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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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weiß es ehrlich gesagt nicht«, antwortete Ramsey. »Ich weiß, dass es ganz so aussieht, aber aus irgendeinem Grund kann ich es nicht akzeptieren. Nach all dem, was mit Bowman und seiner Frau passiert ist, erscheint es unlogisch, so etwas zu tun.«
    »Finde ich auch.« Hask war überrascht, dass sein Herz vor Erleichterung schneller schlug. »Vielleicht sollten wir uns das Ganze noch mal in Ruhe ansehen. Das Beweismaterial noch mal überprüfen.«
    »Kann sein.«
    »Adam Bradley wurde im Zuge des Fliegenmann-Falls verhaftet. Wir könnten uns das Verhör noch mal vornehmen. Was halten Sie davon?«
    »Kann nicht schaden.«
    Hask lächelte. Sie konnten wahrscheinlich nichts gegen die hysterische Stimmung unternehmen, in die das Land nach der Pressekonferenz am nächsten Morgen verfallen würde, doch vielleicht konnten sie einem Freund aus der Klemme helfen.
    In dem Privatzimmer unterm Dach des Senate House war es warm, doch keiner der drei Männer, die an dem Krankenbett standen, zog seinen Mantel aus. Die Krankenschwester prüfte die Geräte, mit denen der alte Mann verkabelt war. Dann ging sie und zog die Tür hinter sich zu.
    Einen Augenblick lang sagte niemand etwas. Sie starrten die Gestalt in dem hellgelben Licht an. Aus den wässrigen Augen, die panisch hin und her zuckten, kam kein Leuchten. Als der Mann zu sprechen versuchte, verzerrte er wild den Mund; Speichel rann aus seinem zahnlosen Schlund auf seine uralten Wangen. Er hatte bereits im Schlaf alt ausgesehen, doch jetzt, da sein zuckendes Gesicht wach war, war jedes Jahr seines Lebens in die schlaffe Haut seines Halses und seiner hohlen Wangen gegraben. Das Haar bauschte sich wie feine Wolken um den Himmel seines leberbefleckten Schädels.
    »Wa… was … nein, ich …« Schließlich stieß er die Worte wie nasse Fürze aus, ehe sie von seiner Totenklage verschluckt wurden. Aus den Augen rannen Tränen in den Schnodder, der aus seiner Nase quoll. Keiner der drei Männer wischte ihm das Gesicht ab.
    »Wo ist sein
Leuchten
?«, murmelte Mr Dublin schließlich. Der Blick des alten Mannes flackerte zu ihm und flehte noch immer um eine Antwort auf die Frage, die er nicht aussprechen konnte. Er wirkte verloren und verwirrt, als wüsste er nicht einmal mehr, wer er war. Mr Dublins Mund zuckte vor Ekel. »Warum hat er kein
Leuchten
?«, fragte er noch einmal.
    »Das ist aus uns geworden?« Mr Craven erbebte. »Der Erste ist ein sabbernder Tattergreis?«
    Der alte Mann reagierte mit leisem Weinen und stammelte Wortfetzen, die in dem verrotzten Schleim seines Gesichts verloren gingen.
    »Nicht so hastig«, sagte Mr Bright. »Er ist gerade erst aufgewacht. Er muss sich erholen.«
    »Sie sind ein Narr, Mr Bright.« Mr Craven spuckte ihm die Worte hin. Seine Hände zitterten, als er mit dem Finger auf den Mann mit dem Silberhaar zeigte. »Sie haben es
versprochen
 – Sie haben gesagt, der Erste würde aufwachen und alles würde in seiner früheren Pracht wieder erstehen.
Wir
würden unsere alte Pracht zurückerlangen.« Er senkte den Blick auf die bettlägerige Gestalt. »Und das ist daraus geworden.«
    »Der Erste ohne
Leuchten
.« Mr Dublin sprach leise. »Wie konnte das passieren? Was bedeutet das für uns?«
    »Dass wir alle sterben, was sonst?«, zischte Mr Craven. »Und nicht nur ich und die anderen, sondern eines Tages auch Sie. Das ganze vermodernde Königreich: Wir sind dem Verfall preisgegeben und dort liegt der Beweis. Der ruhmreiche Erste, der Glänzende. Was würden die anderen sagen, wenn sie ihn so sehen könnten? Wir sollten ihn aus dem Verkehr ziehen. Und ihm seine Würde zurückgeben.«
    »Vielleicht wäre es das Beste«, meinte Mr Bright, »wenn wir die Neuigkeit, dass er aufgewacht ist, erst mal für uns behalten. Um zu sehen, wie es um ihn steht.«
    »Sie meinen, um eine passende Erklärung zu finden!«
    »Das habe ich nicht nötig, Mr Craven«, entgegnete Mr Bright. »Vergessen Sie nicht, wer ich bin.«
    »Wir halten noch den Deckel drauf«, mischte sich Mr Dublin ein. »Aber nicht mehr lange. Und ich warne Sie, Mr Bright.« Er strich sich sorgfältig die feinen blonden Haare aus den Augen. »Wenn man das hier und das Sterben bedenkt, möchten viele von uns den Heimweg finden. Ob zu Recht oder zu Unrecht – Sie werden Sie für den allgemeinen Verfall verantwortlich machen.«
    »Vielen Dank für Ihre Anteilnahme«, sagte Mr Bright. »Und jetzt wäre ich gern ein paar Minuten mit dem Ersten allein.«
    Er sah den schnellen Blick, den die

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