Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
Vom Netzwerk:
bräuchte. Wir werden auch so heiraten.«
    »Aber …?«
    »Wie steht es mit dir? Lieber Vater, hast du dir nicht bereits die Dienste dieser willfährigen kleinen Hure gesichert? Diese Schlampe ist doch gewiss geschickt genug, eine Hand in deine Hose zu stecken, wenn sie deinen Nachttopf leert?«
    Und mit einem Rascheln ihres Rocks war sie verschwunden. Als die Tür hinter ihr zuschlug, sank Mr Honfleur auf einen Stuhl.
    »Sir, sind Sie …?«
    Er blickte hoch, und sein Gesicht war zerfurcht und purpurrot wie das eines Säuglings.
    »Gehen Sie!«, brüllte er. »Verschwinden Sie! Nehmen Sie diese verdammten Bücher und verschwinden Sie!« Er packte die Bücher und schleuderte sie mir entgegen. »Ich sagte, gehen Sie!«
    Ich bückte mich und legte die Bücher hastig in meinen Korb. »Sie sollten nicht zulassen, dass sie mich derart verleumdet«, flüsterte ich, aber er antwortete nicht. Er saß zusammengesunken am Tisch, die Finger in die dichten Locken seiner Perücke gekrallt, und stieß einen Schrei aus wie ein Kaninchen, das in einer Schlinge erstickt.
    »Unsere geschäftliche Abmachung gilt doch noch, oder?«, fragte ich leise, aber vernehmlich. »Das Fiebermittel …?«
    »Zum Teufel, Mädchen, haben Sie nicht gehört? Verschwinden Sie!«
    Mir blieb nichts anderes übrig. Ich nahm meinen Korb und verließ betreten den Laden.
     
    In der Swan Street war die Küche leer und das Abendessen noch nicht zubereitet. Von Mary keine Spur. Rasch versteckte ich den Beutel mit den Münzen ganz hinten in der Schublade der Anrichte. Tief bedrückt schnitt ich das Gemüse klein, das Messer wie eine Axt schwingend. Erst nach einer Weile hörte ich Marys schwere Schritte, die schmeichelnden Töne, mit denen sie zu dem Äffchen sprach.
    »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«, fuhr ich sie an. Mein Kummer verwandelte sich in Wut, und ich warf eine Handvoll Gemüse in den Topf.
    »Bei Herr«, sagte Mary mit verträumter Stimme und schmiegte das Äffchen an ihre Wange; sie hatte ihm wie einem Säugling ein Spitzenhäubchen umgebunden. Es zog an den Bändern und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Jinks Baby.«
    »Um Himmels willen, Mary, das ist ein Tier und kein Kind!«, rief ich und griff nach dem Häubchen. »Wie kannst du nur …?«
    Mary schwankte wie betrunken vor und zurück und wiegte das Äffchen in ihren Armen.
    »Mar’ füttert Jinks«, sagte sie leise. »Wie Lize.«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Milch. Wie Lize.«
    Erst verstand ich nicht, was sie meinte. Dann aber packte mich das blanke Entsetzen. »Mary, nein! Das hast du doch nicht etwa getan? Sag, dass du das nicht getan hast.«
    Mary wiegte das Tier immer noch an ihrer Brust.
    »Wie Lize«, wiederholte sie, noch sanfter jetzt, und eine einzelne Träne fiel dem Äffchen auf den Kopf und blieb zitternd an der Haube hängen. Ich schluckte, aber meine Beklemmung blieb.
    »Wir werden fortgehen von hier«, flüsterte ich, und der Schmerz in meiner Kehle würgte mich. »Wir gehen irgendwohin, wo du in Sicherheit bist, wo er dich niemals finden wird. Nur noch ein paar Wochen, dann ist alles vorbei, ich verspreche es. Alles. Wir werden frei sein.«
    »Ach ja?«
    Mrs Black stand in der offenen Tür. »So willst du uns also unsere Freundlichkeit vergelten?«, fragte sie kühl. »Mit Diebstahl und Betrug?«
    »Und wessen Freundlichkeit hat Mary ihren dicken Bauch zu verdanken?«, gab ich wütend zurück. »Bei wem müssen wir uns für dieses großzügige Geschenk bedanken?«
    In der jetzt folgenden Stille war nur das Knacken des Feuers zu hören.
    »Wir sind keine Verbrecher«, sagte ich mit bebender Stimme. »Sie können uns nicht gegen unseren Willen hier festhalten.«
    »Genau dazu scheinst du mich zwingen zu wollen. Mary, komm her.«
    Sie schnippte mit den Fingern. Mit gesenktem Kopf und bleiernen Gliedern erhob sich Mary und schlurfte auf Mrs Black zu, die, ohne mich eines Blickes zu würdigen, die Küche durchmaß, die Tür auf die Gasse hinaus absperrte und sich den Schlüssel in den Ärmel steckte. Dann packte sie meine Hand, drehte sie nach oben und schlug mir mit der Birkenrute sechs Mal mit aller Kraft darauf. Etwas wie ein Schmerz durchzuckte mich, doch es war mehr wie die Erinnerung an einen Schmerz, und ich gab keinen Laut von mir. Nur Mary wimmerte und hielt sich die Hände vors Gesicht. Als Mrs Black fertig war, ging sie zurück zur Tür, nahm Mary beim Arm und zog sie aus der Küche. Die Tür schlug zu. Ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte,

Weitere Kostenlose Bücher