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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Mississippi und Texas von den prachtvollen Landhäusern und riesigen Ölraffinerien, den Einkaufszentren, Country Clubs und Spielkasinos befreien und den Einwohnern nahelegen, sich weiter im Landesinneren niederzulassen, in größerer Entfernung von den Bahnen, auf denen die Hurrikans ziehen – dann wäre das »menschliche« Problem bis zu einem gewissen Grad aus der Welt geschafft.
    5. Die wenig bekannte See
    A m offenkundigsten wirkt sich die Erwärmung unserer Ozeane auf vertraute Dinge aus – auf Rotterdam, auf Hurrikans, auf Pinguine oder Anchovis. Doch der Temperaturanstieg, was immer seine Ursachen sein mögen, scheint sich auch in weniger vertrauten Welten bemerkbar zu machen. Gegenwärtig wird bei allen möglichen Gelegenheiten Besorgnis darüber geäußert, dass die globale Erwärmung einen besonderen Effekt – ob es ein positiver oder ein negativer sein wird, wissen wir noch nicht – auf ein Geschöpf ausüben könnte, das möglicherweise in größerer Zahl auf unserem Planeten vorkommt als jedes andere. Dabei war uns die Existenz dieses Lebewesens bis 1986 völlig unbekannt. Das war das Jahr, in dem es entdeckt wurde – und zwar im Atlantischen Ozean.
    Die Meere wimmeln von winzigen in ihm treibenden Lebewesen, von Plankton, das unter der Wasseroberfläche schwebt. Wo es diese Lebewesen – zumeist Algen, aber auch Bakterien – gibt und was sie tun, hängt vor allem von der Beschaffenheit des Wassers ab, in dem sie treiben, davon, ob es warm oder kalt ist. Das wiederum hängt einerseits vom Breitengrad, andererseits von der Tiefe ab, des Weiteren davon, ob der Salzgehalt hoch ist oder nicht, ob der Druck hoch oder niedrig, ob die allgemeine chemische Zusammensetzung günstig oder ungünstig, ob es dunkel oder hell ist – denn in Tiefen von mehr als tausend Metern dringt kein Licht mehr vor, so dass es dort pechschwarz ist, wenn man von dem schwachen Leuchten biolumineszenter Pflanzen und Tiere absieht sowie den kleinen an Glühwürmchen erinnernden orangefarbenen Lichtpunkten, die die wackeren Geschöpfe abgeben, die in unmittelbarer Nachbarschaft der kochend heißen hypothermalen Quellen am Meeresgrund leben und gedeihen. Doch nahezu ausnahmslos in jeder Zone, von den sauerstoffreichen Küstengewässern bis hin zu den eisig kalten Tiefseegräben, wo nicht nur ewige Finsternis, sondern auch ein Druck herrscht, unter dem Eisen zusammengequetscht würde, existiert Leben, und die meisten dieser Geschöpfe sind nicht nur mikroskopisch klein, sondern auch unbekannt.
    Die Mehrheit der winzigen Kreaturen, die in den von der Sonne gut beleuchteten oberen Schichten der Meere vorkommen, gibt Gase oder Gasgemische ab. Eine von ihnen, Emiliana huxleyi, eine mit harten Kalzitscheibchen bedeckte Alge, sondert Dimethylsulfid ab, von dem einige annehmen, dass es zu dem typischen Geruch des Meeres, zum Zustandekommen der berühmten »Seeluft«, beiträgt. 60 Doch die meisten dieser Lebewesen betreiben Fotosynthese, das heißt, sie nehmen Kohlendioxid auf, produzieren Kohlenhydrate und geben Sauerstoff in riesigen Mengen ab. Möglicherweise bis zu siebzig Prozent des auf dem Planeten vorhandenen Sauerstoffs rühren von solchen Meeresorganismen her, von denen ein ganz besonderer im Jahr 1986 entdeckt wurde – eine blau-grüne Alge, der man den Namen Prochlorococcus gab.
    Eine junge Wissenschaftlerin vom Massachusetts Institute of Technology hat das erste Exemplar dieser Spezies in der Sargassosee gefunden. Sallie W. (Penny) Chisholm und ihr Kollege Rob Olsen von der Woods Hole Oceanographic Institution gehörten zur Crew eines Forschungsschiffs, das von Cape Cod aus Kurs auf Bermuda genommen hatte; sie führten zu Testzwecken eine Apparatur mit, die normalerweise in Krankenhäusern zur Blutuntersuchung zum Einsatz kommt und als Durchflusszytometer bekannt ist. Dieses Gerät funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Ein Laserstrahl wird durch eine Röhre gelenkt, durch die man mit hoher Geschwindigkeit eine Flüssigkeit fließen lässt – in Krankenhäusern Blut, auf dem Forschungsschiff Seewasser –, und Detektoren fangen das Licht auf, das von winzigen, mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren, in der Flüssigkeit schwebenden Partikeln abgelenkt und zerstreut wird. Die beiden Forscher wussten nicht, ob das Zytometer auf einem schwankenden Schiff überhaupt funktionieren würde, doch sie hofften, mit seiner Hilfe viele Exemplare einer bestimmten blau-grünen Alge zu finden, von deren Existenz man bereits

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