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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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bloß Griessel an.
    »Dieser Assegai-Mann hat drei Leute umgebracht. Ein Stich, direkt ins Herz. Mit dieser langen Klinge.«
    Keine Reaktion.
    »Sag mir, wo das Mädchen ist! Dann kann es anders laufen.«
    Carlos starrte ihn bloß an.
    »Willst du sterben, Carlos? Sag mir, wo das Mädchen ist.«
    Sangrenegra zögerte einen Augenblick. Dann schrie er mit schriller Stimme: »Carlos weiß nicht! Carlos verdammt weiß nicht!«

33
    Als sie Sangrenegra hinten in den Polizeiwagen stießen und die Türen zuschlugen, sagte Ngubane: »Ich schulde dir eine Entschuldigung,
     Benny.«
    »Oh?«
    »Wegen heute morgen.« Griessel wurde klar, daß er den Zwischenfall bereits vergessen hatte; es war ein langer Tag gewesen.
    |281| »Wir werden manchmal ein bißchen paranoid, schätze ich«, sagte Ngubane. »Manche der weißen Kollegen … sie glauben, wir sind
     Dreck.«
    Griessel sagte nichts.
    »Ich habe Cliffy Mketsu besucht. Im Krankenhaus. Er sagt, du bist nicht so.«
    Griessel wollte am liebsten sagen, daß er wirklich nicht so war. »Wie geht’s Cliffy?«
    »Gut. Er sagt, du hast mehr Erfahrung als wir anderen zusammen. Also wollte ich dich fragen, Benny, was kann ich noch tun?
     Wie kann ich dieses Kind finden?«
    Er betrachtete Ngubane, den ordentlichen Anzug, das weiße Hemd und die rote Krawatte, bemerkte das lässige Selbstbewußtsein
     des Mannes. Und irgendwo tief in seinem Hirn begann ein Lämpchen zu leuchten.
    »Gibt es noch andere Grundstücke, Tim? Diese Drogenjungs haben doch mehr als ein Haus. Die haben Fluchtpläne.«
    »Klar.«
    »Sprich mit Beukes. Sie müssen von Sangrenegra gewußt haben. Sie werden die anderen Häuser kennen.«
    »Klar.«
    »War die Spurensicherung bei der Mutter zu Hause?«
    Er nickte. »Sie haben dort seine Fingerabdrücke gefunden. Und sie haben der Mutter Blut abgenommen. Für den DNA-Vergleich
     mit dem Blut im Wagen. Sie sagen, so können sie feststellen, ob es das Blut des Kindes ist.«
    »Ich glaube nicht, daß sie noch am Leben ist, Tim.«
    »Ich weiß.«
    Sie standen einen Moment schweigend da. »Kann ich mit der Mutter sprechen?«
    »Sicher. Willst du diesen Kerl als Köder nehmen?«
    »Er ist perfekt, aber ich muß mit der Mutter reden. Und wir müssen auch mit dem Sup sprechen, denn unsere Leute vom Organisierten
     Verbrechen hängen auch mit drin, und ich kann dir jetzt schon sagen, denen wird das gar nicht gefallen.«
    »Scheiß drauf.«
    |282| Griessel kicherte. »Das hab ich auch schon gedacht.«
    Als er durch die Innenstadt Richtung Tamboerskloof fuhr, sprangen seine Gedanken hin und her zwischen Boef Beukes und Timothy
     Ngubane und den Kindern, die er in der Long Street sah. Um halb zwölf Uhr nachts waren hier überall Kinder. Teenager, an einem
     verfluchten Montagabend, am oberen Ende der Long Street, in den Clubs und Restaurants und Cafés. Sie standen mit Gläsern und
     Zigaretten in den Händen auf dem Bürgersteig, kleine Gruppen sammelten sich neben geparkten Autos. Er fragte sich, wo ihre
     Eltern waren. Ob sie wußten, wo ihre Kinder steckten. Dann fiel ihm ein, daß er auch nicht wußte, wo seine eigenen Kinder
     steckten. Aber Anna wußte das sicherlich. Wenn sie zu Hause war.
    Beukes. Er hatte früher mit ihm zusammengearbeitet. Er war sein Saufkumpan gewesen. Als die Kinder noch klein waren, die Welt
     noch in Ordnung war. Was, zum Teufel, war passiert? Wie war er von jemand, der mit den Kollegen einen Drink nahm, zu einem
     kompletten Alkoholiker geworden?
    Er hatte angefangen zu saufen, als die Mordkommission noch in Bellville South saß. Das
The President
in Parow war seine Stammkneipe gewesen, nicht weil es so präsidentenhaft war, sondern weil man immer einen Polizisten an der
     langen Mahagoni-Bar fand, ganz egal zu welcher Tageszeit man hereinstolperte. Oder dieser andere Laden hinter Sanlam in Stikland,
     in dem es diese klasse Pizza gab, das
Glockenberg
oder so, Herr, das war ewig her. Die Glocken
burg
. Dort befand sich jetzt eine
Spur Steak Ranch
, aber damals war es eine riesige Kneipe gewesen. Eines Nachts, total besoffen, war er auf die Bühne geklettert und hatte
     der Band verkündet, sie sollten aufhören mit dem Scheiß und anständigen Rock’n’ Roll spielen, gebt mir den Baß, und kennt
     ihr »Blue Suede Shoes«? Seine Kollegen an dem großen Tisch hatten gejohlt und applaudiert, und die vierköpfige Band hatte
     nervös gesagt: Ja, das könnten sie, junge Afrikaaner-Idioten mit weichen Bärtchen und langen Haaren, die Smokie

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