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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Elisundo den Kapitän Starkos, nicht den Kapitän d'Albaret heiraten sollte. Der Tod ihres Vaters dürfte ihre Absichten so wenig verändert haben, wie er die meinigen verändert hat."
    "Ich gehorchte meinem Vater," erwiderte Hadschina, "gehorchte ihm, ohne die geringste Kenntnis der Beweggründe, die ihn dazu nötigten, mich zu opfern. Jetzt weiß ich, daß ich durch meinen Gehorsam seine Ehre rettete."
    "Nun also, wenn Sie wissen ..." erwiderte Nikolas Starkos.
    "Ich weiß," versetzte Hadschina, ihm das Wort abschneidend, "ich weiß, daß Sie, sein Mitschuldiger, ihn in diese schmählichen Geschäfte hineingezogen haben, daß Sie diese Millionen in das Bankhaus gebracht haben, das ehrenhaft dastand, bevor Sie mit ihm in Verkehr traten. Ich weiß, daß Sie ihm gedroht haben seine Schande der Oeffentlichkeit preiszugeben, sofern er sich weigerte, Ihnen seine Tochter zu geben. Wahrlich! Nikolas Starkos, haben Sie glauben können, daß ich aus irgend welchem andern Grunde, als Gehorsam gegen meinen Vater, darein gewilligt hätte, die Ihre zu werden?"
    "Recht, Hadschina Elisundo, ich brauche Sie also nicht gescheit zu machen!! Wenn Sie aber auf die Ehre Ihres Vaters so fürsorglich bedacht waren bei seinen Lebzeiten, müssen Sie es ganz ebenso sein nach seinem Tode, und sollten Sie darauf bestehen wollen, Ihr Wort mir gegenüber nicht zu halten ..."
    "So werden Sie alles an die große Glocke hängen, Nikolas Starkos!" rief das junge Mädchen mit einem solchen Ausdruck von Abscheu und Verachtung, daß auf die Stirn des frechen Patrons etwas wie Röte stieg.
    "Ja ... alles!" versetzte er.
    "Das werden Sie bleiben lassen, Nikolas Starkos."
    "So? warum?"
    "Weil das für Sie hieße, sich selber in Anklage zu setzen!"
    "Mich in Anklage setzen, Hadschina Elisundo? Meinen Sie denn, solche Geschäfte seien je unter meinem Namen gemacht worden? Bilden Sie sich ein, Nikolas Starkos sei es, der den Archipel abfährt und Kriegsgefangene verschachert? Nein! wenn ich den Mund auftue, werde ich mich nicht bloßstellen, und auftun werde ich den Mund, wenn Sie mich dazu zwingen!"
    Das junge Mädchen sah dem Kapitän ins Gesicht, ihre Augen, denen die ganze Kühnheit der Ehrenhaftigkeit innewohnte, senkten sich nicht vor den seinigen, so grimmig sie auch blickten.
    "Nikolas Starkos," versetzte sie, "ich könnte Sie mit einem einzigen Worte entwaffnen, denn Sie haben diese Ehe weder aus Mitgefühl für mich, noch aus Liebe zu mir gefordert! Der Grund war lediglich, daß Sie in den Besitz von meines Vaters Vermögen gelangen wollten! Nun könnte ich Ihnen ja sagen: Sie wollen ja doch bloß die Millionen! na, hier sind sie! nehmen Sie sie sich! und gehen Sie! auf Nimmerwiedersehen! ... Aber so, Nikolas Starkos, werde ich nicht sprechen! ... Nein, Nikolas Starkos! diese Millionen, die ich erbe ... die sollen Sie nicht bekommen! Sie nicht! ... die werde ich behalten ... die werde ich verwenden, wie es mir paßt! ... Nein! die sollen Sie nicht haben ... nun und nimmer! ... Und jetzt hinaus aus diesem Zimmer ... hinaus aus diesem Hause! ... Hinaus!"
    Mit gestrecktem Arme und erhobenen Hauptes stand jetzt Hadschina Elisundo da, genau so, wie wenige Wochen früher Andronika Starkos stand auf der Schwelle des väterlichen Hauses, und gleich wie Andronika schien jetzt Hadschina den Mann zu verfluchen. Wenn aber an jenem Tage Nikolas Starkos vor der Gebärde der Mutter zurückgewichen war, so schritt er diesmal entschlossen auf das Mädchen zu ...
    "Hadschina Elisundo," sprach er – "ja! ich brauche diese Millionen ... so oder so muß ich sie bekommen ... und werde sie bekommen!"
    "Nein! ... lieber vernichte ich sie ... lieber werfe ich sie in den Golf!" versetzte Hadschina.
    "Ich werde sie bekommen, sage ich dir ... ich muß sie haben ... und will sie haben!"
    Nikolas Starkos hatte das Mädchen am Arme gepackt. Der Zorn machte ihn von Sinnen. Er war nicht mehr Herr über sich! sein Blick trübte sich – er wäre imstande gewesen, sie zu ermorden!
    Hadschina Elisundo sah dies alles in einem Nu. Sterben! ha! was lag ihr noch am Leben? was hatte der Tod für sie Schreckliches? ... Aber das energische Mädchen hatte anderes über sich bestimmt! sie hatte sich verurteilt zum Leben!
    "Xaris!" rief sie.
    Die Tür ging auf. Xaris erschien.
    "Xaris! jag diesen Kerl hinaus!"
    Nikolas Starkos hatte nicht Zeit gehabt, sich umzudrehen, so schnell war er von zwei Eisenarmen umschlungen. Der Atem ging ihm aus ... er wollte sprechen, schreien, es gelang ihm so

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