzig und liebenswert, aber sie ist auch sehr abenteuerlustig, und das bringt sie manchmal in Schwierigkeiten ...«
»Wie alt sind die drei?«
»Catalina ist siebenundzwanzig ...«
»Wie ich.«
»Inez ist vierundzwanzig und Bella zwanzig.«
»Hast du auch Brüder?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich auch nicht. Dabei habe ich mir immer einen gewünscht. Aber dafür habe ich Clive.«
»Clive?«
»Mein bester Freund. Aber irgendwie ist er mehr als nur ein Freund ...«
»Verstehe«, nickte er. »Manchmal ist ein Freund viel mehr wie ein Bruder als ein echter.«
»Sehe ich auch so.« Auf einmal vermisste Pip ihren rothaarigen Freund ganz heftig. »Bist du also auch der Älteste?«
»Hmhm.«
Sie nickte wissend.
»Verdammt blöde Rolle, aber irgendjemand muss sie ja spielen ... Manchmal denke ich, die ältesten Geschwister haben eine Art unsichtbare Tätowierung auf der Stirn, die nur die Eltern und Geschwister sehen können.«
Er lächelte sie fragend an.
»Und was für eine Tätowierung ist das?«
Pip erwiderte sein Lächeln und tippte sich drei Mal an die Stirn, als würde sie auf drei einzelne Wörter zeigen.
»Depp. Vom. Dienst.«
Viola und Flora schleiften ihn buchstäblich zurück zum Cricketspiel, indem jede sich einen seiner Arme schnappte. Pip sah ihnen eine Zeit lang zu, hing ihren Gedanken an Clive nach und verkrümelte sich dann klammheimlich.
Sie hatte immer noch Gypsys vor der Prüfung konfisziertes Handy in der Tasche. Ohne lange nachzudenken, schickte sie eine SMS an eine Nummer, die sie auswendig
Weitere Kostenlose Bücher