Der Atem der Welt

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Autoren: Carol Birch

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Tor kommen sah. Und da waren die Schlüssel plötzlich in meiner Tasche.«
    »Das hast du gewusst!«
    »Hab ich nicht. Ich hab ein paar Freunde getroffen, du weißt doch, wie das ist. Ich dachte, du würdest die restliche Arbeit erledigen und dann nach Hause gehen. Was hast du denn mit deinem Kopf gemacht?« Er streckte die Hand aus, aber ich wich zurück.
    »Ich bin gefallen«, sagte ich. Mir blieb die Stimme weg, meine Augen füllten sich mit Tränen. »Die Lampe ging aus.«
    »Baby«, sagte er lächelnd, »wein bloß nicht.«
    Mir lief die Nase.
    Er besaß die Frechheit, mich umarmen zu wollen. Ich schlug ihn noch einmal, und überflüssigerweise rauften wir und fielen dabei unter die Rampe.
    Cobbe bellte eine Warnung vom anderen Ende des Hofs.
    »Ich hasse dich!«, schrie ich.
    Tim hielt mich an den Handgelenken, und ich trat ihm gegen die Knie.
    »Hör mal, Jaff«, sagte er in einem mich rasend machenden vernünftigen Ton, »du wirst doch Jamrach nichts sagen?«
    »Und ob ich es ihm sage!«
    Ich blickte mich suchend nach dem dicken Deutschen um, aber es war nichts von ihm zu sehen. »Ich hasse dich, verdammt noch mal, Tim Linver«, sagte ich, trat um mich, riss mich los und rannte zur Tür, um zu schauen, ob Jamrach im Büro war.
    »Nein!« Tim rannte hinterher und packte mich an der Schulter. Voller Angst flehte er plötzlich: »Sag ihm nichts, Jaffy. Wenn du es ihm sagst, schmeißt er mich raus.«
    »Geschieht dir recht.«
    Aber Jamrach war noch nicht da. Nur Bulter, der, die Füße auf dem Schreibtisch, mit einem langen Fingernagel in den Zähnen pulte.
    »Ab, ihr zwei, raus hier«, sagte er.
    Tim zog mich in die Diele. Er hatte Tränen in den Augen. Gut. Wir rannten durch den stummen Vogelraum. »Das war doch ein Scherz«, sagte er verzweifelt. Jetzt waren wir wieder draußen im Hof. Ich nahm meinen Besen und ging wie ein Turnierritter auf ihn los, jagte ihn bis dicht vor das Alligatorbecken.
    »Du bist wahnsinnig!«, brüllte er.
    Ich schlug ihn mit dem Besen, so heftig ich konnte, immer und immer wieder.
    »Aua, hör auf!«
    »Macht Schluss, ihr beiden«, knurrte Cobbe, »er ist da, ich hab seine Droschke gehört.«
    Ich ließ den Besen fallen und rannte zur Tür.
    Tim rannte hinterher, packte mich am Arm. »Jaffy!« Sein Gesicht war weiß. »Bitte«, sagte er, »verrat es nicht. Ich schenk dir auch mein Fernrohr. Ich verspreche dir, ich schenk dir mein Fernrohr, wenn du ihm nichts verrätst.«
    Und da war die Eingangstür, und da war die Stimme von Mr Jamrach, der Bulter fröhlich grüßte.
    »Bitte!«
    Ich wollte das Fernrohr haben. Dan Rymers Fernrohr war zweimal um die ganze Welt gereist, und er hatte es Tim geschenkt. Durch dieses Fernrohr habe Dan Rymer als Erster gesehen, wie der große patagonische Kondor sich hoch über der blauen Sierra in die Lüfte schwang, sagte Tim. Einmal, nur ein einziges Mal, hatte ich hindurchsehen dürfen, und das auch nur für ein paar Sekunden. Da sah ich die Welt neu. Ich sah den mürrischen Schatten im Auge eines Vogels.
    »Bitte!«, sagte Tim.

    Ich arbeitete bis zehn, dann wurde ich ohnmächtig. Oder etwas in der Art. Fiel einfach um.
    Wir hatten drei kleine Elefanten. Ich glaube, sie waren noch sehr jung, einer war nicht größer als die große Dogge, die die Gerberei in Bermondsey bewachte. Sie waren nicht glücklich. Jeder hatte eine Kette ums Bein. Runde um Runde schwankten sie, Seite an Seite, Seite an Seite, nebeneinanderher, ohne Platz zum Umdrehen, rollten die Rüssel immer wieder zusammen und auseinander. Ein endloser Tanz. So hypnotisch war ihre Bewegung, so gleichmäßig und langsam, dass sie mir in den Kopf kroch und mich ganz schwindelig machte, und der Rechen glitt mir aus den Händen, und ich fiel hin. Als ich wieder zu mir kam, war ich im Büro und lag auf einer kratzigen Jacke, und Mr Jamrach schüttete mir aus einem Krug Wasser in den Mund. Bulter und Cobbe waren da, und Tim reckte seinen langen Hals, und sein ängstliches Gesicht blickte über Jamrachs Schulter.
    »Was ist los? Was ist los?«, fragte Jamrach. »Bist du krank?«
    »Ich bin müde«, sagte ich, »und ich habe nicht gefrühstückt.«
    »Nicht gefrühstückt! Wieso nicht?«
    Und dann kam alles heraus. Dass ich die ganze Nacht im Geschäft gewesen war und meine Schicht im Spoony versäumt hatte.
    »Tim hat mich eingesperrt«, sagte ich.
    »Ich wollte doch zurückkommen, aber ich hab es vergessen!« In dem Moment hasste ich Tim.
    »Er hat es mit Absicht getan«, sagte ich.
    Sein