Der Apotheker: Roman (German Edition)
Lehrzeit des Edgar Horatio PETTIGREW für null und nichtig, da er durch sein ruchloses Verhalten während meiner Vormundschaft mein Vertrauen schändlich missbraucht hat. Folglich soll er weder aus meiner Hinterlassenschaft die ihm durch den Ausbildungsvertrag zugedachten dreihundert Pfund erhalten noch jemals in die Ehrenwerte Gesellschaft der Apotheker aufgenommen werden.
Item: Somit verfüge ich, dass nach meinem Ableben alles Geld, das ich besitze oder das mir andere Personen schulden, alles Geld, das in Wertpapieren und Fonds angelegt ist, sowie all meine übrigen Besitztümer & mein persönliches Vermögen jedweder Art, sei es zum Zeitpunkt meines Ablebens in meinem Besitz, verliehen oder anderweitig genutzt, nebst der vollständigen & gesetzlichen Vormundschaft über sämtliche Familienangehörige & mögliche Nachkommen auf meinen Bruder John BLACK in Newcastle übertragen wird, der zeit seines Lebens daraus Nutznieß ziehen soll, unter der Bedingung, dass er dem Namen BLACK und allem, was in diesem Namen zur größeren Ehre Gottes geschaffen wurde, ein angemessenes öffentliches Denkmal errichten lässt.
Zur Bezeugung habe ich hierunter meinen Namen und mein Siegel gesetzt an diesem achtzehnten Juli im Jahre des Herrn tausendsiebenhundertundzwanzig, Grayson BLACK
in Gegenwart der beiden unterzeichnenden Zeugen
Silas PEEL
Sampson MATHER
XXXIII
M rs Black sorgte dafür, dass ich Mary nicht mehr zu Gesicht bekam. Ich bereitete Mary das Essen in der Küche, und meine Herrin brachte es ihr auf einem Tablett nach oben. Am zweiten Tag versteckte ich eine winzige Brustfeder des Hänflings unter ihrem Suppenteller. Als das Tablett zurückkam, war die Feder verschwunden. Von da an versteckte ich jedes Mal etwas unter ihrem Teller. Stets eine Klenigkeit, eine Haarlocke von mir, ein winziges Fetzchen meines Rocksaums oder einen abgeschnittenen Fingernagel. Ich betete, dass sie nicht in Gefahr war und dass sie die Zeichen verstand.
Besorgungen gab es nicht zu erledigen. Mr Honfleurs Taschentuch behielt ich in meiner Rocktasche und band einen Knoten hinein, der mir Glück bringen sollte. Wenn ich allein war, zog ich das Taschentuch heraus, um mir Mut zu machen. Die Tage vergingen, und Marys Niederkunft rückte immer näher. Das Taschentuch zerknitterte und wurde ganz grau vom ständigen Anfassen. Ich versuchte, nicht daran zu denken, wie zornentbrannt mich der Hugenotte aus seinem Laden gewiesen hatte. Vielmehr sann ich darüber nach, wie ich seine Gunst wiedergewinnen konnte. Ich flehte zu Gott, dass Mr Honfleur meine Trotzigkeit allmählich vergaß und Gras über die ganze Geschichte wuchs. Verzweiflung ist schließlich kein Verbündeter der Würde.
Die Warterei war unerträglich. Mrs Black sprach kein Wort mit mir, sondern presste die Lippen aufeinander, wann immer sie mir begegnete. Wenn sie Mary zur regelmäßigen Befragung zum Apotheker brachte, sperrte sie mich in die Küche ein, damit ich sie nicht abfangen konnte. Die Haustür hielt sie stets verschlossen. Sogar die Ladentür wurde verriegelt und nur geöffnet, wenn ein Kunde die Glocke läutete. Ich war genauso eingesperrt wie Mary.
Und dann, nach neun Tagen, lag ein Buch auf dem Tisch im Flur. Ich streifte mit einem Finger darüber und konnte kaum glauben, dass es wirklich da war. Als Mrs Black mir die Tür aufsperrte, zog sie den Schlüssel wie ein Messer von ihrem Schlüsselbund. Draußen auf der Gasse lief ich sofort los, nur um zu spüren, wie sich meine Beine anspannten. In der Cheapside schubste und drängelte ich mich durch die Menge, trunken vor Freiheit, nach der ich mich so verzweifelt gesehnt hatte. Erst vor dem Laden blieb ich stehen. Angst befiel mich. Als ich mich schließlich überwand, den Fuß auf die Schwelle zu setzen und die Tür zu öffnen, blickte der Hugenotte hoch und lächelte. Er sah müde aus und ein bisschen vernachlässigt, aber nichts an seinem Verhalten deutete darauf hin, dass wir in Unfrieden geschieden waren. Vielmehr begrüßte er mich wie immer und rieb sich mit der Hand über das unrasierte Kinn.
»Sie haben Bücher für mich?«
Ich nickte und starrte auf meine Füße, dabei dachte ich daran, wie es ausgesehen haben musste, als wir in dem Laden tanzten. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
»Annette wird heiraten«, verkündete der Buchhändler schließlich.
Er betrachtete also den Vorfall als erledigt. Alles würde wieder gut werden.
»Tatsächlich?«, erwiderte ich, und Erleichterung rötete mir
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