Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Assistent der Sterne

Der Assistent der Sterne

Titel: Der Assistent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linus Reichlin
Vom Netzwerk:
Sie konnte sich nicht erklären, warum du und vor allem der Ehemann nicht zur Beerdigung gekommen seid. Und warum ihr euch beide nicht meldet. Sie machte sich große Sorgen, vor allem um dich, natürlich. Und jetzt versetz dich in meine Lage, Hannes. Ich wusste ja von dir und dieser Frau, die du nicht liebst, Vera Lachaert. Alias Ilunga … du weißt schon.«
    »Likasi«, sagte Jensen.
    »Richtig. Likasi. Ich durfte mir nichts anmerken lassen. Ich habe ziemlich den Rücken hinunter geschwitzt. Ich wusste überhaupt nicht, was ich Annick antworten sollte. Ich versuchte dahinterzukommen, welche Querverbindungen es gab. Diese Likasi war ja zu dem Zeitpunkt wieder aufgetaucht. Aber da gab es noch ihren Drohbrief. Deine Freundin, Annick, machte zwar nicht den Eindruck, als wüsste sie davon. Aber sicher war das nicht. Und du, du warst meiner Meinung nach abgehauen. Du hättest ja auch einigen Grund dafür gehabt. Aber das konnte ich Annick ja nicht sagen. Heilige Scheiße, Hannes! Es war kompliziert, das kannst du mir glauben. Ich versprach ihr, dich und den Jorn Lachaert zu suchen. Aber ehrlich gesagt … du weißt ja, wie das ist. Der Placebo-Effekt. Man will die Leute glücklich machen, das ist ja kein Verbrechen. Nach dir habe ich natürlich gar nicht erst gesucht, ich nahm an, dass das in deinem Interesse war. Aber deiner Freundin zuliebe bin ich zum Haus von Jorn Lachaert gefahren. Ich klingelte, aberer war nicht da. Ich dachte, gut, jetzt machst du noch einen Kontrollgang ums Haus, nur so aus Pflichtgefühl, du kennst das ja. Das Küchenfenster stand offen. Und du weißt ja, ich habe eine überempfindliche Nase. Seit ich rauche, ist es etwas besser geworden, ich rieche jetzt nicht mehr jeden Furz in der Straßenbahn. Aber das habe ich gerochen, aus der Küche, es roch nach frischem Blut. Ich dachte zuerst, dass es vielleicht vom Schlachthaus kommt, das ist ja ganz in der Nähe. Aber ich musste das abklären. Also bin ich durchs Fenster eingestiegen. Ich folgte einfach dem Geruch. Im Wohnzimmer war er am stärksten. Weil sie da lag. Auf dem Sofa.«
    Stassen schwieg.
    »Ilunga Likasi«, sagte Jensen.
    »Das wusste ich noch nicht …«
    »Aber sie war es.«
    »Ja.«
    »Und auf welche Art?«
    »Mit einem Messer. Es lag auf dem Sofatisch.«
    »Einfach nur erstochen?«
    Stassen zögerte.
    »Nein«, sagte er. »Sonst wäre der Blutgeruch nicht so stark gewesen.«
    »Ich verstehe.« Das gelbe Insekt krabbelte auf Jensens Daumen. Er betrachtete es.
    »Es war ihr Freund«, sagte Stassen. »De Reuse. Jan De Reuse. Jetzt fällt mir sogar sein Vorname ein, siehst du?« Er versuchte zu scherzen.
    »Aber ihr wisst nicht, wo er ist.«
    »Richtig. Die Fahndung läuft noch. Aber er war es, da gibt es keinen Zweifel. Das Messer, der Glastisch, alles war mit seinen Fingerabdrücken übersät. Er hat uns sogar Haare dagelassen, die DNA stimmt mit seiner überein.Einige Haare klebten auf der Stirn der Frau, als hätte er sie dort …«
    »Platziert.«
    »Richtig. Wir befürchten jetzt, dass De Reuse auch Jorn Lachaert umgebracht hat. Lachaert ist verschwunden, und es …«
    »Nein.«
    »Was nein?«
    Jensen schaute zum Fenster hinaus, die Palmblätter im Vorgarten wiegten sich im Wind. »Jorn Lachaert ist irgendwo da draußen«, sagte er. »Im Dschungel von Surinam.« Und in ein paar Wochen, dachte er, werden die Affen seine Knochen wegtragen.
    »Wie kommt er denn nach Surinam?«, fragte Stassen. »Seid ihr jetzt alle dort? Hannes. Ich bitte dich. Möchtest du mir nicht endlich erzählen, wo du wirklich bist und was du in den letzten zwei Wochen getrieben hast? Ich glaube, das bist du mir schuldig.«
    »Später, Frans. Wenn ich in Brügge bin. Aber jetzt hör mir zu.«
    Er hörte Lulambos Stimme.
    Sie werden sie finden …
    »Hör mir bitte zu«, sagte er. »De Reuse ist wahrscheinlich tot. Er hat sich umgebracht. Ihr sucht einen Lebenden, aber er ist tot.«
    »Ach! Das weißt du also auch! Du bist ja bestens informiert.«
    »Glaub mir einfach. Ihr findet ihn in einem kleinen Wald, zwischen Landsdijk und Boekhoute. In dem Wald steht ein Flurkreuz. Sucht in der Nähe des Kreuzes nach einer Falltür. Die Tür führt hinunter zu einem Stollen. Dort unten werdet ihr ihn finden.«
    Stassen lachte.
    »Ein Kreuz und eine Falltür!«, sagte er. »Du bist dir doch bewusst, dass das ziemlich nach Film klingt. Nimmst du mich auf den Arm, oder was?«
    »Er ist dort«, sagte Jensen. Er wusste es einfach. Auf seinem Fingernagel putzte das gelbe Insekt

Weitere Kostenlose Bücher