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Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Der Atlantik - Biographie eines Ozeans

Titel: Der Atlantik - Biographie eines Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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dramatische Weise. Als dreiunddreißig Jahre später Surtsey vor der Küste Islands aus dem Meer auftauchte, war das zwar ein spektakulärer Anblick, doch handelte es sich nicht wirklich um einen unheilbringenden explosionsartigen Ausbruch, sondern allenfalls um ein ungestümes Hervorquellen.
    Das bedeutet nicht, dass es im Atlantik zu keinerlei denkwürdiger Aktivität gekommen ist. Im Gegenteil: Es ist viel geschehen, und die Ereignisse der jüngeren Zeit sind in allen Einzelheiten aufgezeichnet worden – genauer und ausführlicher als anderswo, weil wissenschaftlich interessierte und mit den entsprechenden technologischen Geräten ausgerüstete Menschen an den Ufern des Atlantiks schon länger zu Hause waren als an den Küsten anderer Meere. 61 Es existieren viele frühe Aufzeichnungen über heftige seismische Aktivitäten im Ostatlantik, zum Beispiel in der Region zwischen Portugal und den Azoren. Den Anfang macht der Bericht über eine Flutwelle auf dem Tejo im Winter 1531 und riesigen Wogen auf dem Meer in der Nähe seiner Mündung, durch die ganze Flotten von Fischerbooten und Segelschiffen versenkt wurden. Dann kam es im November 1755 zu dem Erdbeben, durch das Lissabon nahezu vollständig in Schutt und Asche gelegt wurde; es heißt, dass Ausläufer in Form von gewaltigen Flutwellen nicht nur, wie zu erwarten war, Madeira und Agadir erreichten, sondern auch noch an einem so fernen Ort wie Martinique in der Karibik Verwüstungen anrichteten.
    Seit der Katastrophe, die sich 2004 im Indischen Ozean ereignete und die von Bengalen bis nach Sri Lanka und darüber hinaus viele Menschen tötete, ist mit einiger Sorge die Frage gestellt worden, ob es auch auf dem Atlantik zu solchen verheerenden Tsunamis kommen könne. Es gibt nur wenige glaubwürdige Berichte über solche Monsterwellen, die auf dem Atlantik entstanden und weite Strecken zurücklegten – vermutlich liefert die Zerstörung Lissabons das einzige Beispiel. Das Beben bei den Grand Banks im Jahr 1929, das von einem Erdbeben der Stärke 7,2 auf der Richterskala südlich von Neufundland ausgelöst wurde, ist in allen Einzelheiten erforscht worden. Große, aus Wasser und Sand bestehende sogenannte Turbiditätsströme brausten damals durch die Schluchten am Meeresboden und zertrennten viele der Telegrafenkabel, so dass die Verbindung plötzlich abbrach; es scheint aber so, dass es nördlich der Trichtermündung des Sankt Lorenz kaum zu seismisch bedingten Erschütterungen kam. Ähnlich löste die ungeheure Explosion im Hafen von Halifax im Dezember 1917, die in Kapitel vier erwähnt wurde, eine Reihe von großen Flutwellen aus, die aber nach ein paar Minuten wieder in sich zusammensackten und es nicht bis aufs offene Meer schafften.
    Von einer dreihundert Meilen langen Sandbank, die sich zwischen Dunbar und Inverness an der schottischen Ostküste entlangzieht, nimmt man an, dass sie durch einen unterseeischen Erdrutsch entstand, zu dem es vor achttausend Jahren vor der norwegischen Küste kam. Und man vermutet, dass gewaltige Verwüstungen der unterschiedlichsten Art die Folge waren, als die Eisbarriere, die den Lake Agassiz zurückhielt, brach und dessen Wasser sich in den Atlantik ergoss. Doch hat man bis dato keine physischen Belege dafür gefunden, dass dadurch auch Tsunamis ausgelöst wurden; die Wissenschaftler hoffen allerdings, fossile Sandbänke an der Westküste der Labradorsee zu entdecken. Bis ihnen das gelingt, stellen die schon erwähnten recht vagen Anzeichen dafür, dass in der Region des Schwarzen Meeres infolge des meterhohen Anstiegs des Wasserspiegels landwirtschaftlich genutztes Terrain verloren ging, die einzigen Hinweise auf eine »transatlantische« Auswirkung der großen Agassiz-Flut dar.
    Die Sorge darüber, dass möglicherweise zerstörerische Monsterwellen über den ganzen Atlantik hinweglaufen könnten, ist zu einem Teil durch das geweckt worden, was 2004 im Indischen Ozean geschah; zu einem wesentlich größeren Teil ist sie aber durch eine wilde Spekulation ausgelöst worden, die im Jahr 2000 in der Presse verbreitet wurde und der zufolge New York in Gefahr stand, durch einen unmittelbar bevorstehenden Erdrutsch auf der Kanareninsel La Palma überflutet zu werden. In Berichten einiger Blätter der Sensationspresse – sowie in einem längeren von der BBC gesendeten »Dokumentar«-Film – wurde behauptet, dass ein Basaltbrocken von der Größe der Isle of Man sich binnen Kurzem vom Westhang des Cumbre-Vieja-Vulkans lösen und

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