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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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der Billardtische zu heben. » Dir was bringen.«
    » ’n Butterbrot oder was? Ich will nichts. Okay? Ich hatte doch gesagt, dass das zwischen uns eine einmalige Sache ist. Hast du das nicht gecheckt?«
    » Doch.« Bella sah ihn kurz aus ihren kalten Augen an. Dann ging ihr Blick wieder Richtung Boden. » Doch. Das hab ich gecheckt.«
    Der Typ wurde von seinen Kollegen gerufen. » Timo! Nicht labern! Weiterspielen!«
    Richtig! Timo hieß er. Timo wurde langsam ungeduldig. Er tippte Bella mit seinem riesigen Zeigefinger aufs Brustbein. » Hör zu, ich bin grade mitten im Spiel. Verzieh dich einfach. Okay?«
    Bella versuchte es noch einmal, wobei sie sich Mühe gab, etwas lauter zu sprechen. » Ich sag doch, ich will dir nur was bringen.«
    » Okay, dann gib es mir, was auch immer es ist, und zieh Leine.« Der Kerl senkte seine Stimme. » Du bist nicht mein Frauentyp, wenn du verstehst, was ich meine. Ich hab jetzt noch diesen muffigen Geschmack auf der Zunge. Den krieg ich einfach nicht los, egal, wie viel Bier ich trinke.«
    » Reg dich ab, ich hab’s verstanden.« Plötzlich blickte Bella ihm direkt und sekundenlang in die Augen. Kalt und hart, sodass er instinktiv einen Schritt zurück machte.
    Nervös sah Timo sich zu seinen Kumpels um, dann starrte er auf Bellas Hand, die in der Vordertasche ihres Kapuzensweatshirts verschwunden war. Sie ließ sich Zeit. Offenbar machte er sich mit einem Mal ein paar Sorgen, was Bella da in ihrer Tasche haben mochte. Eine einsame Frau musste sich verteidigen können. Dachte er das gerade? Er rieb sich mit dem Handrücken über den Mund. Bella konnte sein Herz regelrecht schlagen hören. Wie das eines Kaninchens, das plötzlich vor der angriffsbereiten Schlange hockte und wusste, dass es in der Falle saß.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. » Mach schon.«
    Bella kostete den Moment voll aus. Schließlich holte sie das Smartphone hervor. Sie hielt es ihm hin, wobei sie es mit dem Ende ihres schmuddeligen Ärmels umfasste. » Ich dachte nur, du hättest das vielleicht gerne wieder.«
    Der Kerl griff nach dem Telefon und betrachtete es prüfend. » Das ist meins!«
    » Ich weiß.«
    » Woher hast du das?«
    Bella zuckte beiläufig mit den Schultern und lächelte für den Bruchteil eines seligen Augenblicks. » Es lag unter meinem Bett. Ich schätze, es ist dir aus der Tasche gefallen, als du dir neulich Nacht deine Hose ausgezogen hast.«

37 . MAYA
    Maya ließ den Jungen im Holzfällerhemd auf dem schmalen Trampelpfad voranlaufen. Sie folgte ihm mit der Fackel. Die Jeans des toten Mädchens hatten sich bis zu ihren Knien mit Regenwasser vollgesogen, das von den fedrigen Blättern des Farns aufgefangen worden war. Maya betrachtete den Jungsrücken, den hübschen Po in der Jeans. Sie hörte seinen Atem. Kaum zu glauben, dass sie heute Nacht nicht alleine war. Sie lief mit einem Jungen durch ihr Revier– und der war entschieden kein Weichei! Er hatte diese Wut im Blick. Diese unglaubliche Wut. Mit ihm musste man vorsichtig sein. Das war ihm anzusehen. Da war Schmerz in seinen Augen. Sie sah seinen schönen Nacken, das anrasierte mittelblonde Haar, das zum Pony hin länger wurde und ihm ins Gesicht fiel. Sie war nicht mehr allein. Maya hätte ihm am liebsten gesagt, dass das hier ein absolutes Wunder war. Zumindest für sie. Wohl weniger für ihn. Er kümmerte sich überhaupt nicht um sie. Lief einfach weiter, ohne auch nur ein Wort von sich zu geben. Hin zu seiner toten Freundin.
    Maya räusperte sich. Ihre Stimme sollte bloß nicht fiepsig klingen. » Okay, und wie heißt du?«
    » Louis«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    Maya beschleunigte etwas. » Louis? Habe ich das richtig verstanden?«
    » Ja.«
    » Etwa der Louis?«
    » Welcher Louis?«
    Maya blieb stehen. Die Flamme flackerte auf. In den Kiefern hing die schwarze Nacht. Darüber stand der milchige Vollmond am bewölkten Himmel. Louis streifte weiter zwischen den Farnen hindurch, Richtung Wasserfall. Das Rauschen wurde lauter und immer dringlicher. Maya sah dem Jungen nach, wie er in der Dunkelheit zu verschwinden drohte. Doch kurz bevor er aus dem Lichtball ihrer Fackel trat, blieb er stehen und drehte sich um. Mayas Gesicht leuchtete im orangerötlichen Licht des Feuers.
    » Was soll die Frage: welcher Louis?« Seine Stimme klang ungeduldig. Er wollte weiter.
    Maya holte tief Luft. » Bist du…« Sie wusste nicht, wie sie es richtig formulieren sollte. » Bist du… Du bist ihr Bruder, stimmts?«
    » Welcher

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