Der Atem der Apokalypse (German Edition)
einigen Konten Der Bank hatten –, doch das war nicht möglich. Wenn er Perry anrief,
musste
der Privatdetektiv Ramsey anrufen, ob er wollte oder nicht.
Er stand auf und streckte seine verkrampften Beine aus. Er war erleichtert, als Christian nirgends zu sehen war. Seine Blase platzte beinahe und er war schon auf halbem Weg zur Toilette, als ihm seine Blödheit bewusst wurde. Er hatte doch jemanden in Der Bank, den er fragen konnte: Diana Jacobs, Freemans Maulwurf.
Cass hätte eigentlich gedacht, dass Maric und der alte Gangster in ihren Sesseln eingeschlafen wären, doch als er das stille Wohnzimmer betrat, fand er die beiden vor, wie sie sich über einen zweiten Laptop beugten. Freeman schrieb in seiner unregelmäßigen Krakelschrift etwas ab – vielleicht konnte er es vom Verstand her mit einem Oxbridge-Professor aufnehmen, doch seine Bildung kam aus der Gosse. Seine Handschrift war der beste Beweis dafür. Cass wartete, bis er eine Pause machte – es sah aus wie eine Firmenliste, was keine Überraschung war, da Freeman ein Vermögen mit der Sache machen wollte, möglichst so, dass es niemand nachvollziehen konnte.
Keine Spuren.
Das war ihr Motto. Waren vielleicht schon alle Beteiligten zu Geistern geworden? Er, Brian Freeman, Mr Bright? Nur hatte sich niemand die Mühe gemacht, es ihnen mitzuteilen?
»Hast du was gefunden?« Freeman sah ihn über die Gläser der Brille hinweg an, die völlig unpassend auf seiner krummen Nase saß.
»Fast«, antwortete Cass. »Ich brauche Detailinformationen zu einem Konto. Ich glaube, die Firma gehört Der Bank, weil Bright sie unter Kontrolle haben möchte. Könnte Diana Jacobs mir vielleicht diese Information besorgen?«
Die beiden anderen schwiegen, was Cass gut verstehen konnte. Sie hatten sich sehr viel Mühe gegeben, die Oberfläche intakt zu halten, und jetzt kam Cass und wollte einen Amboss in den stillen Teich werfen.
»Sie kann«, erwiderte Maric, »wenn sie sich mit diesem Benutzernamen und diesem Passwort einloggt.« Er schrieb etwas auf und reichte Cass den Zettel. »Ich habe einen neuen Benutzer erschaffen. Die Bank hat einen virtuellen Angestellten.«
»Und den kann man nicht zu ihrem Computer zurückverfolgen?«
»Nein.« Maric grinste. »Nur wenn sie jemanden hätten, der so gut graben kann wie ich. Und so gut ist keiner.«
Freeman rief die junge Anwältin an und während sie auf ihren Rückruf warteten, tigerte Cass durch die Wohnung und zog eine Rauchfahne hinter sich her. So fühlten sich sicher Menschen, die nach ungeschütztem Sex auf das Ergebnis des Virustests warteten. In seinem Magen rumorte es und seine Haut juckte. Wenn die Kontonummer nirgends hinführte, stand er auf dem Schlauch. Dann hätte er nicht nur seinen kleinen Bruder enttäuscht, sondern müsste vor Mr Bright klein beigeben.
Maric sah ihm nachdenklich zu. Seine lässige Haltung stand in starkem Kontrast zu Cass’ nervöser Hektik.
»Sie dürfen die Dinge nicht so an sich heranlassen, Jones«, sagte er schließlich. »Denken Sie daran, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Katze zu häuten. Wenn Sie den Jungen diesmal nicht finden, dann ein andermal.«
Cass blieb kurz stehen. Maric war älter als er und hatte sicherlich ein interessanteres Leben geführt, doch es hatte immer innerhalb von Computersystemen und hinter Bildschirmen stattgefunden. Er spielte aus der Ferne mit den Menschen. Dagegen bestand Cass’ Leben aus Blut und Erde und Schuld. Es war
echt.
»Es kann gut sein, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt«, sagte er nach einer Weile. »
Freie Zeit
, meine ich.«
Maric lächelte. »Das gilt für uns beide. Aber so wird Zeit noch kostbarer, finden Sie nicht?«
Cass hätte fast gelacht; vielleicht waren sie sich doch ähnlicher, als er gedacht hatte. Er fühlte sich tatsächlich lebendiger in dem Bewusstsein, dass es jeden Moment vorbei sein konnte.
Als Brian Freemans Handy im anderen Zimmer klingelte, blieb Cass das Herz stehen. Das war es. Er sah Maric an, der ihm zuzwinkerte.
»Los, sehen wir nach, ob das Schicksal auf unserer Seite ist.«
»Ich glaube nicht an Schicksal«, erwiderte er automatisch. Doch als er dem schlanken Mann in den Flur folgte, überlegte er, ob er das wirklich noch so sagen konnte.
»Hier«, sagte Freeman, nachdem er aufgelegt hatte. »Der Kontoinhaber. Es ist eine medizinische Einrichtung, die aber nicht zu Flush5 gehört. Sie konnte nicht so tief in die Schichten eindringen, um den eigentlichen Eigentümer herauszufinden, aber
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