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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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aus seiner Jackentasche, als sie den Polizeiwagen erreichten. Er schloß |152| auf, setzte sich, streckte sich über den Beifahrersitz, um die anderen Türen zu öffnen. Mketsu und Marais stiegen ein. Er
     steckte den Schlüssel ins Zündschloß.
    »Warum will sie eine
Ms.
sein? Warum? Was ist nicht in Ordnung mit Mrs.? Oder Miss. Es war sechstausend Jahre lang gut genug, und jetzt will sei eine
     gottverfluchte
Ms.
sein?«
    »Benny.«
    »Warum, Cliffy?« Er konnte nicht mehr. Er mußte etwas trinken. Er tastete nach dem Zettel in seiner Tasche, er war nicht sicher,
     wo er ihn hingesteckt hatte.
    »Ich weiß nicht, Benny«, sagte Cliffy. »Laß uns fahren.«
    »Nur einen Moment«, sagte er.
    »Wenn ich sie wäre, würde ich auch eine Ms. sein wollen«, sagte André Marais leise vom Rücksitz.
    Er fand den Zettel, öffnete seinen Sicherheitsgurt und sagte: »Entschuldigt mich.« Dann stieg er aus dem Wagen. Er las die
     Nummer vom Zettel ab und wählte sie auf seinem Handy.
    »Barkhuizen«, sagte die Stimme am anderen Ende.
    Er ging weg vom Wagen. »Doc, Ihre Pillen helfen mir überhaupt nicht. Ich kann nicht mehr. Ich kann meine Arbeit nicht machen.
     Ich benehme mich unmöglich. Ich will alle zusammenschlagen. Ich schaff’s nicht mehr, Doc, ich kaufe mir jetzt einen gottverfluchten
     Liter Brandy und werde ihn trinken, Doc, verstanden?«
    »Verstanden, Benny.«
    »In Ordnung, Doc, ich wollte es Ihnen bloß sagen.«
    »Danke, Benny.«
    »›Danke, Benny‹?«
    »Es ist Ihre Entscheidung. Aber tun Sie mir einen Gefallen, bevor Sie den ersten Schluck nehmen.«
    »Welchen, Doc?«
    »Rufen Sie Ihre Frau an. Und Ihre Kinder. Erzählen Sie denen dieselbe Geschichte.«

|153| 20
    Sie saß da und sah Sonia an. Das Kind lag auf dem großen Bett, eine Hand untergefaltet, die andere eine kleine Faust neben
     ihrem geöffneten Mund. Ihr Haar war dünn und glänzte in der Spätnachmittagssonne, die durch das Fenster hereinfiel. Sie saß
     ganz still und starrte ihr Kind an. Sie suchte nicht nach Zügen, die sie an Viljoen erinnerten, sie studierte nicht verzückt
     die perfekten Glieder.
    Der kindliche Körper. Unbefleckt. Unberührt. Heilig, sauber, vollkommen.
    Sie würde Sonia lehren, daß ihr Körper wunderbar war. Daß sie schön war. Daß es ihr erlaubt war, schön zu sein. Sie konnte
     attraktiv und begehrenswert sein – das war keine Sünde, kein Fluch, sondern eine Gnade. Man konnte sich daran freuen und darauf
     stolz sein. Sie würde Sonia lehren, daß sie Make-up auflegen und hübsche Sachen anziehen und die Straße heruntergehen und
     die Aufmerksamkeit der Männer auf sich ziehen könnte, das wäre in Ordnung. Etwas ganz Natürliches. Sie würden versuchen, sie
     zu erstürmen wie Soldaten in endlosen Reihen. Aber sie hatte eine Waffe, um dafür zu sorgen, daß nur derjenige, den sie auserwählte,
     sie eroberte – Selbstbewußtsein.
    Das war ihr Geschenk für ihre Tochter.
    Sie stand auf und holte das neue Messer, das sie bei
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gekauft hatte. Sie trug es ins Badezimmer und schloß die Tür hinter sich ab. Sie stand vor dem Spiegel und zog in der Luft
     ganz langsam die Klinge über ihr Gesicht, von den Brauen bis zum Kinn.
    Wie sehr es sie danach verlangte, die Klinge in ihr Fleisch zu drücken. Wie es sie danach verlangte, die Haut aufklaffen zu
     sehen, den Schmerz zu fühlen.
    Sie zog ihr T-Shirt aus, öffnete ihren BH auf dem Rücken und ließ ihn zu Boden fallen. Sie hielt die Messerspitze an ihre
     Brust. Zog einen Kreis um ihre Brustwarze. Im Geist sah sie die Klinge blitzen, während sie lange Schnitte über ihre Brust
     führte. Sie sah, wie die Schnitte sich kreuzten.
    |154| Nur noch zwei Jahre.
    Sie setzte sich auf den Badewannenrand und schwang ihre Füße hinein. Sie legte ihren linken Fuß auf ihr rechtes Knie. Sie
     drückte das Messer knapp hinter ihrem großen Zeh gegen den Ballen. Sie schnitt, schnell und tief, bis zur Ferse.
    Als sie den plötzlichen Schmerz spürte und sah, wie sich das Blut am Boden der Wanne sammelte, dachte sie: Du bist krank,
     Christine. Du bist krank, krank, krank.
     
    »Am Anfang war Carlos ganz erfrischend. Anders. Mit mir. Ich glaube, in Kolumbien ist es eher in Ordnung als hier, zu einer
     Prostituierten zu gehen. Er schien sich nie zu fragen, ›Was, wenn mich jemand sieht?‹, wie die meisten meiner Klienten. Er
     war ein kleiner, drahtiger Mann ohne ein Gramm Fett. Er lachte immer. Freute sich immer, mich zu sehen. Er sagte, ich sei
     die

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