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Der Architekt

Der Architekt

Titel: Der Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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ihm etwas anvertrauen wollte, das seinem Buch erst den richtigen Pepp geben, das er ohne Götz niemals herausbekommen würde?
    Bens Fingerspitzen wurden kühl. »Ich bin eine Art Chronist, mehr nicht.«
    »Sie reden mit mir.«
    »Um in Erfahrung zu bringen, wie die Dinge zusammenhängen.«
    »Ganz recht. Und dabei werden Sie sich vielleicht nicht komplett aus der Sache heraushalten können.«
    Es klang unangenehm.
    »Hören Sie, Ben.« Da war er wieder, der wuchtige Kopf, nach vorne über die Tischplatte gebeugt. »Ich will nicht zu sehr darauf herumreiten, aber Sie sind mir auch etwas schuldig, das ist Ihnen doch klar, oder?«
    »Ich finde es toll, dass Sie sich bereit erklärt haben, bei dem Projekt mitzuwirken.«
    »Bei dem Projekt? Es geht um mein Leben, Ben. Erzählen Sie mir nicht, ich würde bei meinem eigenen Leben nur mitmachen.«
    Jetzt hatte der Wachmann den Kopf gehoben, der Ton in Götz’ Stimme schien ihm nicht entgangen zu sein. Ben bemerkte es aus dem Augenwinkel, vermied es jedoch, zu dem Beamten hinüberzuschauen.
    »Ja, natürlich, nicht dass wir uns da missverstehen …«, fing er an, wurde aber von Götz unterbrochen.
    »Haben Sie mit Seewald gesprochen? Dürfen Sie an den Beratungen des Anwaltsteams teilnehmen?«
    »Ja, ja, natürlich.«
    »Haben Sie mit Sophie gesprochen, meiner Schwägerin? Waren Sie bei mir zu Hause?«
    »Ja.«
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich Ihnen zur Verfügung stehe, dass Sie sich auf mich berufen können.« Jetzt sahen Götz’ Augen aus, als wären sie nicht länger blau, sondern eher dunkelviolett, fast schwarz. »Ich sorge dafür, dass Sie das Buch Ihres Lebens lancieren können. Sie sind mir was schuldig, Ben. Sie kommen damit groß raus. Aber Ihre Familie musste dafür nicht erschlagen werden. Sie haben fast überhaupt nichts dafür getan. Sie hängen sich da einfach nur ran. Ganz so leicht kann ich es Ihnen aber leider nicht machen. Ich brauche jetzt auch etwas von Ihnen.«
    Sonst?, dachte Ben.
    »Sonst?«
    »Ich will Ihnen nicht drohen«, wich Götz aus. »Das hier ist kein Spiel für mich. Aber ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
    Noch kannst du gehen, murmelte etwas in Bens Schädel.
    Der Wachmann hatte seine Augenlider wieder auf Halbmast gesenkt.
    »Also, was ist, Ben?« Die Stimme schnitt durch die Luft.
    »Ich helfe Ihnen gern, Julian.«
    Scheiße!
    Götz nickte langsam. »Sie müssen jemanden für mich anrufen.« Seine Stimme war wieder leiser. »Sie heißt Lillian Behringer.«
    Okay.
    »Es geht um den Fünfundzwanzigsten.«
    »Hmm.«
    Jetzt drehte sich auch Götz kurz zu dem Wachmann um. Der Beamte zuckte ein wenig zusammen und setzte sich auf seinem Stuhl zurecht. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, hatte Götz sich schon wieder Ben zugewandt. »Das überrascht Sie vielleicht«, sagte er halblaut zu Ben, »aber wie gesagt, ich habe lange darüber nachgedacht, und mir bleibt nichts anderes übrig. Es wird ja sowieso herauskommen …«
    Ben hatte den Blick aufs Papier gesenkt. Kritzelte ›Lillian Behringer‹.
    »Ich war am Abend des Fünfundzwanzigsten mit Frau Behringer zusammen.« Götz machte eine kurze Pause. »Nicht im Park.«
    Ben sah seinem Kugelschreiber dabei zu, wie er Kreise auf das Papier malte.
    Um ein Haar wäre er in Gedanken abgeschweift. Was bedeutete es, dass er das jetzt wusste? Musste er das melden, die Staatsanwaltschaft benachrichtigen, Seewald? Machte er sich schuldig, wenn er schwieg?
    »Ich wollte Frau Behringer da eigentlich nicht mit hineinziehen«, hörte er Götz weitersprechen, »und natürlich dachte ich, es würde die Dinge nur unnötig komplizieren, wenn in der Verhandlung auch noch meine Beziehung zu meiner Frau Christine in Frage gestellt würde. Wenn ins Spiel käme, dass es, ja, klar, dass es auch Schwierigkeiten in unserer Ehe gab.«
    Und ich soll Kontakt zu dieser Frau aufnehmen?
    »Als ich den Anruf von Hanna Lenz am Abend des Fünfundzwanzigsten abgehört habe, war ich bei Frau Behringer – nicht im Park. Ich bin von ihrer Wohnung aus nach Hause gefahren.«
    Ben sah auf. Er brachte kein Wort hervor.
    »Frau Behringer kann das bezeugen. Deshalb möchte ich, dass Sie Kontakt zu ihr aufnehmen.«
    Bens Kopf wippte nach hinten.
    »Ich dachte, man würde relativ schnell ausschließen können, dass ich mit der Tat etwas zu tun habe. Aber das scheint wohl nicht der Fall zu sein. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als Lillian zu bitten, für mich auszusagen.«
    »Als Alibi«, kam es aus Bens Mund.
    Götz

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