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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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überraschend nervös.
    Hask lächelte ihn an.
    Er lächelte nicht zurück. »Was wollen Sie?« Shearmans Blick zuckte zu den gardinenbehangenen Fenstern und zurück. Er hatte sie rasch ins Haus gescheucht und fühlte sich von ihrem Besuch ganz offenbar belästigt. Glaubte er etwa, er würde beobachtet?
    »Sie könnten ruhig ein wenig höflicher sein«, bemerkte Ramsey. »Schließlich sitzen Sie nicht in Untersuchungshaft – glauben Sie mir, hier haben Sie es entschieden besser.«
    »Das habe ich aber nicht Ihnen zu verdanken«, knurrte Shearman. »Jeder weiß, dass kein Risiko besteht – der Richter hat sich diesbezüglich klar ausgedrückt. Es macht mich genauso fertig wie alle anderen, dass sich diese jungen Menschen Wochen nach ihrem Aufenthalt in meiner Klinik das Leben nahmen; dabei wollte ich sie nur von ihren Phobien befreien. Sie haben nichts in der Hand außer gewissen Diskrepanzen mit Bareinzahlungen und einigen Aufzeichnungen. Insofern habe ich meiner Version der Geschichte nichts hinzuzufügen.« Er rotzte ihnen diese gut auswendig gelernte Rede hin und blickte sie dann herausfordernd an.
    Das Ganze hatte etwas Kindisches, fand Hask. Dr. Shearman war keine starke Persönlichkeit.
    »Erzählen Sie uns von Mr Bright«, bat Hask ruhig.
    »Ich kenne niemanden, der so heißt«, fauchte er, doch die körperliche Reaktion des Arztes verriet das Gegenteil; er war zurückgewichen, als hätte Hask ihn geschlagen.
    Hask verkniff sich einen Seitenblick zu Ramsey. Auf dem Weg zu Shearman hatte er mit dem DI abgesprochen, den Arzt schnell und hart aus der Reserve zu locken, damit er mit der Wahrheit rausrückte, ob sie nun etwas damit anfangen konnten oder nicht. Wahrscheinlich hatten sie beide nicht damit gerechnet, dass ihr Plan so rasch aufging. Dr. Shearman kannte einen Mr Bright, wie seine großen Augen und die sich ausbreitenden Schweißflecke bewiesen.
    »Warum interessierte sich dann DI Cass Jones so sehr für Sie?« Als Ramsey übernahm, wandte sich Shearman ihm blitzschnell zu.
    Er schluckte und antwortete ausweichend: »Wie meinen Sie das? Er leitete die Ermittlungen in dem Selbstmordfall …«
    »Aber er ist gar nicht im Zuge dieser Ermittlungen auf Sie gestoßen, oder?« Ramsey lächelte und beugte sich vor, als wollte er ihn einladen, vertraulich zu werden. »Ein Privatdetektiv, den er auf die Spur seines vermissten Neffen angesetzt hatte, brachte ihn auf Sie. Die Verbindung zu den Selbstmorden kam nur als Bonus, würde ich denken.«
    Diesmal reagierte Shearman beherrschter, denn er war jetzt sichtlich auf der Hut – doch noch immer verriet er sich durch die geweiteten Pupillen und die halbe Sekunde, in der er den Mund öffnete, aber nicht wusste, was er sagen sollte. Es waren nur kleine Ticks, aus denen der Profiler aber eine Menge ablesen konnte.
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden«, sagte er schließlich.
    »Ah, Ihr Gesicht spricht aber eine andere Sprache«, sagte Hask.
    »Wieso suchen Sie eigentlich nicht nach Jones?« Shearman ging zum Angriff über. »Was fällt Ihnen ein, mich zu belästigen? Er ist der Mörder, nicht ich. Ich war mein Leben lang noch nie in Schwierigkeiten, bis … bis das hier passierte. Ich werden meinen Anwalt anrufen und mich über Sie beschweren …«
    Ramsey lachte, um den Wortschwall zu unterbinden. »Ich fürchte, ein Besuch vor dem Prozess geht nicht als Belästigung durch.« Er ließ das Lächeln fallen. »Aber in einem haben Sie recht: Cassius Jones wird wegen vorsätzlichen Mordes an zwei Menschen und wegen eines weiteren Auftragsmords gesucht. Zwei dieser Menschen hat er ermordet, weil er glaubte, sie hätten etwas mit dem Verschwinden des Babys zu tun. Und ich glaube, das denkt er auch von Ihnen.«
    »Keine Ahnung, was Sie meinen.« Shearman sah noch käsiger aus.
    »O doch. Jones ist zwar ganz schön von der Rolle, aber er war immer ein guter Bulle, deshalb muss es einen Grund dafür geben, warum er Sie an jenem Tag gesucht hat. Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, was er im Verhörraum zu Ihnen gesagt hat – er hat es nicht aufgenommen und auch dafür wird er seine Gründe gehabt haben.«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan«, murmelte Shearman. Seine Stimme hatte keine Kampfkraft mehr; er zog sich in sein Schneckenhaus zurück.
    »Ich bin ehrlich verwirrt, wenn ich Sie so ansehe«, sagte Hask freundlich. Als Shearman den Kopf hob, fuhr er fort: »Wir sind letzte Nacht Ihre Akte durchgegangen. Auf den ersten Verbrecherfotos sahen

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