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Der Architekt

Der Architekt

Titel: Der Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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hier in Berlin zu sprechen kommen. Das erste Gebäude, am Kottbusser Tor, ein Mietshaus, wenn ich das richtig sehe?« Er schaute auf.
    Götz sah ihn aufmerksam an.
    »Sie haben viel in Berlin gebaut über die Jahre. Gab es da so etwas wie einen einheitlichen Gedanken, ein Leitmotiv?«
    Götz hatte den Kopf etwas auf die Seite gelegt. »Ben … Ben«, er schien seiner Stimme einen besonderen Hall verleihen zu können, »so hat das doch keinen Sinn. Was wollen Sie den Leuten denn groß von meiner Architektur erzählen? Ob die Proportionen der Fenster im dritten Stock nun so oder doch eher so ausfallen – wen interessiert das, außer ein paar eingefleischten Bauexperten?«
    Sicher, dachte Ben, nur das, was mich eigentlich interessiert – soll ich Sie das wirklich fragen?
    »Wollen wir nicht lieber von meiner Familie reden, von Christine, Svenja, Pia. Ist es nicht das, was die Leute hören wollen? Was ich für Gefühle ihnen gegenüber habe und hatte –«
    »Das hatte ich eigentlich für eine spätere Sitzung aufsparen wollen.«
    »Wozu? Wir haben keine Zeit zu verlieren. Lassen Sie uns anfangen, in medias res. Sonst haben wir am Ende zehnmal über Traufhöhen gesprochen, aber damit werden wir niemanden auf meine Seite bringen. Meinen Sie nicht?«
    Sein wuchtiger, kantiger Kopf mit der hohen Stirn ragte direkt vor Bens Augen auf.
    »Ich war gestern in Ihrem Architekturbüro, am Potsdamer Platz.«
    »Ja?«
    Bens Augen hüpften zu dem Wachmann in der Ecke. Er schien abgeschaltet zu haben, die Lider waren nur noch halb geöffnet.
    »Ihr Spaziergang im Tiergarten«, Ben senkte die Stimme beinahe zu einem Flüstern, »am Abend des Fünfundzwanzigsten. Es passt nicht zusammen. Haben Sie mit Seewald darüber gesprochen?«
    Götz’ Mundwinkel rutschten nach unten. Als wäre er mit einem Kübel Wasser übergossen worden, lehnte er sich zurück.
    Ben schwieg.
    War es dumm gewesen, das Vertrauen des anderen aufs Spiel zu setzen? Er spürte, wie Ärger in ihm aufstieg. Ging es ihn etwas an, ob Götz das Gericht anlog oder nicht? Sein Job war es, das verdammte Buch zu schreiben! Und dafür brauchte er Götz. Er brauchte das Honorar, er brauchte den Erfolg, er brauchte den Neuanfang. Er brauchte keine Wahrheit, keinen Argwohn, keine Probleme! Was war nur über ihn gekommen, nach dem Tatabend zu fragen!
    Götz hatte sein Gesicht zur Seite gedreht, sah zur Wand, schien nachzudenken.
    In Bens Kopf liefen die Gedanken im Kreis. Aber es war gelogen!
Götz hatte gelogen!
Oder? Warum sollte er sich an diesem Abend nicht die Füße ein wenig vertreten haben, auch wenn er es sonst nie tat? Wie sollte er, Ben, das beurteilen können?
    Er bemerkte, dass Götz ihn ansah.
    »Tut mir leid, das … Ich weiß, es hat nichts mit unserem Vorhaben zu tun. Für mich ist das auch eine ganz neue Arbeitsform, verstehen Sie?«
    »Ja, nein, Ben, schon in Ordnung, ich hatte ohnehin mit Ihnen sprechen wollen.«
    Und die Sache abblasen?
    »Wegen meiner Aussage …« Götz verstummte, ließ den Blick auf seine Beine sinken, die er übereinandergeschlagen hatte.
    Wegen meiner
Aussage?
    »Ich bin froh, dass Sie das ansprechen.« Götz legte die Hände auf den Tisch. »Ich habe schon die letzten Tage überlegt, wie ich das am geschicktesten in die Wege leite, aber … Im Grunde genommen wäre es vielleicht das Beste, ich würde mit Seewald sprechen. Nur …« Seine Stimme verlor sich wieder. Es sah ganz so aus, als hätte er seine Gedanken noch nicht sortiert.
    Ben wartete ab. Eben war er vorgeprescht, jetzt wollte er nicht schon wieder einen Fehler begehen.
    »Können Sie mir einen Gefallen tun?« Götz sah ihn an.
    Aquamarinblau, musste Ben denken.
    »Hm?«
    »Einen Gefallen?« Ben schluckte.
    »Ja?«
    Was für einen Gefallen?
    »Ben? Herr Lindenberger?«
    Ben hatte unwillkürlich zum Wachmann gesehen. Aber der hatte sich augenscheinlich in einen Zustand des Dösens verabschiedet.
    »Natürlich, Julian, nur … Das Manuskript muss auch fertig werden. Sie wissen ja selbst, wie die Zeit fliegt.«
    »Ich würde Sie das nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    Götz schien sich wieder erholt zu haben von der Verwirrung, in die er durch Bens Frage nach dem Spaziergang im Tiergarten gestürzt war.
    »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Julian, aber ich kann mich da nicht in etwas hineinziehen lassen, was schwer zu überschauen ist. Sie verstehen das doch sicher?«
    Götz sah ihn spöttisch an. »Was? Das müssen Sie noch mal sagen.«
    Und wenn Götz

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