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Der Assistent der Sterne

Der Assistent der Sterne

Titel: Der Assistent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linus Reichlin
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O’Hara.«
    Jensen spürte im Nacken eine Hitze aufsteigen.
    »Ja«, sagte er. »Was ist mit ihr? Geht es ihr gut?« Das Insekt ließ sich auf seinem Arm nieder, er hätte es jetzt töten können mit einem raschen Schlag. Aber er ließ es leben, aus einer abergläubischen Regung heraus. »Ist sie gesund? Hast du mit ihr gesprochen? Mach endlich das Maul auf!«, rief er.
    »Es geht ihr gut. Beruhig dich. Es ist alles in Ordnung.«
    »Und das Kind? Hat sie etwas gesagt? Geht es dem Kind gut?«
    »Ja doch. Ja. Hast du sie denn nie angerufen? Ich meine, ich wundere mich nur, dass du es nicht weißt.«
    »Was? Was weiß ich nicht?«
    »Dass es ihr gut geht. Und dem Kind auch. Ich wusste ja, dass sie schwanger ist, du hast es mir auf dem … so etwas sollte man zwar in diesem Zusammenhang nicht sagen, das bringt Unglück. Du weißt schon, wo du es mir gesagt hast. Ich habe ihr gratuliert, und sie sagte, sie freue sich sehr auf das Kind. Es ist alles in bester Ordnung.«
    Jensen starrte auf das gelbe Insekt. Er berührte es mit dem Finger, es flog auf, nur um wieder auf seinen Arm zurückzukehren, wo es jetzt willkommen war.
    »Danke«, sagte Jensen.
    Die Angst wich aber nicht sofort; sie hatte sich in den zwei Wochen auf dem Schiff gründlich in ihm eingenistet, wie Maden in einem Käse. Es würde eine Weile dauern, sie wieder vollständig loszuwerden.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Stassen.
    »Du hast also mit Annick gesprochen.«
    »Richtig.«
    »Und es ging ihr gut. Und dem Kind auch.«
    »Falls in den letzten paar Tagen nichts geschehen ist, was Gott verhüten möge, ja. Dann geht es ihr gut. Ich weiß nichts anderes.«
    »Sie hatte eine Blutung. Am Tag, an dem ich … hat sie davon nichts erzählt?«
    »Nein, Hannes. Davon hat sie nichts erzählt. Und Blutungen, das kommt vor. Aber ich weiß, wie sehr einen das mitnimmt. Else hatte auch eine, im fünften Monat. Bei ihr war es eine Zervizitis. Der Name geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf. Zervizitis. Eine Entzündung des Gebärmutterhalses. Wir dachten, dass wir das Kind verlieren. Aber es war dann eben nur eine Zervizitis.«
    »Frans?«
    »Ja?«
    »Würdest du mir einen Gefallen tun? Könntest du Annick bitte ausrichten, dass ich in spätestens einer Woche zurück bin?«
    »Natürlich. Das tue ich gern. Aber warum sagst du es ihr nicht selbst?«
    »Ich war zwei Wochen lang weg. Und sie weiß nicht, warum.« Und vielleicht, dachte er, ist Ilunga Likasi noch dazu gekommen, mit ihr zu sprechen. »Ich möchte ihr das alles nicht am Telefon erklären.«
    »Bist du wirklich in Surinam?«
    »Hör genau hin.« Jensen streckte den Telefonhörer in Richtung Fenster. Die tropischen Vögel im Vorgarten konzertierten wild durcheinander, jeder versuchte sein eigenes Lied lauter zu flöten als der andere.
    »Bringen wir jetzt das andere hinter uns«, sagte Jensen.
    »Das andere?«
    »Du hast mit Annick gesprochen. Ich nehme an, es hatte etwas mit Verstrekens zweitem Bericht zu tun.«
    »Richtig. Willst du es genau wissen?«
    »Was?«
    »Datum, Uhrzeit … Ich bin nicht im Büro. Bei uns ist Sonntag. Aber ich könnte ins Büro fahren und dich zurückrufen.«
    »Nein. Erzähl mir einfach, was passiert ist.«
    »Gut. Das ist mir auch lieber so. Es genügt mir, dass ich von nun an jeden Freitag daran denken muss. Es war am Freitag vor einer Woche. Du warst seit etwa fünf oder sechs Tagen verschwunden. Deine Freundin, Annick, meldete sich bei Geldof, am Schalter. Sie wollte mit mir sprechen, also hat Geldof sie reingeschickt. Ja, und so haben wir uns kennengelernt. Sie sagte, du hättest ihr einmal erzählt, dass ich dein bester Freund bin. Das hat mich … ich meine, hast du ihr das wirklich so gesagt?«
    Jensen konnte sich nicht daran erinnern.
    »Ja«, sagte er.
    »Das hat mich sehr gefreut. Ich meine, ich wusste das gar nicht.« Stassens Lachen klang verkrampft. »Jedenfalls ist sie eine außergewöhnlich schöne Frau. Das wollte ich dir nur sagen.«
    »Danke.«
    »Und ich wünsche euch alles Gute. Ein Kind, das ist etwas Wunderbares. Aber das wirst du ja bald herausfinden.«
    »Danke, Frans.«
    »Also. Bleiben wir bei der Sache. Annick bat mich um Hilfe. Sie sagte, sie komme gerade von der Beerdigung einer ehemaligen Freundin von ihr. Sie sagte ehemalig. Und der Mann dieser Freundin, Jorn Lachaert, sei nicht zur Beerdigung erschienen. Und du auch nicht. Sie sagte, sie habe in den vergangenen Tagen sowohl den Jorn Lachaert wie auch dich zu erreichen versucht, ohne Erfolg.

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