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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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hing
     alles davon ab, wieviel Geld hereingepumpt wurde. Wenn es genug war, würde |312| das Geld gewinnen, das Verbrechen würde sich ein anderes Eckchen suchen, einen anderen Vorort, dachte er. Vielleicht die Cape
     Flats.
    Das Geld würde gewinnen, denn der Ausblick war wirklich phantastisch. So war das mit dem Geld. Es verschaffte den Reichen
     das Schönste. Und vertrieb Polizisten nach Brackenfell.
    Am Kreisverkehr bog er links nach Queens ab, dann rechts nach Victoria, immer am Meer entlang, durch Bantry Bay. Ein Maserati,
     ein Porsche und ein BMW X5 standen Seite an Seite vor einem Wohnblock. Er hatte sich hier nie zu Hause gefühlt. Es war ein
     anderes Land.
    Clifton. Eine Frau und zwei junge Kinder gingen über die Straße. Sie hielt eine große Strandtasche und einen zusammengefalteten
     Schirm. Sie trug einen Bikini und ein kleines Röckchen um die Hüften, aber das wehte hoch. Sie war groß und hübsch, langes
     braunes Haar hing ihr über den Rücken. Sie schaute die Straße hinunter, an ihm vorbei. In seinem Mittelklasse-Polizeiwagen
     war er für sie unsichtbar.
    Er fuhr weiter dorthin, wo die Lower Kloof Street nach links abbog, dann hinten herum nach Round House. Er fuhr zwei- oder
     dreimal die Straße entlang und versuchte die Gegend mit den Augen des Assegai-Mannes zu sehen. Er konnte hier nicht halten,
     kein Versteck. Er müßte weit laufen, vielleicht von oben, von der Signal-Hill-Road-Seite. Oder von unten. Damit er, wenn er
     mit Sangrenegra fertig war, bergab fliehen könnte.
    Oder würde er gar nicht durch die Büsche kommen. Würde er die Straße riskieren?
    Er hat Mut
, hatte Ilse Brody gesagt. Er hat Mut
und
ist clever.
    Er rief Bushy Bezuidenhout an und fragte, wo er sei. Bezuidenhout sagte, er habe ein Haus schräg gegenüber von Sangrenegra
     gefunden. Gehörte einem Italiener, der im Ausland lebte. Sie hatten die Schlüssel von dem Verwalter bekommen. Sie dürften
     im Haus nicht rauchen. Griessel sagte, er sei unterwegs.
    Sein Handy klingelte fast sofort wieder. »Griessel.«
    |313| »Benny, hier ist John Afrika.«
    Der Commissioner.
    Scheiße, dachte er.

36
    Er wollte duschen, essen, schlafen.
    Thobela fuhr die York Street in George entlang, als er die Protea Forester’s Lodge entdeckte. Die war gesichtslos genug für
     ihn. Er parkte vor dem Gebäude und hatte schon die Hand nach seiner Tasche ausgestreckt, als der Nachrichtensprecher von dem
     Kolumbianer und dem Kind zu erzählen begann.
    Er hörte zu, eine Hand auf dem Griff seiner Tasche, die andere auf dem Türgriff, den Blick auf die Eingangstür des Hotels
     gerichtet.
    So saß er drei oder vier Minuten da, nachdem er alles gehört hatte. Dann ließ er die Tasche los, startete den Bakkie und legte
     den Rückwärtsgang ein. Er wendete und fuhr die York Street weiter, bog nach rechts auf die C.J. Langenhoven Street. In Richtung
     Outeniqua-Paß.
     
    Die Polizisten, die Christine von Rooyens Tür hätten bewachen sollen, waren nicht da. Griessel klopfte und nahm an, daß sie
     drinnen sein würden.
    »Wer ist da?« klang ihre Stimme leise durch die Tür hindurch. Er nannte seinen Namen. Seine Kollegen waren auch nicht drinnen,
     sonst hätte sie nicht selbst geantwortet. Als die Tür sich öffnete, sah er zuerst ihr Gesicht. Es sah nicht gut aus. Sie war
     bleich, ihre Augen waren geschwollen.
    »Kommen Sie herein!« Sie trug einen Pullover, obwohl es nicht kalt war. Ihre Schultern waren nach vorne gesunken. Er vermutete,
     daß ihr klar war, daß sie ihr Kind nicht lebend wiedersehen würde. Sie setzte sich auf die Couch. Er bemerkte, daß im Fernsehen
     eine Serie lief, ohne Ton. Ließ sie so die Zeit vergehen?
    »Wissen Sie, daß er Kaution bekommen hat?«
    |314| Sie nickte.
    »Wissen Sie, daß wir dafür gesorgt haben?«
    »Das haben sie mir gesagt.« Ihre Stimme tonlos, als hätte nichts mehr eine Bedeutung für sie.
    »Wir denken, er wird uns zu Sonia führen.«
    Christine starrte bloß auf den Fernseher, wo ein Mann und eine Frau einander anschauten. Sie stritten.
    Er sagte: »Es ist eine Möglichkeit. Ich habe mit einer Polizeipsychologin gesprochen. Sie sagt, die Chance ist groß, daß er
     zu ihr gehen wird.«
    Sie schaute ihn wieder an. Sie weiß es, dachte er. Sie weiß es spätestens jetzt.
    »Möchten Sie einen Kaffee?« fragte sie.
    Er dachte einen Moment nach. Er war hungrig. Er hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. »Kann ich etwas zu essen holen
     gehen? Auch für Sie?«
    »Ich habe keinen

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