Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
Vom Netzwerk:
brummenden Taxi. Mit einem Mord auf seinem Gewissen konnte er leben, doch nicht mit der Verweigerung von Christians letzter Bitte. Außerdem hatte Mr Bright es nicht besser verdient.

21
    DeVore war müde. Es war schon schlimm genug, dass ihm ständig schlecht war und seine Augen an den Lidern knirschten, wenn er sie schloss. Eine Zeitlang hatte er überlegt, ob das Sterben auch ihn erwischt hatte – er erwartete es geradezu; schließlich hatte es schon weit Erhabenere heimgesucht. Doch nachdem er sich selbst getestet hatte, konnte er die Wahrheit nicht mehr leugnen. Er war schlicht und einfach total erschöpft. In den letzten Monaten, seit die Interventionisten, die Mr Bellew auf seine Seite gezogen hatte, beschlossen hatten zu sterben, hatte er keine ruhige Nacht mehr verbracht. Die Übrigen blieben seither in ihren Schalen, teilnahmslos und hohl.
Stille
, ja das wäre zu erwarten, da es sehr lange her war, seit sie sich zum letzten Mal bewegt hatten – aber diese Apathie war neu. Über einen Monat lang waren die Bildschirme nun schon leer und selbst die, die Spiegelungen zeigten, warfen nur willkürliche Bilder aus, die keinerlei Sinn ergaben; Wahnsinn lag in der Luft. Und diese schreckliche Ruhe raubte ihm den Schlaf.
    DeVore schenkte sich Kaffee aus der Kanne neben seinem Schreibtisch in der äußeren Kammer ein. Es war mitten in der Nacht und er
musste
nicht hier sein; die Techniker in der Gedankenkammer würden ihn hinzuziehen, falls es wesentliche Änderungen oder Spiegelungen gab. Er sollte sich hoch oben in seinem üppig eingerichteten Wohnbereich ausruhen – oder noch besser schlafen. DeVore trank den heißen Kaffee und freute sich, dass er stark und bitter war. Nun, wenn er schon nicht schlafen konnte, durfte er sich wenigstens dieses Hilfsmittels bedienen, um wach zu bleiben. Sobald er ausgetrunken hatte, wollte er hineingehen und sie beruhigen und trösten.
    In den letzten Monaten war ihm eins klar geworden: So seltsam die Interventionisten auch waren, er hatte sie lieb gewonnen. Er war jetzt schon so lange hier mit ihnen zusammen, dass sie wie eine Familie für ihn waren. Mr Bright war vielleicht
der
Architekt, doch DeVore schrieb sich den kleineren Triumph auf die Fahne, dass er das Haus der Intervention gebaut hatte.
    Als die Frauen diese Phase ihrer Verwandlung erreicht hatten, war ihm als Einzigem ihr Potenzial aufgefallen. Außer ihm hatte auch niemand die Weitsicht besessen, es sich zunutze zu machen und Methoden zu entwickeln, mittels derer ihre Gedanken interpretiert werden konnten. Eine Zeitlang war es mehr ein Gefängnis als eine Festung gewesen, weit weg von allem, doch dann hatte er irgendwann begriffen, dass es sich um sein
Werk
handelte.
    Bis er das Haus bekommen hatte, hatte er stets das Gefühl gehabt, dass ihm im Vergleich zu den anderen etwas fehlte. Er war gerade mal im Vierten Zirkel, mitgerissen vom Putsch statt aktiv daran teilzunehmen. Dumm war er nicht. Er hatte gemerkt, wie sich Mr Bright, Mr Craven und andere in den alten Zeiten über ihn lustig gemacht hatten. Mr Bright und Mr Solomon hatten seine Existenz kaum zur Kenntnis genommen, bis er die Interventionisten entdeckt hatte. Doch dann hatten sie ihn in den Ersten Zirkel befördert und mit dem Ersten höchstpersönlich zusammengebracht. Er war eine wichtige Figur geworden – vielleicht nicht so ruhmreich wie jene, die sie hierher geführt hatten, doch er hatte etwas vorzuweisen, und das konnten noch lange nicht alle von sich behaupten.
    Aber nun schien sein Werk zu bröckeln. Er war schon so lange in dem Haus, das verborgen vor den Machenschaften der Außenwelt mitten in den kalten Bergen lag, dass er sich hier am sichersten fühlte. Wie die Interventionisten reiste er nur noch, wenn er ausdrücklich darum gebeten wurde. Würde er bald nur noch mit Geistern zusammenleben? Oder bereiteten sich die Interventionisten auf das nächste Stadium des undurchschaubaren Vorhabens vor, das sie seit ihrer Ankunft hier verfolgten?
    Er wollte sie nicht verlassen: Er liebte sie und glaubte fest daran, dass sie ihn auf irgendeine Art zurückliebten.
    Als das Haustelefon auf seinem Schreibtisch klingelte, zuckte er zusammen.
    »Kommen Sie sofort in die Gedankenkammer, Sir.« Die Dringlichkeit in der Stimme des jungen Mannes – Stoldt, oder? – war unmissverständlich. »Sie spiegeln.
Alle

    DeVores Herz machte einen Satz und er stellte die Tasse so fest auf den Schreibtisch, dass der Kaffee überschwappte.
    Eine schrille

Weitere Kostenlose Bücher