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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Gentlemen in einer ungewohnt kehligen Sprache. Ihre selbstgefälligen Mienen standen in krassem Gegensatz zu den harschen Lauten ihrer Sprache. Über ihnen blickte der heilige Paulus von seinem Sockel herunter, das Schwert in der Hand, mit dem er enthauptet werden würde, und hinter ihm ragte wichtigtuerisch der Dom empor.
    Auf der anderen Seite des Kirchhofs sah ich eine Frau in einem dunklen Umhang. Sie blieb stehen, wandte sich um und blickte in meine Richtung. Ihr Profil war scharf geschnitten, ihre Taille schmal wie die eines jungen Mädchens. Einen Augenblick war ich völlig entgeistert, unfähig, mich zu bewegen. Die Frau setzte ihren Korb auf dem Boden ab, hob die Hände und legte den Kopf in den Nacken, um sich ihren Hut zu richten. Es war nicht Mrs Black, sondern eine junge Frau um die zwanzig.
    In meinen Eingeweiden rumorte es, und ich musste dringend Wasser lassen. Mit zitternden Knien ging ich im Schatten eines Strebepfeilers in die Hocke. Der Urin malte schäumend ein Muster in den Staub und spritzte mir in warmen Tröpfchen gegen die Waden. Ich strich die Röcke glatt, kniff mir in die Wangen, damit sie ein wenig Farbe bekamen, setzte eine Miene auf, von der ich hoffte, dass sie sowohl bescheiden als auch fröhlich wirkte, und trat, derart gewappnet, in Mr Honfleurs Laden.
    Schon auf den ersten Blick war deutlich, dass etwas nicht stimmte. Ich lächelte gekünstelt, und das Herz schlug mir bis zum Hals.
    »Ich freue mich, Sie zu sehen«, begann ich meine einstudierte Rede. »Ich möchte Sie um Verzeihung bitten für das, was geschehen ist. Es war falsch, das Mädchen hierher zu bringen und Sie zu bitten … ich wollte schon früher kommen, aber Mrs Black ist sehr misstrauisch geworden. Sie hegt einen Argwohn gegen uns, auch wenn ich nicht weiß, weshalb. Es würde mich nicht wundern, wenn sie von einer dunklen, raunenden Macht besessen wäre. Sie hat viel von einer Hexe an sich, meinen Sie nicht auch?«
    Die Worte verwelkten mir auf der Zunge angesichts Mr Honfleurs grimmigen Blicks. Ich schluckte und senkte den Kopf.
    »Ich … ich bin gekommen, um Sie inständig um Vergebung zu bitten«, sagte ich leise.
    »Das sehe ich.«
    Der Laden wirkte staubig und unaufgeräumt, Stapel von Büchern waren kunterbunt über den Boden verteilt. Auf dem Tisch die Spuren von Mahlzeiten – schmutzige Tassen und Geschirr, dazwischen vertrocknete Brotreste und gelbliche Speckkrusten, die Platte mit Fettschlieren überzogen.
    »Mrs Black war gestern hier«, sagte er.
    Ich erwiderte nichts, sondern hielt mich am Tisch fest, weil mir plötzlich schwindelig wurde.
    »Sie war ziemlich bedrückt«, sprach er mit derselben eintönigen Stimme weiter. »Sie wollte wissen, ob ich Sie gesehen habe. Als ich verneinte, erzählte sie mir, dass Sie seit letzten Dienstag vermisst werden. Dass Sie ihr unersetzliche Dinge von gewaltigem Wert gestohlen haben und damit verschwunden sind. Dass Sie nichts anderes seien als eine gewöhnliche Verbrecherin und sie Sie am liebsten am Galgen sehen würde.«
    »Wenn es sich um das Buch handelt …«
    »Ein Buch hat sie nicht erwähnt.«
    Ich starrte schweigend auf den Tisch und zeichnete mit dem Finger den fahlen Abdruck einer Tasse nach. Der goldene Ring blitzte.
    »Ich verstehe nicht, was Sie im Schilde führen, Eliza. Vielleicht hätten Sie die Güte, mich aufzuklären?« Er verschränkte die Arme. »Nein? Nun gut, dann muss ich Ihnen etwas sagen. Sie werden dem Apotheker noch heute sein Eigentum zurückgeben. Noch heute,
vous comprenez?
Dieser Unsinn muss ein Ende haben. Danach werden wir entscheiden, was wir mit Ihnen weiter anfangen werden.«
    »Aber …«
    »Meine Bedingungen sind klar. Wenn Sie sie nicht erfüllen, ist unser Vertrag hinfällig. Ist es das, was Sie wollen?«
    Noch immer schwieg ich. Mir fehlten die Worte.
    »Kommen Sie schon, Eliza, seien Sie nicht so verstockt. Sie haben gegen das Gesetz verstoßen und gegen meine ausdrückliche Anweisung. Sie haben Glück, dass ich Sie nicht auf der Stelle hinauswerfe. Das Mindeste, was Sie tun können, ist, auf die Knie zu fallen und um Gnade zu bitten.«
    »Vergeben Sie mir«, flüsterte ich, ohne ihn anzusehen.
    »Mrs Black hat mir zu verstehen gegeben, dass es die Idiotin ist, die sie wiederhaben wollen. Nur die Idiotin. Wenn Sie sie unversehrt zurückbringen, wäre die Sache erledigt. Sie würden keine weiteren Maßnahmen ergreifen. Ich hoffe, Sie begreifen, wie großzügig dieses Angebot ist.«
    »Ja, Sir.«
    »Sie haben

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