Der Atem des Jägers
gefunden. Carlos und die vier unten. Sie haben die Drogen im Keller sichergestellt und die Kleidung des Mädchens
im Zimmer dieses Mannes. Sie fanden Blut in seinem BMW und einen Hund, eines dieser Plüschtiere, aber kein Kind, und dieser
Wichser sagt kein Wort. Er sagt, er wüßte nichts.«
|278| »Das Kind. Es ist ein kleines Mädchen?«
»Drei Jahre alt.«
Griessel spürte die rote Flut des Ekels. »Wo ist sie?« fragte er Carlos.
»Fick dich.«
Er sprang auf und packte den Mann an den Haaren, er bog seinen Kopf zurück und zog an den dunklen Locken. »Wo ist sie, du
Arschloch?«
»Ich weiß nicht!«
Griessel zog an seinen Haaren. Sangrenegra zuckte. »Sie lügt. Die Hure, sie lügt. Ich weiß nichts.«
»Wie sind die Sachen des Mädchens in dein Zimmer gekommen, du Arschloch?« Er zog wieder so heftig er konnte an den Haaren,
weil er so wütend war.
»Sie hat sie dort hingelegt. Sie ist eine Hure. Sie war
meine
Hure.«
»Herrgott«, sagte Griessel frustriert und zog noch einmal an den Haaren, bevor er losließ. Seine Hand fühlte sich schmierig
an. Er wischte sie an Sangrenegras Hemd ab. »Du lügst. Du Arschloch!«
»Das hab ich schon versucht«, sagte Ngubane hinter ihm ganz ruhig, als wäre nichts passiert.
»Frag meine Leute«, sagte Sangrenegra.
Griessel lachte humorlos. »Wo hast du das her?« fragte er und drückte mit dem Finger kräftig auf die Schramme auf Carlos’
Wange.
Der Kolumbianer spuckte nach ihm. Griessel holte aus, um ihn zu schlagen.
»Er sagt, er habe die Frau, die die Vorwürfe gegen ihn erhebt, heute besucht«, sagte Ngubane. »Er sagt, sie sei eine Prostituierte.
Sie habe ihn in ihre Wohnung eingeladen. Das Kind war nicht da. Dann habe sie ihn ohne Grund geschlagen. Also habe er zurückgeschlagen.«
»Das ist seine Geschichte?«
»Das ist seine Geschichte.«
»Und die Mutter?«
|279| »Das Sozialamt ist bei ihr. Sie ist … traumatisiert.«
»Was denkst du, Tim?« Griessel bemerkte, daß er außer Atem war. Er setzte sich auf eine Kiste.
»Das Kind war in dem Wagen, Benny. Das Blut. Und der Hund. Sie
war
dort. Er ist irgendwo mit ihr hingefahren. Es hat zwei Stunden gedauert, vom Angriff auf die Frau bis wir hier waren. Er hat
das Kind irgendwohin mitgenommen. Er dachte, weil die Mutter ein Callgirl ist, könnte er tun, was er will. Aber in dem Wagen
ist etwas passiert. Das Kind hat Angst bekommen, vielleicht. Also ist er mit einem Messer auf das Mädchen losgegangen. So
sieht das Blut aus. Es ist auf der Armlehne des Rücksitzes. Sieht aus wie eine …« Er suchte wieder nach dem Wort auf afrikaans.
»… Arterie. Und dann wußte er, daß er ein Problem hat. Er mußte das Kind loswerden.«
»Herrgott.«
»Ja«, sagte Ngubane.
Griessel starrte Sangrenegra an. Carlos starrte zurück, haßerfüllt.
»Ich denke nicht, daß wir zu optimistisch sein sollten, was das Kind angeht. Wenn das Mädchen lebte, würde dieses Arschloch
einen Deal machen wollen.«
»Darf ich etwas versuchen?« fragte Griessel.
»Bitte«, sagte Ngubane.
»Carlos«, sagte Griessel. »Hast du schon von Artemis gehört?«
»Fick dich.«
»Ich erzähl dir mal eine Geschichte, Carlos. Da draußen läuft ein Kerl rum. Er hat ein großes Assegai. Weiß du, was ein Assegai
ist, Carlos? Ein Speer. Eine Zulu-Waffe. Mit einer langen Klinge, sehr scharf. Dieser Kerl ist ein echtes Problem für uns,
weil er Leute umbringt. Und weißt du, wen er umbringt, Carlos? Er bringt Leute um, die sich an Kindern vergreifen. Bist du
sicher, daß du davon noch nicht gehört hast, Carlos?«
»Fick dich.«
|280| »Wir versuchen, diesen Kerl zu erwischen. Denn er verstößt gegen das Gesetz. Aber bei dir kann ich eine Ausnahme machen. Ich
werde also folgendes tun. Ich werde allen Zeitungen und Fernsehsendern erzählen, daß du dieses hübsche kleine Mädchen entführt
hast, Carlos. Ich werde ihnen deine Adresse nennen. Und wir werden ein Foto von dir veröffentlichen. Ich werde dafür sorgen,
daß du auf Kaution rauskommst. Und ich werde alle deine Freunde im Knast behalten. Nur du kannst hierher, in dieses große
Haus, ganz allein. Wir werden draußen warten, damit sicher ist, daß du nicht zurück nach Kolumbien fliegst. Wir werden darauf
warten, daß der Mann mit dem Speer dich findet.«
»Fick dich.«
»Nein, Carlos. Du bist derjenige, der gefickt ist. Denk mal drüber nach! Denn wenn er kommt, schauen wir in die andere Richtung.«
Sangrenegra sagte nichts, er starrte
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