Der Atem der Angst (German Edition)
in der Regentonne im Garten ihrer Eltern gefunden.«
» Ist ja sehr spannend.« Timo steckte sich einen Kaugummi in den Mund. » Ich bin kein Mörder. Fragen Sie meine Kollegen.«
» Ich soll Ihre Kollegen fragen, ob Sie ein Mörder sind?« Heidi lachte auf. Wenn das so einfach gewesen wäre! Dann hätte sie ihren Job an den Nagel hängen können.
Aber dieser Timo schien es ziemlich ernst mit diesem Vorschlag zu meinen. » Ja, genau. Die kennen mich nämlich gut. Ich bin vielleicht ein Schwein in Sachen One-Night-Stands und so. Aber ich bin kein Mörder.«
» Haben Sie mit Michelle geschlafen?«
» Nein!« Timo schlug mit der flachen Hand gegen das Armaturenbrett. Offensichtlich wurde es ihm langsam zu bunt. Diese Sache regte ihn wirklich auf. Seine Knie zitterten immer stärker. Heidi konnte sehen, dass er kurz davor war, loszuheulen. Auch eine typische Reaktion. Er sog die Luft durch die Nase ein. Dann blies er sie wieder aus. » Okay. Ganz ruhig«, beschwor er sich laut. » Jetzt fällt es mir wieder ein.«
» Ja?« Heidi blickte auf seine Hände. Die Fingernägel waren bis aufs Fleisch heruntergenagt. Dieser Timo war von Natur aus eher ein angespanntes Exemplar.
» Gestern Abend kam diese Tante in die Billardkneipe. Hab ihren Namen vergessen. So eine, die du leicht flachlegen kannst. Mit der hatte ich vor ungefähr einer Woche eine Nummer geschoben. Und gestern kam sie und brachte mir mein Telefon zurück. Sie meinte, es sei mir aus der Hose gefallen, als ich bei ihr war. Vielleicht hat die mein Handy klingeln gehört, als das Mädel angerufen hat.«
» Wie heißt die Frau?«
» Sag ich doch: keine Ahnung!«
» Wo wohnt sie?«
Timo zuckte mit den Schultern. » Keine Ahnung!«
» Ich denke, Sie waren bei ihr.«
» Ja.« Der Sägewerker starrte Heidi an. » Im Vollrausch. Keine Ahnung, wo sie wohnt. Irgendwo in der Stadt, nicht weit von der Billardkneipe. Sie hat irgendwas von » Scheißleben« gefaselt. Dass sie früher echt ein heißer Feger war. Eben so Zeug, das dir alle Frauen mittleren Alters erzählen.« Der Sägewerker hielt kurz inne. Dann grinste er. » Erzählen Sie den Männern auch so einen Scheiß?«
Heidi seufzte. Der Typ hatte Nerven. » Sie sind ja eine richtige Frohnatur. Ich hoffe, Ihnen vergeht nicht noch das Lachen, wenn wir Sie wegen Beihilfe zum Mord rankriegen.«
» Wegen Beihilfe zum Mord? Ich sage doch, ich habe damit nichts zu tun.«
» Das werden wir sehen.« Heidi beugte sich über Timos Beine zum Türöffner, zog daran und stieß mit den Fingerspitzen die Beifahrertür auf. » Vielen Dank. Wir melden uns. Bleiben Sie bitte in der Stadt. Und passen Sie auf, wo Sie das nächste Mal ihr Telefon liegen lassen.«
Der Sägewerker stieg aus und schlug die Tür zu. Eilig entfernte er sich vom Wagen, in Richtung Schuppen. Dieser Mann war bestimmt ein richtiges Schwein in Sachen One-Night-Stands. Aber er war definitiv kein Mörder. Das konnte Heidi mit Gewissheit sagen. Als sie im Matsch gewendet hatte und gerade wieder vom Vorplatz herunterfahren wol lt e, klopfte Timo plötzlich auf der anderen Seite ans Fenster.
Sie ließ es herunter. » Ja?«
» Ich wollte nur sagen, die Tante hat sich am nächsten Tag, nachdem ich was mit ihr hatte, meinen Pick-up da drüben geliehen.« Timo wies auf den roten Transporter. » Vielleicht ist das wichtig?«
Heidi runzelte die Stirn. » Okay, wir werden das prüfen. Danke. Und bleiben Sie in der Stadt.« Sie ließ das Fenster wieder hochfahren. Doch anstatt Gas zu geben, schaltete sie den Motor ab und stieg wieder aus. » Kann ich mal einen kurzen Blick in Ihr Auto werfen?«
» Klar.«
Heidi ging hinter dem Sägewerker her, hinüber zum Pick-up. Er zog die Wagentür auf. Inzwischen mit einer Geste, als sei er ihr wichtigster Zeuge. Heidi ließ ihre Blicke über die zerschlissenen Sitze schweifen. Und über den Fußraum. Plötzlich blieben sie an etwas Kleinem, Pinkfarbenem hängen.
» Scheiße, was ist das denn?« Timo, der es offensichtlich gleichzeitig entdeckt hatte, lehnte sich ins Wageninnere und streckte seinen Arm aus, um das Ding hervorzuziehen.
» Nicht anfassen!« Heidi zog ihn mit einem Ruck zurück. Sie wusste sofort, was das Pinkfarbene war. Eine Orchideenblüte. » Die lassen wir im Labor untersuchen. Oder wollen Sie, dass Ihre DNA -Spuren dran sind?«
53 . LOUIS
» Bist du bereit?« Louis schlug das Fotoalbum auf, das er aus dem Zimmer seiner Schwester in die Höhle mitgebracht hatte. Maya und er beugten sich über das
Weitere Kostenlose Bücher