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Der Assistent der Sterne

Der Assistent der Sterne

Titel: Der Assistent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linus Reichlin
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Leihbibliotheken durchwühlt, keine Mülleimer, der aber stets falsch eingeschätzt wird, von Leuten wie dir.
    Der Mann strich mit der Hand über einige der Bücher auf dem Verkaufstisch. Eines klappte er auf, aber es war offensichtlich, dass er in Gedanken bei Jensen war.
    »Kennen Sie das?«, fragte Jensen. Er zeigte dem Mann Gogols Buch. Ein Gespräch war ja unvermeidlich, der Mann war ihm gefolgt, das musste besprochen werden. Warum also das Gespräch nicht mit Gogol beginnen?
    »Die toten Seelen«, sagte der Mann. Er nickte. Seine Brille hatte sich beschlagen, er nahm sie ab und rieb sie mit einem Taschentuch trocken. »Ich kenne aber nur den Titel. Ich lese wenig Romane. Ich habe keine Zeit dafür.« Er sprach ein weiches, melodiöses Flämisch; manchmal betonte er die falschen Silben. Er schaute Jensen lange in die Augen, und merkwürdigerweise war es Jensen nicht unangenehm. Er erwiderte den Blick, eine Art Vertrautheit entstand, in der Jensens Frage völlig natürlich klang.
    »Sind Sie mir gefolgt?«
    Der Mann schwieg. Er zog eine Packung Bonbons aus der Tasche seines Regenmantels und steckte sich eins in denMund. Es waren, wie Jensen jetzt erkannte, keine Bonbons, es war Traubenzucker.
    »Ist es so? Sind Sie mir gefolgt?«
    »Ja.« Der Mann nickte. Die Traubenzuckerpastille knackte in seinem Mund.
    »Und warum?«
    »Nicht aus böser Absicht.« Der Mann hob beide Hände. »Ich wollte Sie nur fragen, wer Sie sind. Das ist alles.«
    Was für eine kuriose Frage! Jetzt nicht lachen, dachte Jensen. Der Mann blickte ihn sehr ernst und eindringlich an. Ein Student, dachte Jensen, klug, aber vielleicht eben doch verwirrt.
    »Ich glaube, ich möchte zuerst wissen, wer Sie sind«, sagte Jensen, freundlich, keineswegs fordernd. »Da Sie mir gefolgt sind, wäre es doch, vom Ablauf her, richtiger, wenn zuerst Sie sich vorstellen würden. Finden Sie nicht auch?«
    »Ja, es wäre richtiger.« Der Mann schien zu überlegen, ob er es riskieren durfte, sich vorzustellen. Schließlich streckte er Jensen die Hand hin. »Mein Name ist Pierre Lulambo.«
    »Hannes Jensen.«
    »Jensen«, wiederholte Lulambo. Er schloss die Augen. »Jensen. Das sagt mir nichts.« Er murmelte es. »Aber das ist nicht wichtig.« Er sagte es zu sich selbst.
    »Herr Lulambo«, sagte Jensen. »Ich bin verabredet. Ich habe nicht allzu viel Zeit«, log er. »Um was geht es? Wollen Sie mit jemandem reden? Das wäre nichts Schlimmes. Ich glaube nur nicht, dass ich der Richtige dafür bin.«
    »Ob Sie der Richtige sind, weiß ich nicht. Aber man kann es vielleicht herausfinden.« Lulambo klaubte eine weitere Traubenzuckerpastille aus der Packung. »Bitte. Nur eine Frage«, sagte er. »Dann werde ich Sie nicht mehr belästigen. Kennen Sie eine Frau, die Vera Lachaert heißt?«
    »Nein. Warum?«
    »Sind Sie sicher? Vera Lachaert. Haben Sie den Namen schon einmal gehört?«
    »Nein. Tut mir leid. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Haben Sie deswegen vor dem Hotel gewartet? Um mich zu fragen, ob ich diese Frau kenne?«
    »Ich habe nicht auf Sie gewartet. Ich wusste nicht, dass Sie es sein würden.«
    Lulambo hielt in der einen Hand die Traubenzuckerpackung, mit der anderen zupfte er aus der Hosentasche ein Papiertaschentuch. Er wischte sich damit über die Stirn, denn vor einer Stunde hatte es geschneit, und dieser Schnee, der sich in seinen Haaren festgesetzt hatte, schmolz nun in der Wärme der Buchhandlung.
    »Sie wussten nicht, dass ich es sein würde?«, fragte Jensen. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich kannte nur den Ort. Ich wusste, wo ich warten muss.«
    »Ja«, sagte Jensen. »Stört es Sie, wenn ich Ihnen jetzt auch eine Frage stelle?«
    »Nein.«
    »Wo werden Sie heute Abend schlafen?«
    »Schlafen? In meiner Wohnung.«
    »Sie haben also eine Wohnung.«
    »Ich habe ein Zimmer in einer Wohnung. In Antwerpen. Ich schlafe in meinem Zimmer.« Lulambo lachte plötzlich; es war ein offenes, strahlendes Lachen, das eines geistig gesunden Menschen, es war sehr verwirrend.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Lulambo. »Sie denken, dass ich im Gebüsch übernachte. Aber nein. Ich schlafe in einem Bett. Ich esse dreimal am Tag, und ich trinke kein Wasser aus der Toilette. Aber wenn ich schlafe, träume ich manchmal. Darüber sollten wir aber jetzt nicht sprechen. Darf ich nun wieder Sie etwas fragen?«
    Jensen wurde aus diesem Mann nicht klug. Er redete seltsames Zeug, aber wenn er lachte, wie vorhin, hätte man ihm die Wohnungsschlüssel anvertraut.
    »Fragen

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