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Der Assistent der Sterne

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Titel: Der Assistent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linus Reichlin
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Kind und er und ein Kamin, so hatte er sich das vorgestellt. Ein Kamin aus Naturstein, mit Funkenschutzgitter. Sein Haus war nicht gemütlich, aber ein Kamin würde das ändern, gemütliche Abende vor dem Feuer, das Knistern, ein Glas Rotwein für ihn und O’Hara, wenn das Kind schlief, in der umgebauten Abstellkammer.
    »Ich bringe dich jetzt nach Hause«, sagte er. »Geradeaus, zwölf Uhr.«
    Die Stille der Gassen übertrug sich auf sie, sie gingen schweigend, die Mantelkragen hochgeschlagen; einmal rutschte O’Hara auf dem vereisten Pflaster aus, Jensen hielt sie fest, er spürte, wie sie sich verkrampfte.
    Vor ihrem Haus am Kortewinkel küsste er sie auf den Mund, ihre Lippen waren kalt.
    »Morgen fliege ich dann also«, sagte er. »Sobald ich angekommen bin, rufe ich dich an. Und noch etwas. Falls sich bei dem Test herausstellt, dass das Kind nicht gesund ist, möchte ich, dass du auf mich wartest. Bis ich zurück bin. Wir sollten die Entscheidung gemeinsam treffen. Es ist auch mein Kind.« Es war schlimm genug, dass er das immer wieder betonen musste.
    »Dieser Kamin«, sagte sie. »Hat das etwas mit uns zu tun? Glaubst du, dass mir ein Kamin gefallen würde, und dass ich dann zu dir ziehe?«
    »Kann sein«, sagte er. »Ja, schon möglich, dass ich es deswegen tue.«
    Sie senkte den Kopf. »Ich kann dir nichts versprechen«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Ich bin einfach noch nicht so weit. Es ist auch noch nicht sicher …«
    Sie schwieg.
    »Was? Was ist noch nicht sicher?«
    »Wir reden später darüber. Leb wohl! Ich wünsche dir eine schöne Zeit in Island.«
    Leb wohl? Das klang endgültig.
    »Warte«, sagte er, aber sie schüttelte den Kopf, und dann verschwand sie in ihrem kleinen Häuschen, einem der ältesten Häuser von Brügge, ein beliebtes Sujet bei Touristen, weil es so märchenhaft aussah mit seinen Fensterchen, die das Licht rationierten, sodass es drinnen selbst im Sommer nie richtig hell wurde, und den Erkerchen, gebaut für Elfen oder andere Wesen, die winzig genug waren, um darin Platz zu finden. Ein idyllisches Häuschen, wenn man sich die darin lebende Frau wegdachte, die sich nicht entscheiden konnte zwischen einem Toten und einem Lebenden.
    Irgendwo bellte ein Hund, es begann zu schneien.
    Auf dem Rückweg ins Hotel fühlte Jensen sich elend, er kämpfte gegen das Gefühl, in seinem Leben alles falsch gemacht zu haben. Weshalb sonst war alles so kompliziert und vor allem unentschieden? Mit einundfünfzig hätte das Leben einfach und klar sein müssen, wie eine Loipe. Das Leben als Loipe, in der man ruhig seine Bahnen zog, Stockeinsatz, einen Ski vor den anderen schieben, in einem Rhythmus, der einem in Fleisch und Blut übergegangen war. Die Loipe hätte zu einem Haus mit Kamin geführt. Eine Frau, die wusste, was sie wollte, hätte ein Holzscheit ins Feuer gelegt, ohne zuvor zu sagen: »Ich bin noch nicht so weit. Und es ist auch noch nicht sicher …« Und das Kind wäre zum Kamin gekrabbelt, ohne dass aber die geringste Gefahr bestand, denn man hatte an ein Funkenschutzgitter gedacht.
    So hätte es sein müssen. Stattdessen hatte Jensen das Gefühl, sich in ein Gebiet abseits der markierten Piste verirrt zu haben, weit und breit keine Loipe, nur ein mit Tiefschnee bedeckter Steilhang, und hinter ihm das Donnern einer Lawine. Ich weiß nicht, wie es weitergeht, hatte sie vorhin gesagt, und solange sie es nicht wusste, wusste er es auch nicht; man konnte nur die Augen schließen und die Skier talabwärts richten, in der Hoffnung, der Lawine zu entkommen.
    Als er aus der Kälte in die überheizte Hotellobby trat, wurde sein Gesicht heiß, seine Wangen glühten.
    Van der Elst kam hinter dem Tresen der Rezeption hervor, aufgeregt fuchtelte er mit einem Zettel.
    »Sie glauben nicht, was passiert ist! Dieser Mann war hier. Der Afrikaner. Etwa eine Stunde nachdem Sie das Hotel verlassen haben, ist er einfach hier hereinmarschiert. Er behauptete, dass er Sie kennt! Er wollte, dass ich Ihnen das hier gebe. Er sagte, es sei sehr wichtig. Ich sagte ihm, er solle verschwinden. Ich habe es natürlich nicht so direkt gesagt, ich bin ja allein hier. Ich wollte ihn nicht provozieren. Ich habe es ihm sehr höflich mitgeteilt. Und er ist dann auch tatsächlich gegangen.«
    Van der Elst überreichte Jensen den Zettel.
    »Danke«, sagte Jensen.
    »Ich habe natürlich die Hoteldirektion informiert. Herr Deckmyn hat mich ermächtigt, den Mann notfalls polizeilich des Hauses zu verweisen,

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