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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nach dem Bankhause zu bemühen. An der Treppe der Mole wurde er von Xaris erwartet.
    Daß ihm diese Mitteilung in sonderlich liebenswürdigem Tone gemacht worden wäre, möchte sich nicht wohl sagen lassen. Der Ton, in welchem Xaris sprach, war nichts weniger als einladend und seine Stimme nichts weniger als sanft, als er den Kapitän der "Karysta" anredete. Aber dieser war nicht der Mann, sich durch solche Kleinigkeit irritieren zu lassen. Er folgte Xaris zum Kontor, woselbst er sofort Zutritt fand.
    Für die Nachbarsleute, die Nikolas Starkos den Fuß in das Bankhaus setzen sahen, das bislang so hartnäckig fest verschlossen geblieben war, gab es nun keinen Zweifel mehr, daß sich die Chancen zu seinen Gunsten gestaltet hätten.
    Nikolas Starkos traf Hadschina Elisundo im Kontor ihres Vaters. Sie saß vor dem Schreibtisch, auf welchem eine Menge Papiere und Schriftstücke umherlagen. Der Kapitän begriff, daß sich das Mädchen Einblick in die Geschäfte der Firma verschafft haben müsse, und er befand sich nicht im Irrtum. Aber waren ihr die Beziehungen bekannt geworden, die der Bankier mit den Piraten des Archipels unterhalten hatte? Diese Frage stellte sich der Kapitän der "Karysta".
    Als derselbe eintrat, erhob sich Hadschina Elisundo – was sie der Verpflichtung überhob, ihm einen Stuhl anzubieten – und winkte Xaris, sie mit dem Besucher allein zu lassen. Sie ging in Trauer. Ihr ernstes Gesicht, ihre von schlaflosen Nächten müden Augen wiesen in ihrer ganzen Erscheinung auf eine große physische Abspannung, nicht aber auf seelische Ermüdung. In dieser Unterredung, die für beide so ernste Folgen herbeiführen sollte, durfte die Ruhe sie nicht einen einzigen Augenblick verlassen.
    "Hier bin ich, Hadschina Elisundo," sagte der Kapitän, "und stehe zu Ihrem Befehl. Warum haben Sie mich rufen lassen?"
    "Aus zweierlei Gründen, Nikolas Starkos," versetzte das junge Mädchen, die gerade auf ihr Ziel zusteuern wollte. "Vorerst muß ich Ihnen sagen, daß das mir von meinem Vater, wie Sie ja recht gut wissen, auferlegte Heiratsprojekt als zwischen uns aufgelöst zu betrachten ist."
    "Und ich," versetzte hierauf Nikolas Starkos mit Kälte, "werde mir an der Antwort genügen lassen, daß Hadschina Elisundo, wenn sie so spricht, wohl an die Folgen ihrer Worte nicht gedacht haben würde."
    "Ich habe reiflich überlegt," antwortete das junge Mädchen, "und Sie werden begreifen, daß mein Entschluß unwiderruflich sein muß, da ich über die Natur der Geschäfte, die das Bankhaus Elisundo mit Ihnen und den Ihrigen, Nikolas Starkos, geführt hat, keiner Aufklärung mehr bedarf."
    Nicht ohne lebhaftes Mißbehagen nahm der Kapitän der "Karysta" diese sehr klare und deutliche Antwort des jungen Mädchens hin. Ganz sicher war er darauf gefaßt gewesen, daß ihm Hadschina Elisundo in aller Form den Abschied geben würde, aber er baute ebenso darauf, ihren Widerstand dadurch zu brechen, daß er ihr sagen wollte, was ihr Vater gewesen war und welche Beziehungen zwischen ihrem Vater und ihm bestanden hatten. Nun wußte sie aber dies alles. Mithin zerbrach eine Waffe, seine beste vielleicht, ihm in der Hand. Immerhin hielt er sich nicht für entwaffnet und versetzte in leicht ironischem Tone:
    "So? Sie haben Kenntnis von den Geschäften des Hauses Elisundo und führen trotzdem solche Sprache?"
    "Ich führe solche Sprache, Nikolas Starkos, und werde solche Sprache immer führen, weil es meine Pflicht ist, sie zu führen!"
    "Soll ich also glauben," erwiderte Nikolas Starkos, "daß Kapitän Henry d'Albaret ..."
    "Lassen Sie den Namen Henry d'Albaret bei dieser ganzen Sache beiseite!" versetzte Hadschina lebhaft. Dann aber gewann sie die Herrschaft wieder über sich und setzte, um jede Möglichkeit einer weitern Herausforderung abzuschneiden, kalt und ruhig hinzu: "Sie wissen recht gut, Nikolas Starkos, daß Kapitän d'Albaret sich niemals dazu verstehen wird, eine eheliche Verbindung mit der Tochter des Bankiers Elisundo einzugehen."
    "Schwer dürfte das sein."
    "Aber ehrenhaft wird es sein!"
    "Und warum?"
    "Weil niemand eine Erbin heiratet, deren Vater der Bankhalter von Seeräubern gewesen ist. Nein! kein Mann von Ehre kann ein Vermögen nehmen, das auf so schändliche Weise erworben worden."
    "Aber mir scheint," versetzte Nikolas Starkos, "als redeten wir da von Dingen, die der Frage, um deren Lösung es sich handelt, absolut fremd sind?"
    "Diese Frage ist gelöst!"
    "Erlauben Sie mir die Bemerkung hierzu, daß Hadschina

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