Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Gehirnschlag getroffen worden!
    Und das Gerücht fand Bestätigung: zwei Stunden später war Elisundo eine Leiche.

Achtes Kapitel.
Zwanzig Millionen Einsatz.
    Welche Folgen dieses jüngste Ereignis zeitigen würde, hätte noch niemand zu ermessen vermocht. Henry d'Albaret mußte ganz natürlich, als er die Neuigkeit hörte, die Meinung haben, diese Folgen könnten nur günstig für ihn sein. Jedesfalls erlitt Hadschinas Vermählung Aufschub, und wenn auch anzunehmen war, daß sie von tiefem Schmerz überwältigt sein mußte, zögerte der Offizier doch nicht, im Hause der Strada Reale vorzusprechen. Aber weder Hadschina noch Xaris konnte er sprechen. Es blieb ihm also nichts übrig, als zu warten.
    "Wenn sich Hadschina," so dachte er, "dem Wunsche des Vaters opferte, als sie diesem Starkos ihr Wort gab, so wird jetzt, nachdem ihr Vater tot ist, aus dieser Heirat nichts mehr werden!"
    Dieser Gedankengang war richtig: er ergab die ganz natürliche Folgerung, daß, wenn sich Henry d'Albarets Chancen verbessert hatten, sich Nikolas Starkos' Chancen um eben soviel verschlechtert hatten. Es wird also niemand Wunder nehmen, daß am nächsten Morgen an Bord der Sakolewa zwischen Skopelo und seinem Kapitän eine Unterredung hierüber gepflogen wurde, die von dem ersteren ausging, denn er hatte die Neuigkeit in der Stadt vernommen und bei seiner Rückkehr gegen 6 Uhr morgens mit an Bord gebracht.
    Man hätte wohl annehmen dürfen, daß sich Nikolas Starkos bei den ersten Worten aus Skopelos Munde vor Zorn nicht kennen würde. Dem war aber nicht so, denn der Kapitän wußte sich zu beherrschen und war kein Freund davon, gegen Tatsachen, die sich nicht ändern ließen, Kräfte zu vergeuden.
    "So so! Elisundo ist also tot?" fragte er bloß.
    "Ja! ... Elisundo ist tot!"
    "Etwa Selbstmord?" setzte er halblaut, wie im Selbstgespräch mit sich, hinzu.
    "Nein," versetzte Skopelo, der den Gedanken des Kapitäns gehört hatte, "nein! Die Aerzte haben festgestellt, daß Bankier Elisundo von einem Schlaganfall ..."
    "Hingeschmettert worden?"
    "So ungefähr! er hat auf der Stelle das Bewußtsein verloren und vor seinem Tode kein Wort mehr sprechen können."
    "Kein Schade, daß es so gekommen ist, Skopelo!"
    "Ohne Widerrede, Kapitän! besonders insofern nicht, als die Transaktion mit Arkadia schon in Ordnung war ..."
    "Völlig in Ordnung," antwortete Nikolas Starkos; "unsere Tratten sind diskontiert worden, so daß du den Gefangenentransport gegen bare Kasse übernehmen kannst."
    "Ei, Mord und Brand, Kapitän," rief der Leutnant, "das war aber die höchste Zeit! Wie steht's denn aber mit der zweiten Affaire, wenn die erste im Lote ist?"
    "Mit der zweiten?" versetzte gelassen Nikolas Starkos; "hm, die wird verlaufen, wie sie verlaufen sollte; Hadschina Elisundo wird ihrem Vater im Tode ganz ebenso gehorchen, wie sie ihm im Leben gehorcht haben würde, und aus den nämlichen Gründen!"
    "Also liegt es nicht in Eurer Absicht, Kapitän," fragte Skopelo weiter, "die Sache fallen zu lassen?"
    "Fallen lassen? die Sache fallen lassen?" rief Nikolas Starkos in einem Tone, der seinen festen Willen, jedes Hindernis zu zermalmen, verriet. "Sprich doch, Skopelo, meinst du, es gäbe auf der Welt einen Menschen, einen einzigen, der die Hand von selber schlösse, wenn er sie bloß aufzumachen braucht, damit ihm zwanzig Millionen hineinfallen?"
    "Zwanzig Millionen!" wiederholte Skopelo, indem er lächelnd den Kopf wiegte; "freilich! auf reichlich zwanzig Millionen hatte ich das Vermögen unsers alten Freundes Elisundo geschätzt!"
    "Runde schöne Summe das! in guten Werten," versetzte Nikolas Starkos, "die sich ohne Verzug versilbern lassen werden ..."
    "Sobald Ihr sie im Besitze haben werdet, Kapitän; denn zunächst fällt doch dies ganze Vermögen an die schöne Hadschina!"
    "Die mir zufallen wird! mir! Sei ohne Furcht, Skopelo! mit einem einzigen Worte kann ich die Ehre des Bankiers vernichten, und seine Tochter wird nach seinem Tode wie zu seinen Lebzeiten diese Ehre höher schätzen als sein Vermögen! Aber ich werde nichts sagen, und werde nichts zu sagen haben! den Druck, den ich auf ihren Vater übte, werde ich immer auf sie ausüben! Diese zwanzig Millionen wird sie mit Freuden ihrem Nikolas Starkos als Mitgift in die Ehe bringen, und wenn du Zweifel hierin setzest, Skopelo, nun! so kennst du den Kapitän der "Karysta" nicht!"
    Nikolas Starkos sprach mit solcher Zuversicht, daß sein Leutnant, so wenig er sonst zu Illusionen neigte, die Meinung

Weitere Kostenlose Bücher