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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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weißen Anzügen zwischen den Bäumen herum. Hier und da steckten schon gelbe Fähnchen im Boden, um mögliche Spuren zu sichern. Unter Heidis Tritten knackten morsche Zweige. Vorsichtig näherte sie sich dem Tatort, um ja keine Spuren zu zerstören.
    Außerhalb der Absperrung tummelte sich schon wieder dieser aufdringliche Robert mit seinem Kameramann. Wer hatte dem denn Bescheid gegeben?
    Als er sie entdeckte, kam er eilig näher. » Heidi, darf ich durch?«
    » Nein!«
    » Man wird ja noch fragen dürfen.«
    Heidi starrte ihn böse an. » Eben nicht.«
    Henner tauchte neben ihr auf. » Hier lang.«
    Sie gingen ein paar Meter in den erleuchteten Wald hinein. Von einer mittelgroßen Kiefer bog Henner einen Zweig zur Seite wie einen Vorhang, der den Blick auf eine Bühne freigab. Ein paar Meter entfernt zeigten sich im Waldboden die Umrisse einer Grube. Der Anblick löste bei Heidi einen unerwarteten Schock aus. Bisher hatte sie diese alte Geschichte vom versteckten Kind im Wald für leicht übertrieben gehalten. Ein irrer Einzelfall, der in der Erinnerung der Leute von St. Golden immer größer geworden war, anstatt langsam zu verblassen. Doch wie Henner sieben Jahre vor ihr, stand auch sie nun vor einem grausigen Fund. Ein extra Scheinwerfer war auf die Grube gerichtet. Auf der einen Seite suchten zwei Leute von der Spurensicherung schon nach Indizien, während auf der anderen Seite zwei Männer mit Spaten damit beschäftigt waren, eilig Erde wegzuschaufeln.
    » Auf den Tag genau«, murmelte Henner und tastete reflexartig nach seiner Brusttasche im Holzfällerhemd, wo früher seine Zigaretten gesteckt hatten.
    Heidi hielt ihren Kollegen am Arm fest. » Niemand sagt den Eltern etwas, verstanden? Und dieser Robert soll bloß abzischen! Auch wenn er, wie du sagst, eigentlich ganz nett ist.«
    Henner zog die Luft durch die Zähne ein. » Geht klar.«
    » Haben wir schon brauchbare Spuren?«
    » Da waren ein paar Reifenspuren. Sind auf dem Weg ins Labor. Kann allerdings ein bisschen dauern.« Henner ging voraus, auf den Scheinwerfer zu, wobei er immer wieder Zweige zur Seite bog und Heidi durchließ. » Vorsicht. Der Boden ist ziemlich rutschig.«
    » Okay.« Heidi hielt sich an seinem Arm fest. Hinten, bei den geparkten Polizeiwagen, bellte ein Hund. Sie fuhr herum. » Wer ist das?«
    » Der arme Mann, dessen Hund auf die Kiste angeschlagen hat.«
    » Hast du schon mit ihm gesprochen?«
    » Noch nicht, ich dachte, du machst das.«
    Heidi folgte ihrem Kollegen, der vernünftigerweise Wanderstiefel trug. In der Eile hatte sie definitiv das falsche Schuhwerk ausgewählt: ihre rosafarbenen Aerobicschuhe ohne Profilsohle. Sie atmete tief ein. » Bringen wir es hinter uns.« Sie sah hinunter. In die eilig freigelegte Grube. Darin stand eine Kiste aus hellem Holz.
    » Großer Gott!« Heidi schlug sich die Hände vor den Mund und nahm sie sofort wieder herunter. Sie musste ihre Gefühle im Zaum halten, sie durfte sich nicht beeindrucken lassen, von dem, was sie gleich sehen würde. Sie musste bei der Sache bleiben, sonst war sie verloren. Stück für Stück bewegte sie sich dichter an den Grubenrand.
    Henner fuhr sich nervös mit der Hand übers Gesicht, wobei er aussah, als würde er gleich abhauen.
    Die Kleine war jetzt seit fast sechsunddreißig Stunden vermisst. Wenn sie die ganze Zeit in dieser Kiste verbracht hatte, unter der Erde, bei diesen Temperaturen, dann konnte sie das nicht überlebt haben. Das war jedem klar. Das musste Heidi Henner nicht erst sagen.
    Sie flüsterte: » Wir machen das zusammen, okay?«
    » Okay.« Henner ging neben Heidi in die Knie und streifte sich Einweghandschuhe über. Bei drei hoben sie gemeinsam den Deckel ab, durch dessen Ritzen die Erde bereits in die Kiste gerieselt war.
    » Oh mein Gott!« Heidi hielt sich den Unterarm vor den Mund.
    » Oh Gott! Henner! Es ist die Kleine!«
    Entsetzt machte Heidi einige Watschelschritte nach hinten. Henner heulte auf. Noch mehr Erde und Äste rieselten in die Kiste zu dem kauernden Mädchen mit den nackten, aufgeschürften Knien. Das Bellen des Hundes schien immer lauter und dringender zu werden. Das weiße Licht des Scheinwerfers traf direkt auf Leonies Scheitel. Ihre blutverkrusteten Hände lagen wie kleine Muscheln vor ihrem Gesicht.
    Heidi brauchte einige Augenblicke, um sich zu fangen. Ihr Blick raste quer über den ausgeleuchteten Bereich, über die Millionen bräunlicher Kiefernnadeln hinweg. Wie hatte sie eigentlich auf diese wahnwitzige Idee

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