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Der Atem der Angst (German Edition)

Der Atem der Angst (German Edition)

Titel: Der Atem der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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hatte übertrieben. Es hätte bestimmt schon gereicht, Winnie ein paar Schokoriegel und das Kaninchen im Stall in die Garage zu stellen, um Heidi auf sich aufmerksam zu machen.
    Sein Herz klopfte. Er blickte hinüber zum Blechmülleimer hinter der angelehnten Küchentür. Daneben stand der Topf mit der pinkfarbenen Orchidee, die er eigentlich für seinen Vater gekauft hatte. Trotzdem sich die Schwester im Pflegeheim um die Pflanze gekümmert hatte, ließ sie ihre letzten paar Blüten hängen. Irgendetwas stimmt nicht mit der Blume. Nachher würde er damit nach St. Golden runter zum Blumenladen fahren und die Händlerin fragen, was er tun könnte, damit sie sich wieder berappelte.
    Der Toast sprang hoch und im gleichen Augenblick klingelte es draußen an der Toreinfahrt. Er zuckte zusammen. Da war sie ja endlich. Heidi kam, um ihn zu holen. Eigentlich hatte er schon heute Nacht mit ihr gerechnet. Aber sie kam eben immer etwas spät.
    Er zog sich seine schwarzen Lederhandschuhe an, die auf dem Küchentisch lagen, und drückte auf den Toröffner neben der Haustür. Anschließend ging er vor die Tür, legte einen einzelnen Schlüssel draußen unter den Fußabtreter und sah von der Treppe aus der Wagenkolonne entgegen, die auf den Hof gefahren kam. Es war ein warmer, sonniger Herbsttag. Der erste Wagen, ein alter Volvo, bremste unter dem rötlich gefärbten Ahorn ab. Heidi stieg aus. Sie hatte noch immer den gleichen harten Gesichtsausdruck wie damals. Wi e m an nur so auf Kriegsfuß mit dem Leben stehen konnte!
    Mit schnellen Schritten kam sie auf ihn zu. Hinter ihr folgte ein hoch aufgeschossener, hagerer Typ mit langem Haar und Bart. Dahinter hielten zwei Streifenwagen, aus denen Polizisten stiegen, die sich aber zum Glück vom Haus fernhielten. Dieser Frau war anzusehen, dass sie ein ganzes Sondereinsatzkommando ersetzte. Die trat selbsttätig Türen ein, wenn es sein musste.
    Heidi zog ihre Polizeimarke und hielt sie ihm unter die Nase. » Sind Sie Konrad Bohm?«
    Er verharrte ganz ruhig in der Tür. Direkt auf dem Fußabtreter. » Der bin ich. Worum geht es?«
    Heidi blieb in ihrer Wetterjacke dicht vor ihm stehen. Im Hintergrund rotierten lautlos die blauen Lichter auf den Streifenwagen. » Es liegt ein Haftbefehl gegen Sie vor. Ich muss Sie bitten…«
    » Ein Haftbefehl?« Er tat verwundert. » Gibt’s dafür auch eine Begründung?«
    Heidi schob ihre geöffnete Wetterjacke beiseite, sodass ihre Dienstwaffe im Halfter gut zu sehen war. Daneben hingen die Handschellen. Wollte sie die tatsächlich von ihrem Gürtel lösen und ihm umlegen? Vielleicht würde sie sogar ihre Dienstwaffe ziehen. Mal sehen. Noch hatte er nicht entschieden, wie er sich verhalten würde. Kam ganz darauf an, wie sie sich verhielt. Seine ehemalige Klassenkameradin, die ihm vor der gesamten Klasse die Hose runtergerissen hatte, verzog keine Miene. Sie nahm ihren Job wirklich ernst. Sehr ernst. Ein Wunder, dass so eine Frau einen derart feinsinnigen Sohn hervorbringen konnte.
    Er hob die Augenbrauen. » Ich höre?«
    » Wir haben Ihre Fingerabdrücke auf dem Kaninchenstall sichergestellt, den Sie meinem Sohn Winnie gebaut haben. Sie stimmen mit denen überein, die damals auf den Sprossen des Hochsitzes sichergestellt wurden, in dem vor sieben Jahren ein Mädchen elendig zu Tode gekommen ist.«
    Er wollte es nicht, aber es juckte ihn, sie ein bisschen zu foppen. » Und Sie sind sich sicher, dass es meine Fingerabdrücke sind?«
    » Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit: Ja.«
    Er grinste in sich hinein, sie verstand noch immer keinen Spaß. Sie besaß keinerlei Humor. Mein Gott, was für ein tristes Dasein! Er lächelte. » Na gut.«
    Der große, bärtige Typ hinter Heidi wirkte ein wenig nervös. Immer wieder drehte er sich zu seinen Kollegen um, die in den offenen Türen der Streifenwagen standen und die Szenerie konzentriert beobachteten. Der Bärtige hatte ein ganz ungutes Gefühl. Das war ihm anzusehen.
    Konrad lächelte noch ein wenig breiter. » Dann werde ich mal meine Jacke holen.« Er wandte sich um, um ins Haus zu gehen.
    » Momentchen.« Heidi hielt ihn am Arm fest. » Sie können nicht einfach so ins Haus spazieren.«
    » Kann ich nicht? Willst du mich nicht duzen, Heidi? Oder willst du das Spielchen immer weiter treiben, dass du so tust, als würdest du dich nicht an mich erinnern?« Seine Stimme hatte einen scharfen, beinahe drohenden Unterton bekommen. » Ich erinnere mich noch sehr genau an dich und deine gehässige Art. Wie

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