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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Das zweite trat auf, als ihr neuer Chef im Auto seine Hand auf ihr Bein legte. Schließlich war da noch ihr Gehaltszettel am
     Ende des Monats. Brutto: neuntausend irgendwas. Netto: sechstausendvierhundert Rand, inklusive Verkaufsprovision, nach Steuer
     und Arbeitslosenversicherung und was nicht noch alles für Abzügen.
    Sie überdachte ihren Plan. Sie war einundzwanzig Jahre alt. Als Prostituierte hatte sie über dreißigtausend Rand im Monat
     verdient, sie hatte zwanzigtausend davon gespart. Selbst nachdem sie den Wagen und ein paar andere teure Dinge angeschafft
     hatte, blieben ihr immer noch fast zweihunderttausend auf der Bank. Wenn sie noch vier Jahre arbeiten könnte … bis Sonia in
     die Schule kam. Bloß vier Jahre noch. Sie konnte zwei, vielleicht zwei fünfzig im Jahr sparen, möglicherweise |145| sogar mehr. Dann konnte sie sich einen normalen Job leisten. Nur vier Jahre.
    Beinahe ging das gut. Bloß klingelte eines Tages ihr Telefon, und Carlos Sangrenegra sagte: »Conchita?«

19
    Er checkte aus dem Hotel in Parow aus. Seine Bedürfnisse hatten sich geändert. Er wollte anonymer bleiben, weniger Zeugen
     für sein Kommen und Gehen haben. Er fuhr in die Innenstadt, wo er die Zeit vergehen lassen konnte, ohne aufzufallen. Aus einer
     Telefonzelle im
Golden Acre
rief er den Detective in Umtata an, um nach Neuigkeiten über Khoza und Ramphele zu fragen.
    »Ich dachte, Sie wollen sie sich selber schnappen.«
    »Ich komme nicht weiter.«
    »Ist doch nicht so leicht, was?«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Tja«, sagte der Detective, dem das Eingeständnis imponierte. »Wir sind auch nicht wirklich weitergekommen.«
    »›Nicht wirklich‹?«
    »Gar nicht.«
    In der Adderley Street kaufte Thobela sich
Die Burger
und ging dann im
Spur
in der Strand Street frühstücken. Er bestellte und schlug die Zeitung auf. Die wichtigste Meldung war die Bewerbung um die
     Fußballweltmeisterschaft 2010. Unten auf der Seite stand ein Artikel mit der Überschrift
Lesbisches Paar verhaftet wegen Kindesmord
. Er las den Artikel. Eine Frau war unter dem Verdacht verhaftet worden, die fünfjährige Tochter ihrer Partnerin ermordet
     zu haben. Das Kind war offenbar bei einem Wutausbruch mit einem Billardqueue auf den Kopf geschlagen worden.
    Sein Kaffee kam. Er riß das Tütchen mit Zucker auf, schüttete ihn in seine Tasse, rührte um.
    Was hatte er vor?
    |146|
Wenn sich die Kinder nicht mehr auf das Justizsystem verlassen können, um sie zu beschützen, wer kann ihnen dann noch helfen?
    Wie konnte er es schaffen? Wie sollte es ihm gelingen, durch seine Taten die Kinder zu schützen? Woher würden die Leute wissen:
     Du darfst Kindern kein Haar krümmen. Es dürfte keinen Zweifel geben – die Todesstrafe war wieder eingeführt worden.
    Er nippte vorsichtig an seinem Kaffee.
    Er hatte es zu eilig. Es würde gelingen. Es würde eine Weile dauern, bis die Nachricht sich herumsprach, aber sie würde es
     tun. Er dürfte seine Mission nur nicht aus den Augen verlieren.
     
    »Auf keinen Fall«, sagte die Konzernsprecherin von
Woolworth
, eine Weiße Anfang Vierzig. Sie saß neben André Marais, der Polizei-Sergeantin, in einem Konferenzraum in der Zentrale der
     Kaufhauskette in der Longmarket Street. Der Unterschied zwischen den beiden Frauen war bemerkenswert. Es ist nur Geld, dachte
     Griessel, und die Umgebung. Setzt diese manikürte Frau in ihrem engen grauen Kostüm drei Monate bei einem Polizistengehalt
     an einen Schreibtisch in Claremont, und dann sehen wir weiter.
    Es saßen insgesamt sechs an dem kreisrunden Tisch: January, der Storemanager in Waterfront, Kleyn, die Konzernsprecherin,
     Marais, Griessel und sein Partner in diesem Monat, Inspektor Cliffy Mketsu.
    »O doch«, sagte Griessel mit diebischer Freude. »Denn die Alternative wird Ihnen sicher nicht gefallen, Mrs. Kleyn.« Mketsu
     und er hatten beschlossen, daß er der böse Cop wäre, Cliffy würde den friedfertigen Xhosa-Detective geben.
    »Welche Alternative?« Der extrem rote Mund der Frau prangte klein und unzufrieden unter der geraden Nase und den zu stark
     geschminkten Augen. Bevor Griessel antworten konnte, setzte sie hinzu: »Und es ist
Ms.
Kleyn.«
    »McClean?« fragte Cliffy überrascht und zog ihre Visitenkarte näher heran. »Aber hier steht …«
    |147| »
Ms.
«, sagte sie. »Wie in: Weder Mrs. noch Miss. Eine moderne Form der Anrede, von der die Polizei offenbar noch keine Ahnung
     hat.«
    »Lassen Sie mich Ihnen sagen, wovon wir bei der Polizei

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