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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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Wer weiß das schon?« Louis blickte Maya durchdringend an. Er wollte ruhig bleiben. Keinesfalls sollten sie sich hier in eine Geschichte hineinreden, die vollkommen an den Haaren herbeigezogen war. Was wussten sie denn schon? Nichts! Außer Mayas Behauptung, ein schlimmes Geheimnis habe die Clique damals belastet, sodass sie mit ihrem Vater in den Wald fliehen musste. War das nicht schon Beweis genug? Louis seufzte. Er wusste es nicht. » Lass uns schlafen gehen,« flüsterte er.
    » Schlafen gehen?« Maya schien wenig überzeugt zu sein. » Wie kannst du jetzt schlafen?«
    » Ich bin müde.« Louis Kopf dröhnte. Es war so viel passiert, das holte ihn jetzt alles ein, sodass er das Gefühl hatte, im Stehen einzuschlafen. » Ich kann nicht mehr. Eins weiß ich aber: Um rauszufinden, ob wir recht haben, müssen wir morgen losgehen und das Mädchen ausgraben.« Damit nahm Louis Maya bei der Hand, die immer noch breitbeinig vor ihm stand. » Komm, wir legen uns hin.« Und bevor sie widersprechen konnte, pustete Louis die Kerzen aus.

54 . NIEMAND
    » Genau das hat meinen Papa an meiner Mama so fertiggemacht.« Winnie zog sich seine Wollmütze tief in die Stirn. » Dass sie immer was verspricht und dann nicht macht.«
    Der kleine Junge hockte neben ihm auf den steinernen Stufen, die zur verschlossenen Haustür hinaufführten. Inzwischen war es dunkel. Die Straßenlaterne verteilte ihr gelbes Licht über die verdorrten Pflänzchen im Vorgarten. Der kleine Junge fuhr wütend fort. » Und jetzt warten wir schon wieder auf sie und sie kommt nicht.«
    » Hat dein Vater das genauso gesagt?« An der Terrassentür hatten sie auch schon vergeblich geruckelt. Hinter den Fensterscheiben war es dunkel. Wenigstens die Garage hatte offen gestanden, sodass sie den Kaninchenstall hatten hineinbringen können. Hier draußen wurde es immer eisiger.
    Winnie nickte, wobei er eine genervte Grimasse zog. » Wenn ich nur meinen Hausschlüssel nicht bei dir vergessen hätte!«
    Er legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und zog ihn ein Stück näher zu sich heran, um ihn wenigstens etwas zu wärmen. » Ich hätte ja auch dran denken können. Du holst ihn nächstes Mal, wenn du bei mir bist.«
    Der kleine Junge sah ihn bekümmert an. » Wenigstens hat es Fiffi jetzt in der Garage schön warm. Wir könnten uns zu ihm setzen.«
    Er seufzte und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. » Das ist eine gute Idee. Das Dumme ist nur: Ich muss langsam los. Mein alter Vater wartet auf mich. Und ich möchte nicht, dass er mir das Gleiche vorwirft wie dein Vater deiner Mutter.«
    Winnie grinste zu ihm auf. » Dass du unpünktlich bist und du deine Versprechen nicht hältst?«
    » Ja, und dass mir die Familie nicht wichtig ist.« Er gab sich alle Mühe, dass seiner Stimme der Ärger über diese verantwortungslose Frau nicht anzumerken war. Wie konnte man einen Jungen von acht Jahren derart sich selbst überlassen?
    » Verstehe.« Winnie zog die Jackenärmel über die durch die Kälte geröteten Hände. » Wo ist dein Vater?«
    » Drüben, im Pflegeheim«, sagte er. » In einer halben Stunde ist da Schlafenszeit, und ich möchte ihm gern noch einen Gute-Nacht-Kuss geben.«
    Winnie stupste ihn am Arm. » Dann gehst du jetzt besser.«
    Er zögerte, ob er Winnie einfach so vor dem Haus sitzen lassen sollte. Wer wusste schon, ob Leonies Entführer nicht längst wieder auf der Suche nach dem nächsten Opfer war? Er blickte dem kleinen, tapferen Jungen ins Gesicht. Es war kaum auszuhalten, wie sehr er ihn an seinen Bruder Gero erinnerte. Sie beide strahlten diese seltsame Zuversicht aus, dass ihnen nie etwas Böses zustoßen würde. Vielleicht war sein Bruder deshalb immer ein Stück zu weit gegangen. War immer etwas zu leichtsinnig gewesen, zu leichtsinnig für seine Verletzbarkeit, die er nicht wahrhaben wollte. Er hatte sich gehörig überschätzt und das kostete ihn am Ende das Leben.
    Winnie sah zu ihm auf. » Wirklich! Geh ruhig. Ich warte hier. Irgendwann wird meine Mutter schon kommen. Hauptsache, ich bin bis dahin nicht erfroren. Dann würde sie sich echt Vorwürfe machen.«
    Er lachte. » Ja! Vermutlich.« Dann überlegte er einen Moment. » Weißt du was? Warum begleitest du mich nicht einfach? Wir klemmen deiner Mutter einen Zettel hier unter den Fußabtreter, und wenn sie kommt, weiß sie, wo du bist, und kann mich anrufen.«
    Plötzlich strahlten Winnies Augen. » Wirst du sie dann anschimpfen?«
    » Warum?«, fragte er, während er einen kleinen

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