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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Es ist so, als hätte man irgendwo eine kleine Planschmiede, die einem die cleversten Gedanken ins Bewußtsein
     pumpt. ›Ach, es ist ja bloß ein Bier.‹ ›Was kann ein kleiner Drink schon schaden?‹ Auch sehr effektiv ist: ›Ich hab es verdient,
     ich habe eine ganze Woche gelitten und mir wenigstens einen Kleinen verdient‹. Und schlimmer noch: ›Ich muß jetzt einfach
     etwas trinken, sonst drehe ich durch.‹«
    »Wie soll man dagegen ankommen?«
    »Sie rufen mich an.«
    »Das kann ich nicht jedes Mal …«
    »Doch, das können Sie. Jederzeit, Tag und Nacht.«
    »Aber so kann es nicht ewig weitergehen, oder?«
    »Das wird es auch nicht, Benny. Ich werde Ihnen beibringen, wie man das Biest im Zaum hält.«
    »Oh.«
    |129| »Aber ich wollte mit Ihnen noch mal über diese Stimmen sprechen.«
     
    Er saß in den tiefen Nachtschatten der ungepflegten Büsche in dem Park, der an die Simone Street grenzte. Mit dem Fernglas
     betrachtete er Pretorius’ Haus, dreihundert Meter die Chantelle Street hinunter.
    Ein weißer Vorort des Nachts. Fort Blanc. Keine Kinder draußen. Abgeschlossene Türen, Garagen und Sicherheitstore, die sich
     mit Hilfe elektronischer Fernbedienungen öffneten, das blaue Flackern der Fernsehschirme in den Wohnzimmern. Die Straßen waren
     still, abgesehen von dem weißen Toyota Tazz von Cobra Security, der Streife fuhr, und ab und zu noch einem Anwohner, der spät
     nach Hause kam.
    Trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen, der Mauern, der Türme und Wassergräben, waren die Kinder nicht einmal hier sicher – es
     brauchte nur einen Eindringling wie Pretorius, um alle Grenzen niederzureißen.
    Leben herrschte im Haus des Kinderschänders. Lichter gingen an und aus.
    Thobela überdachte seine Möglichkeiten, plante einen Weg, der ihn fern von den Straßenlampen durch die hinteren Gärten bis
     zur Mauer von Pretorius’ Haus führte. Schließlich entschied er jedoch, daß die schnellste Option auch die größten Erfolgschancen
     barg: die Straße hinunter.
    Er erhob sich, steckte das Fernglas in die Tasche und reckte sich. Er lauschte auf Autos, trat aus dem Schatten und begann
     entschlossen auszuschreiten.
     
    »Doc, es sind keine Stimmen. Ich höre niemanden reden. Es ist … als wenn jemand schreit. Aber nicht draußen, es ist hier drinnen,
     hier hinten in meinem Kopf. ›Hören‹ ist nicht einmal das richtige Wort, denn es gehören auch Farben dazu. Manchmal schwarz,
     manchmal rot, Scheiße, es klingt, als wäre ich verrückt, aber es ist wahr. Ich komme an einen Tatort. Nehmen wir mal den Fall,
     an dem ich gerade arbeite. Eine Frau liegt auf dem |130| Boden, erwürgt mit dem Elektrokabel des Wasserkessels. Man kann an den Druckstellen an ihrem Hals sehen, daß sie von hinten
     erwürgt wurde. Man fängt an, zu rekonstruieren, wie das passiert ist – das ist mein Job, man muß alles genau bedenken. Man
     weiß, sie hat ihn hereingelassen, denn es gibt keine Hinweise auf gewaltsames Eindringen. Man weiß, daß sie zusammen in dem
     Zimmer waren, denn dort stehen eine Flasche Wein und zwei Gläser oder vielleicht auch Kaffeetassen. Man weiß, sie müssen geredet
     haben, sie hat sich entspannt, hat nichts Schlimmes erwartet, sie stand da, und er trat hinter sie und sagte etwas. Plötzlich
     legte sich dieses Ding um ihren Hals, und sie bekam Angst, sie versuchte ihre Finger unter das Kabel zu zwängen. Vielleicht
     hat er sie umgedreht, denn er ist krank, er wollte ihr in die Augen sehen, er wollte ihr Gesicht sehen, denn er ist ein Kontrollfreak,
     und jetzt sieht sie ihn, und sie weiß …«
     
    Thobela mußte sich schnell entscheiden. Er ging um das Haus herum bis zur Hintertür, und er sah, daß er hier am leichtesten
     eindringen könnte. Es gab kein Sicherheitstor, bloß ein normales Schloß, er mußte schnell hinein, je länger er draußen blieb,
     desto größer die Chance, gesehen zu werden.
    Er trug das Assegai auf dem Rücken, unter seinem Hemd, den Schaft knapp unterhalb seines Nackens, die Klinge unter seinem
     Gürtel. Er hob die Hand und zog die Waffe heraus. Er hob einen Fuß, er trug Stiefel; er zielte auf das Schloß, er trat die
     Tür mit aller Kraft auf.
    Ein Urteil in der Gerichtsverhandlung gegen Kinderhort-Betreiber Colin Pretorius, der mehrfacher Vergewaltigung und Mißbrauchs
     von Kindern sowie des Besitzes von Kinderpornographie angeklagt ist, wird morgen erwartet. Pretorius selbst hat nicht ausgesagt
.
    Die Küche war dunkel. Er lief auf die Lichter im

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