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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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Unbefugte verboten. Haben Sie vorn am Tor nicht das Schild gesehen?«
    » Doch.« Heidi zog ihre Polizeimarke raus. » Habe ich.«
    Die beiden Männer wechselten irritiert Blicke. Der Größere mit den dunklen Haaren räusperte sich. » Soll ich besser den Chef holen?«
    Heidi zuckte mit den Schultern. » Nicht nötig. Ich suche einen gewissen Timo Dominik. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?«
    » Steht vor Ihnen.« Der Blonde verschränkte seine Arme vor der Brust und setzte einen ziemlich düsteren Blick auf. Solche Weicheier verrieten sich immer wieder selbst. Genau an dieser Geste: Arme vor der Brust plus düsterem Blick. » Worum geht’s?«
    » Sekunde.« Heidi steckte ihre Marke wieder ein und zog ein Foto von Michelle hervor, auf dem sie leblos am Baum hing. » Kennen Sie dieses Mädchen?«
    Timo blickte am Foto vorbei, Richtung Pick-up. Dass man das so machte, hatte er offenbar aus einer Vorabendkrimiserie. » Nee, kenne ich nicht.«
    Heidi hielt es ihm dichter unter die Nase. » Sehen Sie genau hin.«
    Timo tat ihr den Gefallen. Augenblicklich weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. » Scheiße, was ist denn mit der passiert? Ist die tot oder was?«
    Sein Kollege kam nun auch näher heran und blickte auf das Bild. » Heilige Mutter Gottes! Was ist mit dem Mädel?«
    Heidi steckte das Foto zurück in die Innentasche ihrer Wetterjacke. Ging doch. » Wir haben sie oben beim Wasserfall erhängt vorgefunden. Kennen Sie Michelle?«
    Timo zuckte mit den Schultern. » Kann schon sein.«
    Sein Kollege sah ihn irritiert an. » Bist du bescheuert? Das ist die Kleine, die du neulich nach dem Kino nach Hause gefahren hast.«
    Jetzt erst schien es Timo zu dämmern. » Okay, kann sein. Was habe ich jetzt mit diesem Scheiß zu tun?«
    » Das will ich herausfinden.« Heidi zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und schlug den Kragen nach oben. » Wollen wir uns in mein Auto setzen? Da ist es ein bisschen wärmer.«
    Plötzlich zitterten Timos Wimpern nervös. Er griff nach seiner schwarzen Daunenjacke, die über einem abgesägten Baumstupf hing, und folgte Heidi raus auf den Vorplatz. Sein Atem stand als Wolke in der feuchten kalten Luft. Er wartete, bis Heidi die Fahrertür öffnete, dann stieg er auf der Beifahrerseite ein. Er zog die Tür ran und zeigte auf seine erdigen Stiefel. » Ich mache Ihnen hier drinnen alles dreckig.«
    » Kein Problem.« Heidi stellte den Motor an, damit sich das Innere des Wagens langsam aufheizen konnte. Wusste sie es doch: Der Typ gehörte zu den wohlerzogenen Kerlen, die Angst vor ihrer eigenen Mama hatten und ihre Wut auf sie dadurch abreagierten, indem sie Frauen schlecht behandelten, die in sie verliebt waren. Solche Typen gab es zuhauf. Und sie alle rochen nach Weichspüler. Genau wie dieser Mann hier. » Okay, noch mal von vorne: Sie haben dieses Mädchen nach dem Kino nach Hause gebracht, ist das richtig?«
    » Scheint so.« Timo zog seine Jacke vorne zu. Seine Knie zitterten nervös. » Ich habe sie aber nicht angefasst, wenn Sie das meinen. Ich bin kein Mörder, alles klar?!«
    Heidi lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wagentür, sodass sie den Sägewerker besser im Blick hatte. » Können Sie mir erklären, warum Michelle Sie kurz vor ihrem Tod auf dem Handy angerufen hat?«
    » Hat sie das?« Der Sägewerker blickte Heidi verwundert an. Auf seiner Stirn stand Schweiß. Er hatte richtig Angst.
    » Was wollte sie?« Heidi versuchte, irgendeinen Hinweis in diesem vollkommen ausdruckslosen, groben Gesicht zu entdecken. Aber da war nichts. Kein Hinweis. Kein Zögern, etwas preiszugeben. Nur die typische Nervosität eines Mannes, der grundsätzlich ein schlechtes Gewissen hatte.
    » Ich habe keine Ahnung? Ich habe nicht mit ihr gesprochen, ich weiß auch nichts von einem Anruf. Woher wissen Sie von einem Anruf? Wann soll das überhaupt gewesen sein?« Jetzt wirkte er etwas atemlos und angestrengt, als versuchte er, vor lauter Aufregung nichts Dummes zu sagen, was ihn irgendwie belasten konnte.
    » Vorgestern Nacht.«
    » Da war ich Billard spielen.« Auf seinem Gesicht zeichnete sich Erleichterung ab.
    Doch so schnell ließ ihn Heidi nicht entkommen. Irgendwie hing der Typ trotzdem mit drin. Wenn auch nicht mutwillig. » Wir haben uns von der Telefongesellschaft eine Liste ihrer Anrufe geben lassen. Ihre Nummer war die letzte, die Michelle angerufen hat. Allerdings war das auch der einzige Anruf, den sie überhaupt mit diesem Handy getätigt hat. Ihr eigenes haben wir nämlich

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