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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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heiß auf seine schmerzenden Schultern. Es war beinahe unerträglich, dass Mr Dublin den Weg nach Hause erst nach seinem Tod finden konnte. Er würde Cassius Jones aufklären. Doch vorher, dachte er, als er das Shampoo mit Apfelduft in sein schütteres Haar rieb, würde er sein Wort verbreiten und sich ein neues Hotel suchen.

19
    Hask wusste nicht, warum er die Bürotür schloss, bevor er die Datei mit dem Verhör von Adam Bradley hochlud. Ramsey und er hatten jedes Recht, sich alle Beweise anzusehen, die sie zu Cass Jones führen könnten – schließlich bezahlte die Polizei ihn genau dafür, zumindest teilweise, und die Suche nach Cass Jones war sogar Charles Ramseys vordringlichste Aufgabe –, und doch hatte er das Gefühl, er sollte es heimlich tun. Ramsey ging es offenbar genauso – auch er hatte Armstrong nicht mitgeteilt, dass sie die alten Aufnahmen der Verhöre durchgehen wollten, während er Heddings auf den neuesten Stand brachte und von dem Besuch bei Hurke berichtete. Wahrscheinlich, weil sie beide wussten, was er dazu sagen würde:
Wozu?
    Und darin lag auch schon die Crux des Ganzen: Die strapazierten Polizisten der zurzeit meistbeobachteten Londoner Polizeiwache hatten Cass Jones bereits schuldig gesprochen, zwei Menschen ermordet zu haben. Und sie waren gleichzeitig der Meinung, dass die Morde die Konsequenz seiner Zwangsvorstellung waren, dass jemand seinen Neffen bei der Geburt gestohlen hatte, statt einzusehen, dass das Verschwinden des Kindes nur eine weitere Katastrophe in der langen Versagensgeschichte des Nationalen Gesundheitssystems war.
    Wenn es nach Armstrong und dem Rest der Wache ging, hatte Cass für Adam Bradleys Hilfe gezahlt und ihn dann umgebracht, als er ihn nicht länger brauchte. Drei Männer waren tot – zwei vermeintlich von Jones’ Hand und einer in seinem Auftrag gestorben. Cass Jones war auf der Flucht: Zusätzlich zu allem anderen Beweismaterial, das gegen ihn sprach, konnten doch nur noch Idioten ihn für unschuldig halten, nachdem er auf diese Weise untergetaucht war. Das hieß also, dass Hask und Ramsey Narren waren, weil sie einfach nicht glauben wollten, dass selbst ein Mann wie Cassius Jones nach so vielen persönlichen Verlusten psychotisch werden konnte. Auch wenn es die einfachste Lösung war, war es noch lange nicht wahr. Im Gegenteil, Hasks langjährige Erfahrung sagte ihm, dass die Dinge, die auf der Hand lagen, oft weit von der Wahrheit entfernt waren.
    Sie hatten sich das Verhör angehört, um hinter die Interaktion zwischen Bradley und Jones zu kommen und eventuell zu merken, ob Jones den Jungen irgendwie interessant oder bemerkenswert gefunden hatte. Doch sie hatten etwas ganz anderes gefunden.
    »Wie konnte es passieren, dass wir Mr Bright vergessen haben?«, murmelte Ramsey.
    »Ich hätte ihn nicht vergessen dürfen. Ich war bei dem Verhör anwesend.« Hask beugte sich über den Schreibtisch und legte seinen dicken Bauch teilweise darauf ab. »Spulen Sie noch mal bis zur Mitte zurück. Außerdem brauchen wir Cass’ Bericht von dem Solomon-Anruf. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern.«
    »Ich auch nicht.« Ramsey zog die Maus an der Zeitleiste eine Minute zurück. »Zu viele Tote seitdem.« Als er auf ›Play‹ drückte, sprach Adam Bradley wieder von jenseits des Grabes. Hask hörte genau, wie er ins Schwitzen geriet, so sehr schluckte und schnalzte er zwischen zwei Sätzen.
    »Er hat also da auf mich gewartet, als ich zurückkam. Er hat seine Tasche aufgemacht, den Aktenkoffer, und ein paar Sachen rausgeholt. Da war so ein großer Umschlag. Der hatte schon einen getippten Aufkleber drauf: Detective Inspector Cass Jones – das sind Sie, nehm ich an.«
    Daraufhin entstand eine kurze Pause und Hask stellte sich vor, wie der Junge Cass um Bestätigung heischend ansah, bevor er fortfuhr.
    »Ich hab auf dem Sessel gesessen und meine Sachen klargemacht und er hat den Umschlag auf die Lehne gelegt und mir dann ein Paar Handschuhe auf den Schoß geworfen. Schöne, aus Leder, bestimmt teuer. Er hat gesagt, ich sollte den Umschlag zur Bullerei in Paddington bringen, gleich nachdem er weg war, und ich sollte darauf achten, die Handschuhe dabei anzuziehen und sie hinterher in den Müll zu werfen. Und nicht meinen Namen angeben.«
    »Hat er dir seinen genannt?« Cass’ Stimme.
    »Ja, hat er dann. Er hat mir die hundert Tacken gegeben, und ich dachte, nun geht er, also hab ich mir meinen Schuss gesetzt. Aber er ging nicht, er guckte durch die

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