Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Atem Manitous

Der Atem Manitous

Titel: Der Atem Manitous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
hatte!
    Der Lilienkelch! Lilith mußte ihn manipuliert haben.
    Nona war entschlossen, die Antworten auf ihre Fragen bei Lilith zu finden. Aber zuerst mußte sie aus dieser Zelle in einem Nest am Rande der Welt herauskommen .
    Sie stutzte, hob ruckartig den Kopf.
    Ihre Instinkte erwachten.
    Und obwohl sie nirgends einen sicht- oder hörbaren Beweis dafür fand, war sie plötzlich überzeugt, beobachtet zu werden, nicht länger allein im Dunkel ihrer Zelle zu sitzen.
    Unwillkürlich spannte sie ihre Muskeln an. Wie ein zum Sprung bereites Tier.
    »Wer ist da?« rief sie. Nicht sehr laut - aber laut genug.
    Als sie keine Antwort erhielt, veränderte Nona die Frage in Wortlaut und Sinn.
    »Ist da jemand?«
    Stille.
    Und so blieb es bis zum Ende der Nacht. Auch den ganzen folgenden Tag. Unmöglich still und - unglaublich verlassen.
    Kein Sheriff, kein Deputy ließ sich sehen. Niemand brachte ihr etwas zu trinken oder zu essen. Auch nicht, als sie zu toben begann.
    Die Zelle, das winzige vergitterte Fenster, an dem sie das Kommen und Gehen der Finsternis verfolgen konnte, alles schien zu einem vergessenen Ort im Nirgendwo zu gehören, herausgelöst aus dem sonstigen Gebäude und der Stadt.
    Kein noch so leises Geräusch drang zu ihr vor. Weder Stimmen noch Straßenlärm.
    Dann wurde es Nacht.
    Und wieder Tag.
    Dunkel.
    Hell.
    Dunkel
    *
    In der dritten Nacht ihrer Gefangenschaft stand Nona kurz davor, sich aufzugeben. In ihren Eingeweiden wühlte ein Schmerz, der sie stetig näher an den Wahnsinn herantrieb. Und nicht nur ihre Kehle, ihr ganzer Körper war wie ausgedörrt!
    Daß ihr skrupelloses Vorgehen diese Folgen haben könnte, hatte sie nie ernsthaft in Betracht gezogen. Aber irgend jemand schien sich in den Kopf gesetzt zu haben, sie für den Mord an drei Menschen - mit Philip, dessen Tod sie ihr nicht beweisen konnten, waren es sogar vier - büßen zu lassen. Und zwar an der >regulären Justiz< vorbei!
    Wie man hier mit ihr umsprang, das sprach jeder gesetzlichen Verfassung Hohn ...
    Nona fuhr sich mit den Nägeln ihrer Hand über den rechten Oberarm. So tief, daß es blutete Sie bekämpfte Schmerz mit Schmerz. Aber die Qualen, die ihr aus dem Bauch heraus den Körper zerrissen, waren damit nicht zu überlisten. Unaufhörlich zogen sie wie Messerstiche durch ihre Organe.
    Der Hunger war dabei nicht das Schlimmste.
    Das war der Durst.
    Diese Schweine gaben ihr nicht einmal Wasser!
    In ihrer Verzweiflung netzte Nona die Lippen mit ihrem eigenen Blut, das aus den Schürfwunden quoll. Aber sie befand sich nicht in dem Stadium der Transmutation, die ihr diesen Saft versüßt hätte. Die Tage um den vollen Mond waren vorüber. Bis zum nächsten würde sie sich nicht in ihre Wolfsgestalt verwandeln können.
    Und sie war auch kein Vampir.
    Das Blut ekelte sie.
    Die Rechnung hatte so einfach ausgesehen: Durch die Morde und den Hinweis auf Makootemane hatte sie die Aufmerksamkeit der örtlichen Sippe auf sich lenken wollen.
    Vampire beherrschten ihr Umfeld. Sie belegten alle wichtigen Schaltstellen der Macht. In New Jericho hätte es nicht anders sein dürfen. Die Häuser der Stadt standen dort, wo einst die Jagdgründe der Arapaho gelegen hatten. Und Nonas Rundgänge hatten bestätigt, daß auch heute noch fast ausschließlich Menschen indianischer Abstammung hier lebten und arbeiteten. Kaum Weiße.
    Sie alle mußten Nachkommen jener anderen Stammeshälfte sein, die sich aus der Abspaltung der Kelchkinder ergeben hatte .
    Wo also lag ihr Fehler? Ihr vielleicht tödlicher Irrtum?
    Man hatte sie lebendig in einer Zelle begraben. Im Gebäude des Sheriffs. Und niemand - niemand! - schien sie weiter zur Kenntnis nehmen zu wollen!
    Fast noch schlimmer war, daß die Frist unaufhaltsam verrann, die sie sich selbst gesetzt hatte, um hier Verbündete zu mobilisieren. Bis zum 9. Januar waren es nur noch vier Tage - und wie es aussah, würde sie den Tag, an dem sich Lilith in Bangor aufhielt, entweder nicht mehr erleben - oder immer noch hier eingesperrt sein.
    Die ersten beiden Tage war sie wie ein eingesperrtes Tier in ihrer Zelle auf und ab gegangen und hatte sich die Seele aus dem Leib geschrien.
    Ohne den geringsten Erfolg.
    Deshalb lag sie jetzt fast nur noch auf dem Bett. Ganz still, um die Funktionen und die Bedürfnisse ihres Körpers so niedrig wie möglich zu halten.
    Sie lag wie erstarrt und träumte. Halluzinierte. Rief lautlos um Hilfe - in der vagen Hoffnung, Chiyoda könnte ihre Ruf auffangen und ihr zu Hilfe eilen, wie

Weitere Kostenlose Bücher