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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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außerdem Glück, dass ich es für geboten halte, meine Geschäftsbeziehungen mit dem Apotheker zu beenden, und dass eine weitere Bedingung für die Rückkehr des Mädchens die vollständige Begleichung der ausstehenden Schulden ist. Wie mir scheint, ist der Mann an dieser verrückten Situation selbst schuld. Offenbar hat es ihm nicht genügt, wegen des schwachsinnigen Mädchens selbst den Verstand zu verlieren, sondern er hat sein ganzes Haus mit sich in den Irrsinn getrieben. Je eher Sie die Swan Street verlassen, desto besser.« Seine Lippen ließen ein Lächeln erahnen. »Ein klügerer Mann würde Sie gewiss hinausexpedieren und sich gratulieren, dass er noch einmal davongekommen ist. Ich hoffe, Sie begreifen das Ausmaß meiner Großzügigkeit. Meine Zuneigung zu Ihnen macht aus mir einen Narren.«
    Mir gelang es zu nicken.
    »Gut. Wenn Sie jetzt bitte so freundlich wären – ich möchte diesen Ring zurückhaben.« Er deutete auf meinen Finger. »Sie werden ihn wiederbekommen, sobald ich die Bestätigung erhalte, dass die Idiotin an den Ort zurückgekehrt ist, an den sie gehört.«
    Ich schluckte. »Bitte, Mr Honfleur. Ich flehe Sie an, haben Sie Mitleid mit ihr. Mit uns beiden.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    Seine Stimme war leise, doch sein Zorn funkelte scharf wie die Schneide eines Messers, als er sich zu mir über den Tisch beugte. Ich hob den Kopf und sah ihn an. Meine Augen brannten. Das war meine Chance. Wenn ich alles ganz genau schildern würde, könnte der Franzose gewiss gar nicht anders, als Mitleid zu empfinden. Er war ein guter Mann, ein gerechter Mann. Mehr noch, ein gebildeter Mann, bewandert in der Weisheit und im Mitgefühl der größten Dichter aller Kulturen. Er wusste, wie sehr die Menschheit der Moral, der Humanität, ja selbst den einfachen Regeln der Nächstenliebe gegenüber verpflichtet war. Er würde doch sicher verstehen, weshalb ich Mary niemals im Stich lassen konnte. Ich musste es ihm einfach nur erklären.
    Ich holte tief Luft, die Hände vor mir auf dem Tisch gefaltet, und war mir bewusst, dass von allen Worten, die ich jemals in meinem Leben ausgesprochen hatte, dies die einzigen sein würden, die wirklich zählten.
    Die Miene des Buchhändlers verfinsterte sich bedrohlich.
    »Nun?«
    »Nichts, Sir«, flüsterte ich. »Ich habe nichts gesagt.«

An John Black im Haus zur Schriftrolle & Feder, Newcastle
     
    Lieber John,
     
    ich fürchte, dies ist kaum der Brief, den Sie sich erhofft haben. Ihr Bruder liegt im Sterben. Viele Monate lang hat er sich tapfer gegen seine Krankheit gewehrt, aber seit einigen Tagen scheint es, dass er den Willen weiterzukämpfen aufgegeben hat, & so wird er von Tag zu Tag schwächer. Es ist daher meine Pflicht, Sie zu bitten, unverzüglich nach London zu reisen. Es wäre ein großer Trost für ihn, Ihnen ein letztes Lebewohl sagen zu können.
    In Ihren Briefen haben sie nicht verhehlt, welches Maß an Zorn & Bitterkeit Sie gegen Ihren Bruder hegen. Ein Mensch darf sich glücklich schätzen, wenn er am Ende seines Lebens die Vergebung jener findet, an denen er gefehlt hat. Zwar gibt es Menschen, an denen er sich überaus schmerzlich vergangen hat, doch Sie zählen nicht dazu. Nicht gegen Grayson sollten Sie Klage führen, sondern gegen mich. Damit ihm angesichts unserer eigenen materiellen Probleme die Last Ihrer finanziellen Schwierigkeiten erspart blieb, habe ich Ihre Briefe verbrannt, bevor er sie zu Gesicht bekam. Tadeln Sie mich deswegen. Sein Leben lang konnte Ihnen Ihr Bruder nichts abschlagen.
    Ich bedauere nicht, es getan zu haben. Es ist schon lange her, dass Graysons Gesundheit ihm die vernünftige Regelung seiner Angelegenheiten, Geld & Geschäft betreffend, erlaubte. Doch da mir seine besondere Zuneigung für Sie bewusst ist, kann ich nicht zulassen, dass er im Wissen um Ihre Missbilligung aus dieser Welt scheidet – ein Tadel, den er nicht verdient hat. Mein schlechtes Gewissen ist mir bereits Last genug.
    Ich kann Ihnen für Ihre Reise kein Geld schicken, möchte Sie aber dennoch bitten, nach London zu kommen, um Ihres Bruders willen. Sollte dies nicht möglich sein, würde auch ein liebevoller Brief genügen.
    Ich verbleibe & c.
     
    MARGARET BLACK

XL
    E ins nach dem anderen.
    Von da an passte ich noch mehr auf Mary auf, eilte mit ihr schon vor Sonnenaufgang oder erst nach Einbruch der Nacht durch die Straßen, wenn niemand uns erkennen konnte. Mrs Black würde uns niemals finden, sagte ich mir, weder am Cole Harbour noch in der

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